Re: PartySan 2014

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Souls to Deny

Registriert seit: 11.08.2014

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Hier kommt mal mein bescheidener Bericht zum Event. Ist vielleicht etwas sehr lang geworden, aber naja.

Nach längerem hin und her, hatte ich mich doch dazu entschieden, zum Party.San zu fahren. Ursprünglich wollte ich wieder mit derselben Truppe hin wie 2013. Doch leider verlor unser Fahrer dummerweise den Führerschein und zwei der Crew stiegen komplett aus. Trotzdem wollte ich dieses geniale Festival nicht verpassen, besonders nicht bei diesem Line-Up! Da ich keine Mitfahrgelegenheit mehr ausfindig machen konnte, musste ich kurzerhand auf die Bahn umsteigen. Mit Hilfe des Party.San Forums fand ich noch zwei weitere Bahnmitfahrer und schon planten wir schnell unsere Reiseroute.

Also gings am Mittwoch nach der Arbeit, ohne Schlaf, gleich los. Taschen gepackt und aufgesattelt, iPod Classic scharfgemacht, „Conjuring The Cull“ von Misery Index angeschmissen und ab gings zum Bahnhof Albrechtshof. Gegen 7 Uhr lernte ich dann meine beiden Fahrtgenossen am Hauptbahnhof kennen. Schnell besorgten wir uns das Quer-durchs-Land-Ticket und stiegen in unsere erste Bahn. Leider bemerkten wir erst dank der Schaffnerin, dass dieses Ticket erst ab 9 Uhr gilt. Blöd gelaufen! Strafe zahlen mussten wir glücklicherweise nicht… ich glaub die nette Dame fand uns ganz reizend und witzig. :haha:
So durften wir 2 Stunden in Ludwigsfelde verbringen. Aber unsere Stimmung konnte das nicht weiter belasten, nicht heute. Jedenfalls nutzte ich die Zeit mir im nahegelegenen Kaufland ein Zelt und ein paar Biere zu gönnen. Später ging die amüsante Bahnfahrt nach etwa 2 Stunden ENDLICH weiter. Irgendwann gegen 16 Uhr erreichten wir dann schlussendlich das Party.San Open Air völlig fertig und „leicht“ alkoholisiert. Bereits gegen 19 Uhr legte ich mich letztlich prompt schlafen… diese lange Bahnfahrt mit x-mal umsteigen und dazu der fehlende Schlaf waren dann doch zuviel.

Gegen 8 Uhr began für mich nun der erste „richtige“ Festivaltag und gegen 16 Uhr machte ich mich auch schon mit einer Begleitung auf zum Festivalgelände. Von dem Rasenfeld aus, beobachtete ich nun ganz lässig das Treiben von Necrowretch. Eine französische Death Metal Band, die auch gerne mal auf Black Metal Elemente zurückgreift. Ein insgesamt ganz ordentlicher und anlockender Auftritt, aber auf Betriebstemperatur konnte mich die Band noch nicht kriegen. 15 Minuten danach standen God Macabre auf der Mainstage. Musikalisch sicherlich beachtliches Material, aber eine leichenblasse Vorführung sondergleichen. Nach etwa 20 Minuten wurde mir das ganze einfach viel zu öde, ein Bierchen musste schnell her. Nämlich ein schönes, helles Köstritzer. Gute Bierwahl von der Party.San Organisation, wie ich finde. Weitaus besser machten es dann Skeletonwitch mit ihrem Blackened Thrash Metal Sound. Mit Songs wie „Repulsive Salvation“ ging auch meine pausierende/idyllische Phase zu Ende. Nach einer längeren Verschnaufspause gönnte ich mir nun Entombed, besser gesagt Entombed A.D. aus Schweden. Nebenbei erstaunte mich ehrlich gesagt der Moshpit. Erstaunt und sprachlos war ich nach diesem Gig auch noch einmal. Sólstafir lieferten anschließend eine atemberaubende Performance ab. Einzig das rum gequatsche ringsum nervte. Ich bin echt kein Spielverderber oder veklemmter Typ, aber bei so einer Musik sind irgendwelche Smalltalks echt belastend. Nach dem Musikgenuss traf ich zufällig zwei Berliner Kumpanen in der Nähe des Nuclear Blast Standes. Wir sprachen über die bisherigen Bands und machten einen Treffpunkt für Freitag aus. Watain fingen schließlich etwas verspätet gegen 1:15 an und spielten eine befriedigende Show. Aber ganz ehrlich, was dieser Erik Danielsson da abzieht ist schon teilweise leicht peinlich. Wozu dieses merkwürdige rumgefuchtel?

