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Kosmonaut

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Doppelpost:
Carpathian – Spirals
Ich bin ziemlich überrascht, als Carpathian aus den Boxen trümmern. Es gibt von Anfang an ziemlichen In-Your-Face-Hardcore geboten, wobei ich bei dem Namen und dem Albumcover zuerst mit Black Metal rechnete.
Spirals kommt mit straighten Riffs, einem brachialen Schlagwerk und einem räudigen Sänger daher – so wie eigentlich jede Band, die Hardcore dieser Art präsentiert. Leider wird das ganze hier ein wenig emotionslos präsentiert, Gangshouts tragen weiter zum 08/15-Hardcore-Band-Bild bei. Schlecht ist das nicht, herausragend aber auch nicht. Ganz ordentlicher Hardcore mit schönen Vocals.
7/10

Eyehategod – Ruptured Heart Theory
Ein Eyehategod Song von meinem liebsten Eyehategod Album. Ziemlich großartige Wahl, würde ich sagen.
Dargeboten wird sludiger Stonerdoom vom allerfeinsten. Währen die einführenden Riffs gehämmert werden, werden Töne erzeugt, die mich ein wenig an tuvan throat singing erinnern, und bei denen ich unsicher bin, ob es sich um Rückkopplungsgeräusche oder eine Art Flöte handelt. Oder um tatsächliches throat singing.
Der Song wälzt extrem langsam und zäh daher, kriecht wie dickflüssige Lava aus den Boxen und zerstört alles, was ihm in die Quere kommt. Die unglaubliche Aggression, die Eyehategod mit sich bringen, spannt einem die Haut, lässt einem das Blut rasen. Mike Williams soll sich bei den Aufnahmen zum Album die Hände aufgeschlitzt haben, um mit seinem Blut Satan und ähnliches an die Wand zu schreiben. Er beschrieb die Aufnahmen zum Album Dopesick als Nahtoderfahrung, und den Namen des Albums als bezeichnend für den Zustand während der Aufnahmesession. Gerüchte sagen außerdem, dass der Mix des Album von einem Methjunkie gemacht wurde.
Und genau so klingt Ruptured Heart Theory. Der tongewordene, fast fünf minütige Trip, der Selbstzerstörung als finales Ziel hat. Großartige, qualvolles Musik. Sehr anstrengend, sehr emotions-/wutgeladen, sehr krass. Beinahe unbeschreiblich gut.
10/10

Aosoth – I
Mit Aosoth stürze ich in ein schwarzes Loch, aus dem es 7:41 Minuten kein entkommen gibt – und auch nach dem Hören des Songs dauert es einige Zeit, bis man seine Gedanken wieder beisammen hat.
Aosoth spielen irgendwas zwischen Conqueror und Deiphago, das heißt komplette Schwärze und undurchdringliches Chaos. Blastbeatorkane fegen freudige Emotionen aus, und falls es welche gab, die sich rechtzeitig in Deckung bringen konnten, werden sie von kompromisslosen, dunklen Riffsalven ausgelöscht, begraben unter der rauen, monotonen Stimme, und zwischendurch von zäh-doomigen Parts gewalzt.
Ich fühl mich schlecht.
9/10

Celeste – De sorte que plus jamais un instant ne soit magique
Meine Güte, was für ein Songtitel. Leider bin ich der französischen Sprache nicht mächtig, weshalb ich keine Ahnung habe, was es heißt.
Musikalisch gibt es eine Mischung aus (Post-)Hardcore und facefuck-Black Metal, die in einem fast 13-minütigen Epos abwechslunsgreich und in voller Dramatik ausgespielt wird. Nerven zerfetzender Gesang paart sich mal mit schwarzmetallischen Hardcore Riffs – die aktuelle Planks Scheibe lässt grüßen – , mal mit sludigen Schneckentempopassagen, die sogar ein wenig an Neurosis erinnern.
Das Gemüt wird hin- und hergerissen zwischen aufbrausendem Hass und schwermütiger Trauer.
Die zweite Songhälfte kommt ohne Vocals aus. Langezogene, doomig-schwarze Riffs wabbern wehmütig durch die Boxen. Vereinzelt setzen Streicher und Pianos elegische Akzente.
10/10

