Der antike Grieche reist in die modernen USA, um die „urbane“ Dunkelheit kennen zu lernen

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  • #95229  | PERMALINK

    Aristophanes

    Registriert seit: 11.12.2009

    Beiträge: 302

    Inspiriert von zahlreichen Review-Threads und Listen-Threads habe ich mir gedacht, dass ich einen solchen Thread aufmache, ihn aber etwas anders gestalte. Ich bin relativ vertraut mit europäischem Black Metal und höre diesen auch sehr gerne, hatte bis jetzt aber nie wirklich Zeit mich mit Veröffentlichungen der amerikanischen Szene auseinanderzusetzen. Das heißt, ich habe so gut wie gar keine CD/LP von klassischen amerikanischen Black Metal Bands [USBM] im Regal [ich meine damit nicht so Sachen wie AGALLOCH, sondern wirklichen Black Metal] und möchte dies nächstes Jahr gerne ändern. Anders gesagt: Im Jahre 2014 möchte ich mein Geld hauptsächlich in diverse Veröffentlichungen dieser Szene investieren und mich durch diese „durchhören“.

    Dann dachte ich mir, dass es doch irgendwie ganz nett wäre, andere Leute an dieser kleinen musikalischen Reise teilhaben zu lassen und jede Scheibe [ganz egal ob Album, Split, EP, Live, whatever] zu reviewen. Der Thread ist in diesem Sinne von Threads wie „Die besten Alben …“ verschieden, als dass ich nicht den Anspruch habe, hier die besten Scheiben zu rezensieren. Ich kaufe relativ wahllos und nach verschiedenen Kriterien Scheiben der USBM-Szene und werde sie hier einfach etwas präsentieren – dabei gehe ich weniger auf Technik und Spielfertigkeit als auf Atmosphäre und Emotionen ein. Außerdem werde ich – wenn möglich – auch die Lyrics etwas miteinbeziehen, weil ich der Meinung bin, dass man viel zu wenig über diese spricht. Ich hoffe, dass dies vielleicht insofern spannend wird, als dass man auch die Reise etwas mit nachvollziehen kann und es relativ unklar bleiben wird, welche Scheibe als nächste rezensiert werden wird.

    Mir ist klar, dass es vollkommen unklar ist [haha], was denn nun genau USBM ist, deshalb werde ich den Begriff weit fassen. Aber Bands deren Sound hauptsächlich aus anderen Bereichen stammt und halt auch etwas Black Metal in sich haben, werde ich nicht inkludieren.

    In diesem Fall freue ich mich auf Diskussion und Anregungen und man darf mir natürlich gerne auch Scheiben empfehlen, aber ich möchte hier noch einmal betonen, dass das Ziel eben gerade nicht ist, sich nur die besten Scheibe anzuhören, sondern auch die durchschnittlichen, die wenig beachteten und die, die mir einfach zufällig unterkommen. So wird es nächster Woche auch mit einer LP losgehen, die ich ganz zufällig bei meinem lokalen Plattenladen in einem kleinen Dorf in Österreich erstanden habe.

    P.S.: Falls dieser Thread an einem anderen Ort besser aufgehoben wäre, bitte einfach verschieben. Ich war mir unsicher. Danke!

    Reiseziel 1: NACHTMYSTIUM – „Live At Roadburn MMX“
    Reiseziel 2: KRIEG – „The Church“

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    #6908611  | PERMALINK

    kocmonot 28355

    Registriert seit: 04.12.2013

    Beiträge: 43

    Sehr sehr schöne Idee, bin sehr gespannt, was da für Alben auf uns zu kommen, und wie du sie beschreibst. Bis auf große Namen wie Judas Iscariot oder Leviathan ist mir die USBM Szene leider auch viel zu unbekannt, um hier groß meine Meinung äußern zu können. Aber ich freue mich darauf, hier von dir neue Bands kennen zu lernen, und die ein oder andere Scheibe nachzukaufen.

