Re: |Reviews| Bipolaritäten

Home Foren METAL HAMMER’s Ballroom Meetingpoint User vs User |Reviews| Bipolaritäten Re: |Reviews| Bipolaritäten

#6870223  | PERMALINK

Leo-suomi

Registriert seit: 16.03.2010

Beiträge: 1,934

So, dann mal der erste Teil Pazis Samplers.

Von unbedingter Lebensbejahung zu bedingungsloser Existenzverneinung in 3 Akten:

I. „Bunt ist das Dasein und granatenstark!“ – Bill und Ted
„Recognize this as a holy gift and celebrate this chance to be alive and breathing.“ – Tool – Parabola

Sleepmakeswaves – One Day You WillTeach Me To Let Go Of My Fears

So, der Name dieser Band ist mirbekannt, allerdings habe ich bisher noch keinen Ton von ihr vernommenund weiß auch nicht, in welchem Genre sie einzuordnen ist. DerAnfang des Songs mit leicht bescheuertem Namen ist durch ruhige, voneinem gekonnt wirkenden Spannungsaufbau geprägtenGitarrenspielereien gekennzeichnet, die das Ganze gleich in denPost-Rock-Bereich zu drängen scheinen. Irgendwann kommen dannallerdings etwas härtere Gitarrentöne hinzu und ich frage mich, obich mich nicht vielleicht mit meiner frühen Einordnung getäuschthabe, doch kurz darauf ertönen auch schon Streicher, die einezufrieden-melancholische, schwelgerische, eben typisch post-rockigeMelodie anstimmen. Ja, der Song läuft dann auch so weiter, espassiert nicht viel, außer dass die Band dem gängigen Schemafolgend die Melodie weiter empor schraubt, um dann in einemQuasi-Höhepunkt zu enden. Spannend finde ich das alles allerdingsganz und gar nicht. Dafür ist die Melodie womöglich auch einfach zunichtssagend bzw. fast schon etwas nervig. Darüber hinaus vermag esder Song auch nicht, sonderlich positive Emotionen in mir zu wecken.Vielmehr schwebt er emotional eben weitestgehend in diesem schwerdefinierbaren Grenzbereich zwischen Melancholie und rosaroterGlückseligkeit, der vielen, größtenteils zu den schlechterenVertretern dieses Genres gehörenden Post-Rock-Bands zumindest meinemEmpfinden nach so eigen ist. Außer Langeweile und leichteGereiztheit verursacht der Song bei mir also nichts Besonderes mehr.4,5/10

Infected Mushroom – Heavyweight

Dieser Name sagt mir überhaupt nichts,allerdings erwarte ich natürlich gleich etwas, das möglicherweiseeher in die psychedelische Ecke geht. Dem ist dann auch so,allerdings ist der Song dann in einem doch etwas anderen Genrebeheimatet, als ich erwartet hatte. Gleich zu Anfang wird es nämlichelektronisch und nach einigen unmelodischen Klängen ertönt eineorientalisch anmutende Stimme (wobei ich mir nicht mal sicher bin, obes sich tatsächlich um eine Stimme und nicht um eine elektronischeSpielerei handelt), die eine etwas entrückte Melodie anstimmt. DerSong trudelt so vor sich hin (man versucht offenbar ein bisschen,unterschiedliche Elemente einzubinden) und ich frage mich einbisschen, was zum Teufel das eigentlich sein soll bzw. was genau dieBand eigentlich von mir will. Es gibt jedenfalls immer mal wiederBreaks, neue Melodien , neue Elemente und Spielereien, sodass man derBand zumindest nicht nachsagen kann, wenig abwechslungsreich zu sein.Leider komme ich nicht umhin das Problem zu beschreiben, dass ichinsgesamt mit der Musik überhaupt nichts anfangen kann. Ich kann derBand zwar nicht einmal das Gespür für interessante Melodien undeinen gelungen Songaufbau absprechen, aber im Gesamten ist das fürmich einfach zu viel des Guten. Spätestens als am Schluss ein immerdichter werdender Sound aufgeboten wird, um einen passenden Höhepunktzu kreieren, wirkt das Gebotene auf mich eher wie eine Satire (ohnedass die Musik besonders lächerlich oder absolut unerträglichwäre). Keine Ahnung, wo der Zugang zu dieser Musik versteckt ist,ich finde ihn jedenfalls nicht. 3,5/10

Ozric Tentacles – Spacebass

Es geht gleich elektronisch weiterund mir schwant schon Übles, da der Songanfang mich ziemlich starkan den „Infected Mushroom“-Song erinnert. Hier wird allerdingsein etwas entspannterer Beat geboten, zu dem dann nach und nachkleine psychedelische Elemente hinzustoßen. Spätestens nach 2Minuten frage ich mich, ob der Song nicht vielleicht einem Samplerder besten Fahrstuhlmusik entnommen wurde, da das hier Dargebotenefür mich ziemlich genau so klingt, wie ich mir Fahrstuhlmusik(zugegebenermaßen in der etwas ausgefeilteren Variante) vorstelle.Stilistisch schließt es ziemlich gut an den vorangegangenen Song an,allerdings mit dem Unterschied, dass hier wirklich nichts gebotenwird, was ansatzweise interessant sein könnte. Es plätschert so vorsich hin, einen Songaufbau der offensichtlich auf einen Höhepunktzusteuert, wie das bei „Infected Mushroom“ der Fall war, gibt eshier definitiv nicht. Nach der Hälfte des Songs bin ich schonziemlich genervt und frage mich, warum sie das Ganze auch noch solang ziehen mussten. Der Versuch, mit unterschiedlichen Elementenirgendwie Spannung in diese unfassbar nichtssagende Musik zu bringen,misslingt leider vollständig und so bin ich mehr als froh, als derSong nach über 9 Minuten endlich seinem Ende entgegenplätschert.Nicht gut. 3/10