Warning – Footprints
Mit doomigem Black Metal, also wie Celeste aufhörten, geht es bei Warning weiter. Langsame Riffs schäppern schleppen, und niederdrückend durch die Boxen. Bis der Sänger anfängt zu singen.
Komisch schiefer Klargesang, der mich irgendwie an einige Black Sabbath Aufnahmen erinnert – Asche über mein Haupt – beißt sich mit den düster depressiven Gitarrenriffs. Der Gesang drängt sich sehr in den Vordergrund, sodass das sehr bescheiden gehaltene Schlagwerk kaum noch zu hören ist. Der Sänger singt sich immer mehr in Ekstase, doch statt mich irgendwie mitzunehemen, mich niederzuringen, habe ich ein verzerrtes Grinsen auf dem Gesicht, und ab und an spucke ich einen Lacher aus.
Mit ein bisschen Interpretation kann man dies nun natürlich als sacruts Intention ansehen, da es das Thema des Sampler sehr gut darstellt, wenn mir hierbei eher zum Lachen, als zum Weinen zu Mute ist – ehrlich gesagt glaube ich aber nicht, dass es beabsichtigt war.
Damit kann ich einfach nichts anfangen.
3/10

Nine Inch Nails – Right Where It Belongs
Tragisch einsame Pianos läuten Right Where It Belongs ein. Vor plätschernden, noisig-verzerten Gitarren/Bässen spielen sie hypnotisch ihr trauriges Thema immer und immer wieder. Der Sänger hat eine schöne Stimme, die verträumt und nachdenklich klingt. Insgesamt ändert sich in diesem Song nicht all zu viel, doch er ist tragisch, schön und bedrückend zu gleich. Sehr melancholisch, auf Dauer aber leider etwas zu monoton und einfach gestrickt.
7/10

Laura – Radio Swan Is Down (Part II)
Laura spielen simplen, und doch sehr tiefgehenden, undurchdringlichen Post-Rock.
Langsam kriechend zieht sich das Thema des Songs dahin, eine wunderschöne Melodie, die doch so traurig, trist und beklemmend ist. Ich kann kaum beschreiben, was da passiert… Ich fühle mich erdrückt, doch gleichzeitig schmelze ich in den warmen Klängen dahin.
Das gefällt mir sehr gut, davon will ich mehr hören!
10/10

Oathbreaker – Mælstrøm
Mælstrøm ist der Titeltrack des gleichnamigen Albums der belgischen Hardcorehüpfer mit der aggressiven Frontdame.
Doch in diesem Song wirkt die sonst so rotzige Caro allerdings keineswegs wie die schreiende Frau einer knallharten Hardcore Band. Mit sehr schönem, klarem Gesang tönt sie zu einer gedämpft melancholischen Akustik Gitarre. Leider wirkt das Ganze eher wie ein entspannter Track zum Sampler Abschluss, als nochmals die emotionale Schiene zu fahren. Zwar ein schöner Song, aber irgendwie deplaziert, und außerdem sicherlich nicht das Fachgebiet der Belgier.
5/10

Fazit Nummer zwei: Die zweite Sampler Hälfte gefiel mir deutlich besser, als die erste. Absolute Kracher waren dabei, wenngleich auch leider wieder ein Ausfall. Niederschmettern, bedrückend, zertrümmernd… Das ist die Erinnerung, die ich aus dieser Samplerhälfte mitnehme, und die meiner Meinung nach häufig sehr gut in das Thema des Sampler passt. Einige der Songs hätte ich selbst wohl auch wählen können.