    Insgesamt finde ich so ein „Themenjahr“ (mir fällt kein besserer Begriff ein, Entschuldigung) eine sehr spannende Sache, und überlege gerade, soetwas auch mal zu machen.

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    #6908613  | PERMALINK

    Tiz

    Registriert seit: 15.03.2009

    Beiträge: 4,651

    Coole Idee, werde ich auch gerne mitverfolgen und auf die eine oder andere unentdeckte Perle hoffen 🙂

    #6908615  | PERMALINK

    Leo-suomi

    Registriert seit: 16.03.2010

    Beiträge: 1,934

    bin auch gespannt, was dann hier so auftaucht.

    #6908617  | PERMALINK

    mors lucis

    Registriert seit: 30.07.2011

    Beiträge: 3,637

    Sehr schöne Idee, bin gespannt auf die Eindrücke der Reise 🙂

    #6908619  | PERMALINK

    Aristophanes

    Registriert seit: 11.12.2009

    Beiträge: 302

    Reiseziel 1: NACHTMYSTIUM – Live At Roadburn MMX [LP]

    Bevor der Grieche endgültig amerikanisches Festland betritt, macht er zunächst noch einen Abstecher in die Niederlande, denn dort wurde diese Live-Album („Live At Roadburn MMX“) der Black Metal Band NACHTMYSTIUM aus Chicago aufgenommen. Underground-Fetischisten müssen sich also noch etwas gedulden, denn diese Live-Scheibe ist ja fast schon Mainstream. Aber was soll’s – NACHTMYSTIUM gehören sicherlich zu den bekanntesten Vertretern der amerikanischen BM-Szene und warum soll man seine Reise nicht mit etwas Eingängigem beginnen.

    Laut Infoblatt der LP spielt man auf diesem Gig ein spezielles „psychedelic set“ und hat sich dafür unter anderem Unterstützung von zwei ehemaligen THE DEVIL‘S BLOOD Musikern geholt. Also tatsächlich noch nicht ganz Amerika, sondern ein Europa/Amerika-Mix. Ganz egal, NACHTMYSTIUM starten mit einem kurzen Synthie-Intro, bevor es dann mit „Your True Enemy“ richtig abgeht und man dem Hörer/der Hörerin einen schönen melodischen Black Metal Song vor den Latz knallt. Gefällt mir gut, wenn dieser auch etwas unspektakulär daher kommt; aber es lässt sich nicht leugnen, dass diese Keyboard-Sounds und Synthie-Loops sich sehr gut machen und dem Song zusätzliche Atmosphäre verleihen. So richtig in die Vollen hauen die „Eurikaner“ dann aber mit dem wohl bekanntesten NACHTMYSTIUM-Song „Ghosts of Grace“, der sogar mir schon vorher ein Begriff war. Gut und mit unglaublich viel Energie umgesetzt, so dass man förmlich vor seinem Plattenspieler mit dem Headbangen beginnt. Zwar scheinen mir die Vocals von Blake ausbaufähig, aber scheiß drauf, auf einer Live-Platte darf man so klingen. Guter Refrain übrigens, den NACHTMYSTIUM hier zum Einsatz bringen. Spätestens jetzt ist man auf jeden Fall richtig wach und nach einer kurzen Lobeshymne auf das Festival beginnt man wieder mit einem spacigen Synthie-Intro, bevor mit „Life Of Fire“ und „A Seed For Suffering“ wieder draufgeholzt wird. Ich bin glücklich, denn zuerst hatte ich Angst, NACHTMYSTIUM würden hier so ein ausgewhimptes Set spielen, aber das hier ist deutlich mehr Black Metal als ich mir gedacht hatte. Das Gitarren-Solo in „Life of Fire“ ist in Ordnung und sehr stimmig, wenn auch nicht weltbewegend, während „A Seed For Suffering“ vor allem durch seine treibenden Drums überzeugen kann. NACHTMYSTIUM machen das hier wirklich sehr geschickt und rein von dieser LP habe ich das Gefühl, dass sie eine gute Live-Band sind (bzw. waren), lediglich vom Songwriting findet sich eigentlich kein Song mehr auf der Scheibe, der mich jetzt wirklich umhaut. „Hellish Overdose“ als Black’n’Roller und mit dem fancy Solo macht noch einmal richtig Laune, wohingegen „High On Hate“ mit eingängigen Riffs aufwarten kann. „Assassins“ als Rausschmeißer zu verwenden, passt dann wie die Faust aufs Auge, da dieser Song noch einmal ordentlich Gas gibt, ohne die melodischen Momente zu vergessen.

