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Tiz

Registriert seit: 15.03.2009

Beiträge: 4,651

Phyrexians Sampler:

1. JaKa – Punkerpolente

Oh, Grindcore, naja, zumindest sind mit JaKa die klar besseren der beiden „grossen“ deutschen Grinder auf dem Sampler gelandet, die Excrementory Grindfuckers kann ich gar nicht ausstehen. Und JaKa zeigen auch warum. Der Song hier nimmt sich zwar kaum selber ernst, schafft es aber innert etwas mehr als einer Minute ein kurzweiliges, unterhaltsames Geknüppel abzufeuern, das von seiner Spritzigkeit und den coolen Riffs lebt. Ein äusserst kurzweiliger und unterhaltsamer Einstieg.

2. Aevangelist – Okkultista

So sehr ich mich auf das neue Album der Band freue, so wenig habe ich die auf dieser Seite des Samplers erwartet. Aber nachvollziehbar ist es irgendwie trotzdem. „Okkultista“ ist ein äusserst starker und eingängiger Song, der vorallem von seinen eingängigen Gitarren lebt, die man fast schon als schmissig bezeichnen könnte. Dabei bauen Aevangelist – zumindest für mich – ein äusserst einnehmende, düstere Atmosphäre auf, die äusserst packend ist. Die starke Mischung aus Death und Black Metal mit dem finsteren Einschlag erinnert mich etwas an die letzte Necros Christos, überzeugt aber mit etwas mehr Tempo und einem ähnlich geilen Groove. Vorallem die mahlstromartigen Gitarren sind einfach richtig gut und machen „Okkultista“ zu einem der Highlights dieses Samplers.

3. Maximum The Hormone – Chu Chu Lovely Muni Muni Mura Mura Purin Purin…

So etwas musste ja kommen. Schon beim Namen lief es mir kalt den Rücken runter und als die ersten Takte einsetzten, wusste ich, dass das die Hölle sein muss. Unglaublich wie schnell dieses Lied bei mir einen Kotzreiz ausgelöst hat, schon dieser „Refrain“ zu Anfang mit dieser ekligen Babystimme hat ausgereicht. Hiervon habe ich mich am meisten gefürchtet und es ist noch viel schlimmer als erwartet. Ich kann solcher „Musik“ einfach nicht ab, sorry. Das klingt für mich als ob man ein bisschen billigen Coremetal und ekligsten, kindischsten Japanopop gekreuzt hat und versucht hat, dies lustig klingen zu lassen. Da geht meine Laune viel eher in den Keller.

4. Hell Militia – Shoot Knife Strangle Beat & Crucify

Der Songtitel trifft nach Maximum the Hormone wie die Faust aufs Auge ^^. Aber auch hier gilt das Gleich wie bei Aevangelist, ich hätte es nicht unbedingt auf dieser Seite des Samplers erwartet. Laut Musik-Sammler ist das ein GG Allin Cover, nun ja, das erklärt einiges. Zum Beispiel warum „Shoot Knife Strangle Beat & Crucify“ zwar nicht schlecht, aber auch keineswegs richtig gut ist. Der Song ist ziemlich eingängig gehalten und klingt halt, wie eine Black Metal Coverversion eines Punk Songs klingt: primitiv, roh und ganz ok. Kein Vergleich zu dem, was ich vom letzten Album kenne.