Sigur Rós – ()

Die erste Band dieses Sampler, mit derich etwas mehr anfangen kann, was allerdings nicht bedeutet, dass ichmich mit ihrer Diskographie besonders gut auskenne. Was ich von ihnenbisher gehört habe, klang für mich zumindest nach gekonntemPost-Rock der etwas besseren Sorte. Hier geht es erst mal sehr ruhigund langsam mit Piano-Klängen los, die eine recht melancholische,mir allerdings irgendwie bekannt vorkommende Melodie hervorbringen.Nach zwei Minuten stimmt dann eine wehmütige Stimme einen passendenGesang an, wenngleich mir persönlich die Stimme etwas zumodern/hoch/indie-mäßig (ja, diese drei Attribute passen tollzusammen) klingt. Nichtsdestotrotz ist die Musik durchaus gefälligund der Minimalismus bewahrt die Band auch etwas davor, allzu sehr inden Kitsch abzudriften, was allerdings nicht bedeutet, dass manerwarten sollte, hier von Kitsch völlig verschont zu werden. Da ichaber mit Kitsch in Maßen kein Problem habe, kann ich mir diese Musikdurchaus ganz gut anhören, obwohl ich mich schon frage, wo genau duda irgendetwas fröhliches, getriebenes ausmachst. Der Song ist zwarnicht tieftraurig, aber er bewegt sich im nicht allzu breitenSpektrum der von Post-Rock mit Vorliebe verbreiteten Emotionenunzweifelhaft im etwas weniger bunten Bereich. Insgesamt ein nettesLied, aber nichts, das mich zum Kauf des Albums bewegen würde (wassich allerdings ändern könnte, wenn noch mehr Songs dieser Gütedarauf zu finden wären). 6,5/10

And So I Watch You From Afar – ALittle Bit Of Solidarity Goes A Long Way

Als nächstes ein Song der sich aufeinem Album befindet, das ich vor längerer Zeit mal auf meinenEinkaufszettel gesetzt habe, weshalb ich annehme, dass er mir durchauszusagen könnte. Los geht es mit Gitarrenspielereien (wer hätte esgedacht), die gleich eine wohlige, etwas hyperaktive (also zum Themavermutlich bestens passende) Atmosphäre verbreiten. Besonders gutgefällt mir, dass durch die grundsätzlich absolut positive Stimmungauch immer so ein ganz klein wenig Wehmut mit durchscheint, dieallerdings niemals voll in Erscheinung tritt. Das Ganze ist eineabsolut kurzweilige Angelegenheit, weshalb es auch passend ist, dassder Song nach etwas mehr als drei Minuten gleich schon wieder vorbeiist. Am ehesten erinnert mich das Gehörte wohl an Scale The Summit,die zumindest für meine Laien-Ohren einen ganz ähnlichen Stilpflegen. Da ich allerdings auch bei denen schon Schwierigkeiten habe,mir diesen Sound auf Albenlänge anzuhören, ist wohl fraglich, obdas bei ASIWYFA anders sein wird, aber versuchen werde ich’s wohlmal. 7/10

Anthrax – Safe Home

Zum Abschluss des Samplers geht’sdann mal in den thrashigen Bereich. Allerdings klingt das, wasAnthrax mit diesem Song hören irgendwie keineswegs wie das, was inmeinem Kopf allgemein so als Thrash abgespeichert ist, was allerdingsmit ziemlicher Sicherheit daran liegen mag, dass ich mit besagtemGenre unfassbar schlecht auskenne und von etwaigen Spielarten undStilunterschieden im Grunde keinen blassen Schimmer habe. Zumindestder Refrain klingt für mich allerdings eher wie ein gewöhnlicherRock-Song, der auch mal im Radio laufen könnte. Die Strophen sind daschon etwas unmelodischer, möglicherweise auch metallischer, was sieallerdings keineswegs besser machen. Vielmehr sind sie das, was michan diesem Song am meisten stört. Jedenfalls empfinde ich dieStrophen als ziemlich langweiligen, in Kombination mit derbescheuerten Stimme sogar nervigen Mist. Den Refrain finde icherstaunlicherweise gar nicht mal so schlecht. Immerhin klingt ertatsächlich mal wirklich recht fröhlich. Der Umstand, dass erfröhlich klingt und mich zudem auch noch an Radio-Rock-Songserinnert, macht es mir dann noch etwas schwerer verständlich, warumich dem Refrain sogar etwas abgewinnen kann. Anscheinend ist eseinfach Zufall, dass gerade diese simple Melodie mich zumindest ineinem gewissen Maße anspricht. Weil da leider auch noch diebescheuerten Strophen sind, gibt’s trotzdem nicht mehr als 4,5/10

Edit: sorry, keine Ahnung, was jetzt mit den scheiß Leerzeichen passiert ist.