Nach einer entspannten Frühstücksrunde mit den zwei Berliner Jungs, ging es ab zu meiner vielleicht liebsten Goregrind-Band. Jig-Ai waren nun erstmal dran. Jedenfalls schien alles planmäßig abzulaufen… und dann das. Nach den ersten „knüppelden“ Sekunden kam es zum Stromausfall auf der Bühne. Doch die Band nahm es mit spitzenmäßigen Humor, wie sich das für eine Goregrind-Band gehört. Nur doof, dass dies auch beim zweiten Versuch wieder passierte. Beim dritten Anlauf schüllteten die Tschechen dann endlich den ganzen Pit durch. An und für sich war dieser Sound-Fauxpas ganz witzig. Im Publikum vernahm ich ganz geistreiche: „Spiel den selben Song nochmal!“ Rufe. Einfach großartig! Deutlich belangloser kamen nun Havok daher. Bis auf ein paar lustige Ansagen, konnten mich die Jungs eher nicht überzeugen. Handfester präsentieren sich danach Lost Society. Ich mein wow, wie alt sind die Jungs? Respekt für dieses Auftritt! Den inhaltsreichen und exzellent Part übernahmen nun Ahab. Toller Sound, perfekter Funeral Doom, respektvolle Zuhörerschaft… passt! Inquisition legten danach nochmal eine Schippe drauf. Mit Hymnen wie „Desolate Funeral Chant“ packt mich die Band immer wieder. Allerdings gefiel mir der K17 Gig 2011 noch etwas besser. Auf die Nuss gab es nun bei Aborted. Technisch hervorragender Deathgrind. Nur Svencho war irgendwie nicht sonderlich gut drauf. Dagegen super drauf war Dave Hunt von Benediction. Sympathische Gruppe und ein solider Auftritt. Meine Bekannten aus Berlin waren auch ziemlich begeistert. Mir fehlte da etwas die Abwechslung… aber die sollte jetzt kommen. Misery Index betraten nun die Stage und knüppelten das Party.San komplett nieder. Naja nicht ganz, aber man war das ein Brett! Auch wenn mir „Manufacturing Greed“, „Exception To The Ruled“ und „Angst Isst Die Seele Auf“ ganz schrecklich fehlten. Repulsion ballerten danach knallhart ihr Zeug durch. Alles in allem war es cool diese Legende mal live zu sehen… aber großartig mehr war es auch nicht. Meine alten Helden von The Haunted konnten mich danach etwas mehr kicken, wobei ich viel mehr von der „One Kill Wonder“ hören wollte. Suffocation MIT Frank Mullen waren nun an der Reihe. Was soll man viel dazu schreiben? Es war einfach grandios. Noch vor Misery Index, Napalm Death und Sólstafir, mein persönliches Highlight auf diesem Party.San. Marduk rundeten den perfekten Tag dann noch einmal ab. 1A Auftritt und viel besser als letztes Jahr auf dem Breeze. Wunderbar! Satyricon konnten mich danach nicht wirklich packen. Überwiegend zu lahm und zu ermüdend. Dennoch blieb der Festivaltag am Ende legendär.