    NACHTMYSTIUM funktionieren hier live wirklich gut, aber ich bin noch nicht davon überzeugt, ob die Langzeitwirkung dieser Songs auch wirklich gegeben ist. Es wird wohl nötig sein, im Laufe meiner Reise direkt nach Chicago zu gehen, und mir ein paar Alben als Ganzes anhören. Trotzdem ein gelungener Einstand in meine Reise, denn mit ein paar Bier und einer ordentlichen Lautstärke ist diese Live-Scheibe „metal as fuck“.

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    #6908621  | PERMALINK

    Kosmonaut

    Registriert seit: 25.10.2012

    Beiträge: 882

    Ziemlich schöne Idee, und ich bin sehr gespannt, was du hier präsentierst.
    Die Nachtmystium finde ich schonmal sehr schön beschrieben, auch wenn ich das Album – wie jede andere Live-Scheibe, Best Of u.a. Kompilationen, nicht mag. Liegt aber nicht an den einzelnen Songs, sondern an meiner generellen Abneigung gegenüber Songs außerhalb ihres Albumzusammenhangs.
    Gut, bei Samplern habe ich damit kein Problem, aber da habe ich meist auch nur einen Song von einer Band, und nicht zehn, fünfzehn Stück in Folge.

    #6908623  | PERMALINK

    Aristophanes

    Registriert seit: 11.12.2009

    Beiträge: 302

    KosmonautZiemlich schöne Idee, und ich bin sehr gespannt, was du hier präsentierst.
    Die Nachtmystium finde ich schonmal sehr schön beschrieben, …

    Vielen Dank! Ich hoffe, hier kommen im Laufe des Jahres noch ein paar Scheiben, die für Dich und alle anderen hier interessant sind.

    Hier ist Nummer 2:

    Reiseziel 2: KRIEG – The Church [EP]

    Jawohl! – es rumpelt und es kracht, das muss ja fast echter Black Metal sein. So hat der Grieche es sich vorgestellt, wenn die amerikanische Mentalität sich in schwarzmetallischer Musik ausdrückt. [N.] Imperial, einer der vielleicht bekanntesten Männer der USBM-Szene, schenkte ums im Jahre 2001 eine fünf Song EP namens „The Church“, welche im Wesentlichen eine Neu-Veröffentlichung seines „Forgotten Secrets“ Demos ist. Mit Titeln wie „Destruction Ritual“ oder „To Wander The Stars“, mit Booklet-Inhalten wie „Fuck the USBM “scene“ and it’s corporate attitude, and most importantly FUCK YOU…“ und mit dem stilsicheren Schwarzweiß-Foto ist eigentlich eh schon alles klar, aber vielleicht sollten man sich trotzdem die CD einmal anhören, bevor man ein Review schreibt?