4. Two Steps From Hell – Fountain Of Life

Beim Namen habe ich ja schon schlimmsten Dubstep erwartet, doch glücklicherweise bleibe ich hiervon verschont. Der Song beginnt mit angenehm ruhigen elektronischen Beats, bevor eine tolle Violine und rhythmische Streicher einsetzen. Irgendwie verbreitet der Song eher eine melancholische Stimmung, die aber äusserst beruhigend wirkt. Allgemein sind die Streicher wirklich toll und ergänzen sich sehr gut mit den äusserst dezent gehaltenen elektronischen Elementen. Nun brechen Letztere ein bisschen stärker hervor, was aber nicht schlimm ist, dafür setzt auch ein emotionaleres Momentum ein. Oha, Chöre gibt es auch noch, nunja, gebraucht hätte es sie nicht, doch nun erklärt sich wenigstens die Platzierung auf dem Sampler, da nun eine heroischere Stimmung herrscht. Aber nur bis der Chor wieder verstummt und die elektronischen Elemente wieder unterschwellig und angenehm den Song gen Ende leiten. Ein schönes, relativ kurzes Stück Musik, das an dieser Stelle eine wahre Wohltat darstellt.

6. Babymetal – Uki Uki Midnight

Alter, ich habe gedacht Maximum The Hormone seien die Hölle gewesen. Das hier ist noch viel schlimmer. Es ist wie Maximum The Hormone, nur dass hier noch ekligster Brostep reingemischt wurde und das Ganze auf Party getrimmt ist. Absolut schrecklich, das habe gerade ein einziges Mal bis zum Ende ausgehalten. In meinen Augen ist das einfach absolute Nullmusik.

7. Lik – Hate To Be Human

Auf diesen Song habe ich mich im Vorfeld eigentlich am meisten gefreut, da ich schon lange in die Band reinhören wollte. Der Anfang ist schonmal äusserst vielversprechend, vorallem der treibende Bass erinnert an selige Post Punk Tage. Der Gesang ist zwar eher gewöhnungsbedürftig, passt aber sehr gut zu der zermürbenden Art des Songs, der weiterhin von dieser genialen Bassmelodie getrieben wird. Die Atmosphäre, die Lik von Beginn weg aufbauen, ist bemerkenswert und äusserst einnehmend. Dann folgt eine Art Gitarrensolo, das die geisterhafte Atmosphäre noch weiter treibt. Viel ändern tut sich dann hier nicht mehr, was aber keineswegs negativ ist, auch weil Lik es schaffen, die Atmosphäre bis zum Ende hin aufrecht zu erhalten.
Der Song ist auf eine einzigartige Weise unglaublich unaufgeregt, wirkt wie ein steter Ruhepol, der kurz vor dem Ausbruch steht. Es lauert ein grosser Schatten hinter „Hate To Be Human“, etwas Schreckliches, das einfach nicht hervorkommt und genau das macht diesen Song äusserst toll. Er ist unbequem, ja fast schon unangenehm und passt perfekt an diese Stelle. Ganz klar mein Highlight dieses Samplers und ein guter Grund, mich weiter mit Lik zu beschäftigen.

7. Rome – Wir Götter Der Stadt

Rome sind so eine Band, die ich vom Namen kenne, aber noch nie reingehört habe, was unter anderem daran liegt, dass mir deutscher Neofolk nicht so zusagt. Daher war ich auch überrascht, hier englischen Gesang zu vernehmen, der in der Tat ziemlich gut ist und mich leicht an Anathema erinnert. Auch musikalisch ist das alles andere als schlecht, ein wenig ähnlich wie der Lik Song, doch ein bisschen agiler und umgetriebener. Irgendwie springt mir immer wieder der Anathema Vergleich vor Augen, der in diesem Falle aber als positiv zu werten ist, da Rome eine ähnlich einnehmende Atmosphäre erschaffen. „Wir Götter der Stadt“ ist in der Tat eine sehr positive Überraschung auf dem Sampler, denn auch wenn der Song musikalisch vielleicht nichts herausragendes bietet, ist er ein äusserst atmosphärisches, trauriges Stück Musik, das gernemässig ziemlich schwer zuzuordnen ist, aber von den starken Melodien und dem grossartigen Gesang lebt. Ich bin spontan äusserst angetan!