Am letzten Tag nervte mich das Wetter zunehmend extremst. Unnötiger, starker Wind, dann dieser seitliche Sprühregen und gegen 15:30 abermals knallende Sonne. Man ey! Jedenfalls fing der Tag mit Mumakil ganz nett an. Übliche Grindcore-Kost, aber eben nichts besonderes. Ereb Altor hingegen klangen äußerst interessant. Jedoch war mir ein befreiender Stuhlgang nach etwa 20 Minuten deutlich wichtiger. Zurück auf dem Gelände, nein ich war die 2 Stunden nicht nur auf Klo, wollte ich den Auftritt von Imperium Dekadenz nicht verpassen. Ohne Frage geschmackvoller Black Metal, aber aber es gab schon klar bessere Darbietungen auf diesem Festival. Abyssous gehörten nicht unbedingt zu den besseren Kandidaten. Aber zum Beispiel Malevolent Creation. Anfangs noch etwas beherrscht, steigert sich die US-Amerikaner immer mehr und verließen wieder viel zu früh die Bühne. Nur 45 Minuten Spielzeit war hier ganz besonders bitter! Etwas unkonzentriert vernahm ich den Auftritt von Aura Noir. Meiner Meinung nach sehr mittelmäßiger Stoff. Keine Granate wie im Programmheft beschrieben. Auch Beyond ließen mich in der Tentstage unglaublich kalt. Während meine Berliner die Band völlig abfeierten, fand ich das Ganze sehr vorhersehbar. Soundtechnisch natürlich auch katastrophal. Um 19:35 ging es dann mit Grand Magus weiter. Diese Heavy Metal/Doom Metal Mischung verursachte bei mir einfach ein Freudenfest. Ich mag die Band einfach ziemlich gerne! Trotz des heftigen Übergangs, hauten mich danach auch Napalm Death zum wiederholten male um. Deftiges Grindcore Gewitter, nur was war mit Danny Herrera anfänglich los? Neben Sólstafir überraschte mich zusätzlich noch eine andere Band auf diesem Festival. Nämlich Bölzer aus der Schweiz. Klasse Atmosphäre! Darauf folgend gab ich mir erstmals auch Katatonia. Klasse Vorführung und ein insgesamt beeindruckendes Songwriting. In naher Zukunft muss ich mir auch hier paar CDs zulegen. Obituary danach war der krönende Abschluss eines genialen Wochenendes. Attraktive Setlist, top Sound… einfach geil! Nur leider wieder gefühlt viel zu kurz!

Dank meiner Berliner Genossen ging es nun nicht mit der Bahn zurück. Deren nette Mitfahrgelegenheit ließ sich schnell überreden und so fuhren wir mit Liedern wie Rushs „Tom Sawyer“ wieder Richtung Berlin. Richtung „richtiges“ Bett. Dort angekommen durfte ich gegen 4 Uhr morgens noch vollgepackt bis Nachhause laufen. Dauer des Fußweges etwa 45 Minuten. Sind leider zu einer sehr unglückliche Zeit erst in Berlin angekommen, aber ehrlich gesagt hat mich dieses Festival genug abgehärtet. Also hieß es „Scheiß drauf!“, wieder Kopfhörer rein und ab gings! Zufälligerweise lief nun auch wieder „Conjuring The Cull“ als ich mich meiner Heimat, dem wunderschönen Bahnhof Albrechtshof, näherte. Sozusagen ein passender Abschluss!

Meine Bewertungen der Bands:

Unfassbar stark – Suffocation, Misery Index, Napalm Death, Sólstafir, Grand Magus, Obituary
Sehr bombig – Inquisition, Malevolent Creation, Skeletonwitch, Katatonia, Jig-Ai, Aborted, Marduk, Ahab, Benediction, Entombed A.D., Bölzer
Gut bis ganz nett – Watain, The Haunted, Imperium Dekadenz, Lost Society, Repulsion, Mumkil, Ereb Altor, Necrowretch
Nicht schlecht, aber auch nicht gut – Aura Noir, Abyssous, Havok, Satyricon, God Macabre und Beyond

Insgesamt war es also ein großes und amüsantes Abenteuer und im Nachhinein bin ich sogar fast etwas Stolz auf das erlebte. Ich könnte hier noch einige andere Stories auspacken. Aber so langsam ist auch mal gut mit dem schreiben… ob ich 2015 wieder dabei sein werde, kann ich logischerweise noch nicht sagen. Aber es war auf jeden Fall nicht mein letztes Party.San. In wenigen Stunden geht es erstmal los zum Summer Breeze. Zum Glück nicht wieder mit der Bahn. 😛

Cheers

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