    Naja gut, eigentlich war das nicht nötig – jeder der sich ein bisschen mit Black Metal beschäftigt hat, der erahnt zumindest, wie die Songs auf „The Church“ [warum zum Teufel heißt die EP so und warum ist ein Baumstumpf auf der CD abgedruckt?] klingen. Es ist ehrlich gesagt ziemlich lange her, dass ich etwas gehört habe, das so stumpf klingt. [N.] Imperial prügelt sich hier durch seine fünf Songs, wobei man dank der Produktion, die von Akhenaten [JUDAS ISCARIOT] stammt, vor allem die Drums, die von Duane Timlin und Teloc Coraxo eingespielt wurden, wahrnimmt. Diese sind auch gar nicht schlecht gespielt und können die Songs tragen; dass dabei die Riffs etwas in den Hintergrund gedrängt werden, ist ebenfalls nicht tragisch, denn diese sind relativ durchschnittlich. Dass man keinen Bass hört, versteht sich natürlich von selbst. Das größte Problem mit dem sich KRIEG hier aber herumschlagen müssen, ist wohl die Tatsache, dass das Songwriting schlicht und einfach mäßig ist. Der geneigte Black Metal Fan hat ja nicht einmal etwas dagegen, sich ordentlich die Rübe wegpfeffern zu lassen und eine „Necro“-Produktion kann sogar richtig geil sein und uns einfachen HörerInnen das Gefühl geben, „underground“ und „cool“ zu sein, weil wir etwas hören, was für alle anderen Menschen einfach nur Lärm ist. Aber trotzdem sollten entweder die Riffs so stark sein, dass sie die Songs tragen, oder man muss sich etwas anderes einfallen lassen, um die Songs interessant zu gestalten. Und nein, eine Rückkoppelung in die Länge zu ziehen [„The Ancients Dwell Beneath“], reicht dafür nicht aus! Interessant ist dagegen, dass Imperial scheinbar den selben Song [„To Wander The Stars“] zweimal mit unterschiedlichen Drummern und unterschiedlicher Produktion aufgenommen hat. Dies ist insofern spannend, als man hier doch recht deutlich sieht, wie sich ein Song alleine durch die Produktion verändern kann.

    Auch wenn das Review ziemlich kritisch ausgefallen ist, so ist „The Church“ erstaunlicherweise trotzdem kein totaler Mist. Ich fürchte sogar fast, dass ich mir die Songs noch öfter anhören werde [wahrscheinlich vor allem „Destruction Ritual“, wobei es ziemlich egal ist, da so oder so alle Songs nahezu gleich klingen], einfach weil „The Church“ mit seinen knapp 23 Minuten kurz genug ist, um mir kompromisslos das Hirn leerzuschießen und ich mich nachher wieder auf andere Sachen konzentrieren kann. Aufgeben möchte ich KRIEG aber noch nicht, denn wenn [N.] Imperial es auf anderen Veröffentlichungen schafft, das Songwriting etwas intensiver zu gestalten, kann ich mit allen anderen Punkten vollkommen leben.

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    Am I the only one crushed by the weight of the world?
    #6908625  | PERMALINK

    Tiz

    Registriert seit: 15.03.2009

    Beiträge: 4,651

    Cool geschrieben, mit der Band müsste ich mich auch mal auseinandersetzen, werde dann aber wohl mit „the Bleak House“ einsteigen

    #6908627  | PERMALINK

    Kosmonaut

    Registriert seit: 25.10.2012

    Beiträge: 882

    Tatsächlich wieder ein sehr schönes Review.
    Könntest du vielleicht im Eingangspost deine Reiseziele nicht nur nennen, sondern auch Links zu den Posts direkt setzen? Wäre super 🙂

    #6908629  | PERMALINK

    Aristophanes

    Registriert seit: 11.12.2009

    Beiträge: 302

    Danke für das Lob :-)!

    KosmonautTatsächlich wieder ein sehr schönes Review.
    Könntest du vielleicht im Eingangspost deine Reiseziele nicht nur nennen, sondern auch Links zu den Posts direkt setzen? Wäre super 🙂

    Das habe ich versucht, bin aber irgendwie zu dumm, das hinzukriegen. Könntest Du mir vielleicht per PN kurz schreiben, wie ich hier Links so setzen kann?

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