9. Har Shatan – Sphere

Har Shatan sagen mir so ziemlich gar nix, doch beim Namen hätte ich spontan auf was arabisches oder asiatisches getippt. Das kann zwar sein, doch die Musik klingt nicht richtig danach. Was hier geboten wird, ist handfester DSBM wie er im Lehrbuch steht. Schleppende, gequälte Gitarren, eine rauschige, rohe Produktion und schlechte Laune so weit das Auge blickt, so mag ich das!
Der Gesang erinnert mich an eine bekanntere BM Band, auf deren Name ich gerade nicht komme. Nichtsdestotrotz überzeugt „Sphere“ mit seinen starken Gitarren und der depressiven, bedrückenden Stimmung, die sie in Kombination mit dem Gesang aufzubauen wissen. Har Shatan erfinden das Rad zwar nicht neu, doch „Sphere“ ist nichtsdestotrotz ein starkes, emotionales Stück, das alles hat, was DSBM braucht, eine runde Sache!

10. The Birthday Massacre – Cover My Eyes

Ah, Gothic Rock, das hat ja noch kommen müssen. Grundsätzlich bin ich solcher Musik ja eigentlich überhaupt nicht abgeneigt, doch mit The Birthday Massacre hat es bei mir noch nie so recht geklappt. „Cover My Eyes“ demonstriert mir hier nochmals sehr gut, wieso dies so ist. Der Song beginnt mit dezenten elektronischen Elementen, die eigentlich auch die Grundmelodie bilden, so weit so gut so unspektakulär. Der Gesang wird hier von einer Dame gespendet, bei der bei mir leider 0 Emotionen rüberkommen, das klingt extrem gestelzt und bemüht. Die schwelgerischen Gitarren im Refrain sind hier klar das Beste, ansonsten sehe ich einfach nicht, warum diese Band so oft gelobt wird, das hier ist für mich schlichter 08/15 Gothic Rock, der nicht schlecht ist, aber auch überhaupt nicht berührt oder mitreisst.

11. Nachtmahr – Mörder

Eigentlich habe ich Black Metal erwartet, zumindest vom Namen her. Entsprechend erstaunt war ich, als ich dann die stampfenden, elektronischen Rhythmen gleich zu Beginn von „Mörder“ vernommen habe und entsprechend elend war mir, als ich den Song fertig gehört habe. Das hier klingt nach Laibach und damit ist für mich eigentlich schon alles gesagt, denn wenn es etwas gibt, was ich nicht ausstehen kann (neben Babymetal und Maximum The Hormone, wie ich heute lernen musste) dann ist es solche Musik. Ich kenne nichtmal den Genrenamen dafür, doch diese Möchtegerndiskomusik ist einfach schrecklich. Diese ekligen, stampfenden Beats sind jedes Mal ein Schlag ins Gesicht und die „Melodien“ sind die Fusstritte in ebenjenes. DAS hier ist der absolute Tiefpunkt des Samplers, ich habe ehrlich gesagt noch selten etwas gehört, das mich mehr abgestossen hat.

12. Joe Hishashi – The Legend of Ashitaka

Nach Nachtmahr ist eigentlich alles eine Wohltat, mit „The Legend of Ashitaka“ ist es aber zudem eine angenehme Wohltat. Hier erwartet mich wiederum klassische Musik, die von Streichern lebt. Nunja, das kommt eigentlich immer gut. Ein bisschen erinnert mit der Song mit seiner Schwerfälligkeit an die „Pathétique“, stellenweise von der Melodieführung an „Petr & The Wolf“, was beides sehr gute Referenzen sind. Ansonsten finde ich es immer äusserst schwer, über solche Musik zu schreiben, das sie von ihrem Momentum und den feinen Melodien lebt, die so kaum zu beschreiben sind. Auch mit „The Legend of Ashitaka“ ist dem so. Und auch wenn der Song gegen Mitte ein bisschen mehr Fahrt aufnimmt (aber immer noch an russische Komponisten erinnert, namentlich Shostakovich) bleibt diese Melancholie und dieser leichte Pathos bestehen. Ein schönes, bewegendes und emotionales Orchesterstück.

