Re: PartySan 2014

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Eddie1975

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So, wieder zurück, geduscht, gesättigt und einigermaßen erholt. Here we go:

Nach recht stressiger und langwieriger Anfahrt waren wir am Mittwoch so gegen 19:00 Uhr auf dem Gelände. Unverständnis dann beim Einweisen: Warum es die Ordner darauf angelegt haben ausgerechnet den mittleren Rasenstreifen zwischen den beiden Rollbahnen zur Legebatterie zu machen, während man auf den Außenbereichen praktisch machen konnte, was man wollte, man weiß es nicht. Wir haben kurz auf der zugewiesenen Parzellen gewartet und sind dann einfach dahin gefahren, wo wir hin wollten. Hat auch keinen interessiert.

Flugs das Zelt aufgebaut, die Nachbarn beschnuppert (insgesamt recht angenehme Leute, aber es gibt neben Gutalax und anderem Doof-Grind auch noch andere tolle Musik, wisst ihr…. 😉 ) und dann bei den ersten Hülsen den Sonnenuntergang genossen und recht zeitig auf die Feldbetten gehauen.

Am Donnerstag Mittag war dann auch der Rest der Truppe eingetroffen und es ging ab aufs Gelände:

Die erste Band, die ich dort aktiv wahrgenommen habe, waren Skeleton Witch, die ich eigentlich deutlich unmelodischer in Erinnerung hatte. Netter Einstieg, aber insgesamt recht belanglos.

Erstes Tageshighlight für mich waren dann Atlantean Kodex, die sich im Vorfeld wohl gefragt haben, was sie eigentlich auf diesem Extrem Metal-Event sollen. Auf der Bühne war von Zweifeln dann jedenfalls nichts mehr zu spüren, die Epic Metal-Hymnen dieser überaus sympathischen Truppe haben wohl jeden begeistert, der bereit war, sich auf die Band einzulassen. In Sachen klassischer Heavy Metal derzeit wohl das Beste, was Deutschland zu bieten hat.

Eine schöne Packung Dampfwalzen-Death Metal gabs dann bei Grave, wobei ich immer wieder feststelle, dass mir solche Bands auf der großen Bühne schon ein wenig fremd sind. Hat trotzdem viel Laune gemacht, Bier und Cuba Libre flossen in Strömen und der Nacken war ordentlich beansprucht.

Von Entombed A.D. war ich dann irgendwie enttäuscht, ohne dass ich sagen könnte warum genau. Irgendwie wollte der Funke nicht überspringen, obwohl die Setlist mit reichlich Klassikern gespickt war.

Ein einmaliges akustisches wie visuelles Erlebnis waren dann Sólstafir, die mit ihrer stimmungsvollen Show und ihren teils sperrigen, aber wunderschönen Post/Psychodelic-Metalhybriden, einen schönen Kontrapunkt zu dem ganzen UftaUftaeinszweidrei-Geknüppel des Restprogramms bildeten. Entspannt auf dem Rasen liegend, Bierchen und Rauchware in der Hand….sehr geil.

Watain haben dann die großartige Show geboten, die man mittlerweile erwarten darf. Keine Ahnung, wann die Band vom Underground-Geheimtipp zu den neuen Superstars der BM-Szene geworden sind, Show- und Performancetechnisch war das allererste Sahne und stand den bekannten Größen in nichts nach. Freilich, das ganze satanische Brimborium der Band, entlarvt sich dadurch natürlich als das, was es in meinen Augen immer schon war, nämlich pure Unterhaltung. Und das ist auch völlig ok so.

Suffbedingte Müdigkeit, Hitze, dadurch neuer Suff etc. haben es mit sich gebracht, dass ich mich am Freitag erst Inquisition aufs Gelände begeben habe. Was ich von der Band gehört und gesehen habe, hat mir gefallen, mehr kann ich nicht darüber aussagen.

Aborted waren dann die erwartet brutale Abrissbirne, die ich mir aber ebenfalls vom Rasen aus gegeben habe. Fazit auch hier: Im wesentlichen Musik, die vom aktiven Mitmachen im Pit lebt und auf ner kleinen Clubbühne einfach geiler kommt als bei 28 Grad im Schatten.

Sehr gut gefallen haben mir dafür Benediction, die ich bisher immer verpasst habe. Ein mit viel Spielfreude und freundlich-lässig präsentierter Gig, dessen Setlit einen tiefen Blick in die britische Death/Grind-Ursuppe gewährte. Kacke war allerdings, dass ich komplett unbeschuht war, da mein Kumpel, der am Zelt unsere Flip-Flops gegen vernünftige Schuhe tauschen wollte, unterwegs bei diversen Bekannten auf nen Pils eingekehrt ist.

Bei Misery Index waren wir dann kurz vorne, sehr brutaler, druckvoller und fast schon zu lauter Sound, der den Pit gut angeheizt hat. Insgesamt ist die Band aber nicht so mein Ding, weswegen ich mich den Cuba Libre-Stand gewidmet habe.

Beste Party-Stimmung herrschte dann bei Repulsion: An und für sich ist mir die Band bisher recht Latte gewesen, viele eingefleischte Fans haben aber nur auf diese Gelegenheit gewartet, und dementsprechend lebhaft gings vor der Bühne zu.

