Re: Gorgoroth Europa-Tour 2014 mit Vital Remains + Support

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mors lucis

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Ich war mit Hati in Berlin anwesend. War eig. vorrangig wegen Oranssi gekommen, aber hab mich dann dazu entschieden, in den Rest zumindest mal reinzuschnuppern.

Homoferus fanden wir ziemlich unnötig und haben uns deswegen an die Bar verkrümelt und das Sortiment des fliegenden Tonträgerhändlers, der neben Oranssis Merchstand aufgeschlagen hatte, in Augenschein genommen.
Oranssi mussten vor dem Soundcheck erst einmal ihren halben Bühnenaufbau montieren, u.a. ein eigenes Schlagzeug im vorderen Teil der Bühne. Aufgrund dieser Doppelequipmentbelegung hatten sie einen recht begrenzten Aktionsradius in dem ihnen zugedachten Bühnenteil.
Die (leider nur) knappe Dreiviertelstunde Oranssi Performance war sehr geil. Es wurden 6 Songs gespielt, davon 5 Valonielus, erkannt habe ich schändlicherweise nur Vino Verso und Ympyrä on Viiva Tomussa. Vor allem letzteres war aufgrund seiner ausladenden Basssequenzen ein Highlight. Der Sound der Gitarren war ein bisschen matschig und mir persönlich zu dröhnend, aber das könnte durchaus künstlerische Absicht gewesen sein 😉 Der Keyboarder und der eine Gitarrist steuerte mittels Bodeneffektgerät eine ordentliche Portion wabernder und flirrender Soundsphären herbei, die gegenüber ihrer Abmischung auf den Alben live viel mehr in den Vordergrund traten und das Liveerlebnis nochmal ordentlich intensivierten.
Leider hat ein Großteil des Publikums an Oranssi wenig Interesse oder Gefallen gefunden. Dass diese Art von Musik keine großartige Bewegung ins Publikum bringt ist klar und verlangt auch niemand, aber das Quatschen, was man in den ruhigeren Passagen durchaus vernehmen konnte, fand ich persönlich recht störend. Der Großteil des Publikums war offensichtlich wegen Vital Remains und Gorgoroth gekommen und bei dem Genreclash war abzusehen, dass Oranssi tlw. nicht so gut wegkommen würden, was mir dann auch aus Erzählungen bestätigt wurde. Nichtsdestotrotz hatten sie im Rahmen ihrer räumlich und zeitlich leider beschränkten Möglichkeiten einen satten Auftritt hingelegt. Ihre Bewegungen spielten sich natürlich fast ausschließlich auf ihrem Standplatz an den Instrumenten ab und Ansagen gab es zugunsten der Stimmung keine, aber die Bandmitglieder haben sich trotzdem hinreichend verausgabt, denke ich. Vor allem der linke Gitarrist, der gleichzeitig die Effektgeräte am Boden bediente, stand zeitweise so gekrümmt da, dass er wohl den Sonntag mit Rückenschmerzen verbringen durfte 😆
Nachdem Oranssi ihr Equipment wieder abgebaut hatten und ein Soundcheck gemacht wurde, waren Vital Remains an der Reihe. Obwohl deren Musik nichts ist, was ich mir auf Platte geben würde, ging die mir live trotz allem Geknüppel und der grottigen Darbietung des Sängers erstaunlich gut ein. Letztendlich war das aber mehr ne Amüsementdarbietung als alles andere. Da den Ankündigungen des Sängers zufolge für eine DVD gefilmt werden sollte, legte sich die Gruppe natürlich mächtig für die Performance und um eine angemessene Stimmung zu verbreiten, ins Zeug. Leider waren sie mit ihren Ambitionen/Vorstellungen wohl an die falsche/zu geringe Zielgruppe geraten, denn trotz aller Bemühungen des Sängers (zur Wall of Death aufrufen und sogar teilweise im Publikum mitmoshen) blieb der große Krawall aus. Der Sänger benahm sich aber mMn auch ziemlich zum Fremdschämen, selbst gemessen an dem Genreüblichen. Er verfasste Ansagen wie „No matter which metal genre you listen to: Thrash Metal, Death Metal, Black Metal or Power Metal, we are all one big family!“ und verwendete ansonsten eine Anzahl an Fucks pro x Wörter, dass Billie Joe Armstrong fast neidisch geworden wäre.
Gorgoroth brauchten erst einmal ewig. Nachdem sie nach dem ersten Soundcheck nicht startklar/vollzählig schienen, machte man zur Überbrückung erstmal noch einen Soundcheck :haha:
Nach ner Weile marschierten sie dann zu den stimmungsvollen Orgelklängen von Chopins Funeral March auf die Bühne. Selbige war, anders als man evtl. erwarten könnte, nicht mit den üblichen Accessoires dekoriert, was aber auch an dem kleinen Raumvolumen der Location gelegen haben könnte. Somit trug zur Schleimhautreizung nur die auf Anschlag aufgedrehte Nebelmaschine bei. Bei den nur noch schemenhaft erkennbaren Bandmitgliedern in dem rotschummrigen Licht erkannte ich natürlich auch nicht, welch ein prominenter Sänger da auf der Bühne stand 🙂
Leider haute dies in der Gesamtdarbietung nichts raus. Der Sänger keifte enorm gleichförmig, das Schlagzeug blastete ebenso. Gorgoroth erzeugten bei mir nur gähnende Langeweile, obwohl sich die Gitarren um Melodien, Tempowechsel und Varietät bemühten.
Nach ca. 20min. verließen wir den Saal, schauten uns noch ein wenig am Merchstand um, der im Falle von Oranssi übrigens von deren Drummer geführt wurde, und waren dann so gegen halb-3/4 12 wieder auf dem Weg zur U-Bahnstation.