Fornost – Birkenwald

Kommen wir zum klar längesten Stück des Samplers. Rein vom Namen her habe ich hier zwar Pagan Black Metal erwartet, doch eröffnet wird „Birkenwald“ von einer tollen, leicht folkloristischen Akustikgitarre und einem Männerchor. Der Anfang beschwört Winterbilder und eine unglaublich beruhigende, melancholische Atmosphäre herauf. Vorallem der Gesang, der gleichzeitig kraftvoll und emotional klingt, weiss hier zu überzeugen. Fornost scheinen sich dem Neofolk verschrieben zu haben und erinnern mich leicht an das, was ich von Vali kenne. Auch Tenhi scheinen hier durch.
Dann ebbt der Song ab, Winterwinde wehen und es scheint, dass sich Fornost hier auch bei Fields Recordings ausgetobt haben, was angesichts der Atmosphäre aber äusserst passend ist. Und weiterhin leitet die melancholische Akustikgitarre den Hörer durch die einsame, kalte Welt des Birkenwaldes. Und auch wenn hier eigentlich gar nicht viel passiert, ist „Birkenwald“ ein wunderschönes, einnehmendes und berührendes Stück Musik, das neben dem Lik Song klar das Beste des Samplers ist!

14. Nana Mizuki – Hime Murasaki

Und nochmals Japan, dieses Mal wenigstens kein Kinderlied, sondern eine richtige Erwachsene, die singen darf. Und musikalisch klingt das auch schon um Welten ernster und erinnert sogar leicht an Doom Metal. Nunja, das mit der singenden Erwachsenen muss ich wohl nochmals relativieren, denn auch wenn Nana Mizuki hier klar eine ernste Vorstellung abliefert, klingt sie wie eine 20-jährige russische Popqueen. „Hime Murasaki“ lebt wohl vom Gesang der Dame, das einzige Problem ist, dass mich dieser Gesang überhaupt nicht berührt. Da kommt bei mir keine einzige Emotion an, gar nichts. Nichtsdestotrotz ist „Hime Murasaki“ ein kompositorisch gutes Stück, das vorallem im Refrain fast schon zu schmissig und eingängig ist, bei mir aber links rein- und rechts wieder rausgeht.

15. Zeraphine – Be My Rain

Nur noch ein Stück, dann habe ich die Achterbahnfahrt, die mir Phyrexian zusammengestellt hat, überstanden. Und mit Zeraphine scheint hier ein bekannterer Vertreter den Schluss machen zu dürfen, denn obwohl mir der Name nicht geläufig ist, kommt mir „Be My Rain“ extrem bekannt vor. Nun, dem sei so, insgesamt bietet sich hier wiederum ein solides Stück Gothic Rock, das vorallem vom starkem Gesang und dem extrem eingängigen, aber ziemlich tollen Refrain lebt. Vorallem aber hat es mir die dezent im Hintergrund hörbare Violine angetan, die wirklich super ist. Ansonsten ist „Be My Rain“ ein typischer Strophe-Refrain-Strophe Song, der keine Bäume ausreisst, aber dennoch mit einigen tollen Features überzeugt.

Fazit:
Phyrexian hat das Samplerthema fast schon zu wörtlich genommen, zumindest für meinen Geschmack. Neben absolut unhörbarer Musik finden sich hier auch zwei Perlen und viel okayes bis gutes Zeug. Spass gemacht hat es trotzdem und mit Lik und Fornost habe ich zumindest zwei tolle Entdeckungen, die ich mitnehme und drei neue Namen auf meiner roten Liste.
Dafür bedanke ich mich an dieser Stelle und möchte nochmals sorry für die drei Verrisse sagen (auch wenn ich sie als verdient ansehe ^^)