Re: Der antike Grieche reist in die modernen USA, um die „urbane“ Dunkelheit kennen zu lernen

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Aristophanes

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Reiseziel 1: NACHTMYSTIUM – Live At Roadburn MMX [LP]

Bevor der Grieche endgültig amerikanisches Festland betritt, macht er zunächst noch einen Abstecher in die Niederlande, denn dort wurde diese Live-Album („Live At Roadburn MMX“) der Black Metal Band NACHTMYSTIUM aus Chicago aufgenommen. Underground-Fetischisten müssen sich also noch etwas gedulden, denn diese Live-Scheibe ist ja fast schon Mainstream. Aber was soll’s – NACHTMYSTIUM gehören sicherlich zu den bekanntesten Vertretern der amerikanischen BM-Szene und warum soll man seine Reise nicht mit etwas Eingängigem beginnen.

Laut Infoblatt der LP spielt man auf diesem Gig ein spezielles „psychedelic set“ und hat sich dafür unter anderem Unterstützung von zwei ehemaligen THE DEVIL‘S BLOOD Musikern geholt. Also tatsächlich noch nicht ganz Amerika, sondern ein Europa/Amerika-Mix. Ganz egal, NACHTMYSTIUM starten mit einem kurzen Synthie-Intro, bevor es dann mit „Your True Enemy“ richtig abgeht und man dem Hörer/der Hörerin einen schönen melodischen Black Metal Song vor den Latz knallt. Gefällt mir gut, wenn dieser auch etwas unspektakulär daher kommt; aber es lässt sich nicht leugnen, dass diese Keyboard-Sounds und Synthie-Loops sich sehr gut machen und dem Song zusätzliche Atmosphäre verleihen. So richtig in die Vollen hauen die „Eurikaner“ dann aber mit dem wohl bekanntesten NACHTMYSTIUM-Song „Ghosts of Grace“, der sogar mir schon vorher ein Begriff war. Gut und mit unglaublich viel Energie umgesetzt, so dass man förmlich vor seinem Plattenspieler mit dem Headbangen beginnt. Zwar scheinen mir die Vocals von Blake ausbaufähig, aber scheiß drauf, auf einer Live-Platte darf man so klingen. Guter Refrain übrigens, den NACHTMYSTIUM hier zum Einsatz bringen. Spätestens jetzt ist man auf jeden Fall richtig wach und nach einer kurzen Lobeshymne auf das Festival beginnt man wieder mit einem spacigen Synthie-Intro, bevor mit „Life Of Fire“ und „A Seed For Suffering“ wieder draufgeholzt wird. Ich bin glücklich, denn zuerst hatte ich Angst, NACHTMYSTIUM würden hier so ein ausgewhimptes Set spielen, aber das hier ist deutlich mehr Black Metal als ich mir gedacht hatte. Das Gitarren-Solo in „Life of Fire“ ist in Ordnung und sehr stimmig, wenn auch nicht weltbewegend, während „A Seed For Suffering“ vor allem durch seine treibenden Drums überzeugen kann. NACHTMYSTIUM machen das hier wirklich sehr geschickt und rein von dieser LP habe ich das Gefühl, dass sie eine gute Live-Band sind (bzw. waren), lediglich vom Songwriting findet sich eigentlich kein Song mehr auf der Scheibe, der mich jetzt wirklich umhaut. „Hellish Overdose“ als Black’n’Roller und mit dem fancy Solo macht noch einmal richtig Laune, wohingegen „High On Hate“ mit eingängigen Riffs aufwarten kann. „Assassins“ als Rausschmeißer zu verwenden, passt dann wie die Faust aufs Auge, da dieser Song noch einmal ordentlich Gas gibt, ohne die melodischen Momente zu vergessen.

NACHTMYSTIUM funktionieren hier live wirklich gut, aber ich bin noch nicht davon überzeugt, ob die Langzeitwirkung dieser Songs auch wirklich gegeben ist. Es wird wohl nötig sein, im Laufe meiner Reise direkt nach Chicago zu gehen, und mir ein paar Alben als Ganzes anhören. Trotzdem ein gelungener Einstand in meine Reise, denn mit ein paar Bier und einer ordentlichen Lautstärke ist diese Live-Scheibe „metal as fuck“.

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Am I the only one crushed by the weight of the world?