The Haunted hab ich mir zugunsten von Klogang und Nachbehopfung am Zelt geklemmt, um dann erfrischt dem Suffocation-Gastspiel beiwohnen zu können: Großes Kino, Frank Mullen setzt als Frontmann in diesem Genre durchaus Maßstäbe, der Sound glasklar, der Pit mächtig – Definitiv eines der Festival-Highlights.

Gute und solide BM-Unterhaltung gabs dann von Marduk, die ohne großen Firlefanz ein superbes Bestoff-Set durchgeprügelt haben, und dabei ihren Kollegen Watain am Vortag auf jeden Fall nicht nachstanden.

Fast schon wie ein Fremdkörper im Gesamtkonzept wirkte danach hingegen der Auftritt von Satyricon: Musikalisch und kompositorisch über jeden Zweifel erhaben, merkte man ganz deutlich, dass hier professionelle Musiker und Entertainer am Werk sind, die die Konventionen und damit leider auch einen Gutteil ihrer Giftigkeit ihrer BM-Vergangenheit längst abgestreift haben. Davon abgesehen wars eine perfekt choreografierte Metal-Show, die mir viel Freude bereitet hat.

Sich am letzten Tag des Festivals aufzuraffen, fällt mir immer besonders schwer und fast hätten wir uns den Frühschoppen mit Cashley geschenkt – was ein Jammer gewesen wäre, denn die zwei Stunden Country-Rock mit gecoverten Klassikern von Folk bis Metal (unter anderem Rammsteins „Mein Teil“ sic!) war das Aufstehen auf jeden Fall wert. Und natürlich das leckere Schwarzbier, dass bei solch guter Stimmung wie von selbst läuft.

Derart gestärkt galt es auf dem Campingplatz ein kurzes Beinahe-Unwetter mit steifer Brise abzuwettern, und danach die Biervorräte mit der größten Restkälte auszutrinken.

Musikalisch gings dann weiter mit Kampfar, die mit ihrem melodischen, stimmungsvollen BM, der sich trotzdem in traditionellen Bahnen bewegt, genau meinen Geschmack getroffen haben. Muss ich demnächst unbedingt nochmal geben.

Beste Death Metal-Unterhaltung boten dann Malevolent Creation, die mich Live wieder mal überzeugt haben, auf Platte jedoch bisher immer kalt gelassen haben.

Richtig geil war danach der Auftritt von Grand Magus: Das Turock-Konzert im März endete bei mir ja mit einem gebrochenen Fuß, diesmal bliebs bei einem schmerzenden Nacken und heiseren Hals. Wegen mir darf das Party.San solche artfremden Bands ruhig etwas öfter ins Gebolze-Sperrfeuer einstreuen.

Ebenfalls zu den Highlights ist der Gig von Napalm Death zu zählen: Zwar bot die Setlist keine großen Überraschungen, aber der Death/Grincore-Mix der Szene-Veteranen ist eigentlich ein Selbstläufer. Wieder mal sehr sympathisch Frontmann Barney, dessen Ansagen man inhaltlich nicht teilen muss, die aber immer voller Überzeugung und ohne Zeigefinger daherkommen. Schön.

Katatonia waren dann wieder ein musikalischer Kontrapunkt, der mich allerdings einfach nur tödlich gelangweilt hat. Naja, dafür war das Angebot am Barbecue-Smoker eine willkommene Ablenkung.

Übermüdet und von drei Tagen Musik übersättigt gings dann auf die Zielgerade mit Obituary: Ein im besten Sinne des Wortes solider Gig, der mich aber längst nicht so begeistert hat, wie auf dem diesjährigen Rock Hard Festival.

Auf Kreator und Milles dummbatzige Ansagen hatten wir dann erst Recht keinen Bock mehr, trotzdem haben wir es irgendwie auch nicht geschafft, uns einfach loszureißen und ins Bett zu gehen. Dafür sind die Songs der Ruhrpott-Veteranen dann halt einfach doch zu geil, auch wenn man die Setlist als routinierter Konzertgänger mittlerweile im Schlaf furzen kann. Egal, war trotzdem nett und irgendwie ein schöner Abschluss.

So weit zur Musik, insgesamt ist das Party.San nach wie vor eines meiner Lieblingsfestivals, auch wenn das Party- und Saufpublikum auch hier immer mehr Einzug hält. Großartig die Gruppe ca. 25-jähriger Blackies, die sich lautstark über das „Scheiß Wacken-Publikum“ beschwert haben, dabei aber auf dem Camping-Platz eine Müllorgie gefeiert haben, die jedem Wacken-Touri zur Ehre gereicht hätte. Absolut zu loben sind die große Vielfalt bei der Verpflegung (Ungeschlagen: Der Brathahn-Stand!) und die recht fairen Preise. Ansonsten könnten die Veranstalter für die Zukunft vielleicht einfach ein bisschen liebevoller an die Gestaltung des Geländes gehen: Mehr Bierbänke, Sonnenschirme für den Schatten und eine bessere Nutzung des Discozeltes wären ein Anfang. Und natürlich mehr Spültoiletten, zwei Container für das ganze Gelände sind viel zu wenig.

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"Heavy Metal in my ears Is all i ever want to hear. Before the sands of time run out , We'll stand our ground and all scream out! Manilla Road - Heavy Metal to The World On Tour: 11.06. Rockfels - Loreley Freilichtbühne, St. Goarshausen last.fm Musik-Sammler