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So, ich wollte mich schon länger mal zu der Platte äußern, hatte bisher aber nur wenig Zeit.
1. Where Greater Men Have Fallen
Für mich ist das zu Beginn fast schon der stärkste Song. Musikalisch astreine Gitarrenarbeit, viele Wechsel, der absteigende Gesang in den Strophen hat etwas sehr Leidenschaftliches, passt sehr gut. Find auch die Adressierung im Text („For those who…“, ähnlich bei Bloodied Yet Unbowed vom Vorgänger) ziemlich gelungen. Wie schon gesagt, fiel mir der gedoppelte Gesang im Refrain als erstes auf, den Alans Stimme eigentlich so nicht braucht. Trübt den Gesamteindruck aber nur wenig.
2. Babel’s Tower
Spaltet anscheinend die Lager. Ich muss sagen, dass es auch nicht mein Lieblingsstück auf der Platte wird. Langweilig ist er jetzt nicht, aber den Einstieg empfinde ich als recht zäh. Ab 3.30 kommt dann schon eher Stimmung auf. Betrachtet man das Vorangegangene als Vorbereitung dessen, kann ich damit leben. Richtig großartig ist der Soloteil, da gibts nix zu meckern. Den hör ich mir immer wieder gern an. Der Song ist halb-halb für mich, mit Tendenz zum Positiven.
3. Come The Flood
Allein der Anfang macht mir Gänsehaut, das ultimative The Gathering Wilderness-Feeling. Überhaupt sind sich diese beiden Platten sehr ähnlich, auch wenn man bei Primordial gerne sagt, dass keine Platte der anderen gleicht. Auch hier muss man den etwas müßigen Anfang überstehen, bis ab 2:50 neue Farbtupfer gesetzt werden. Diesen Akkord hätte man noch mehr auskosten dürfen. Ansonsten steigert sich der Song ebenfalls, der letzte Rumms hätte mir noch gefehlt, aber auch so ist das Jammern auf hohem Niveau. Trotzdem halte ich genau das bei einer Band wie dieser für absolut angebracht.
4. The Seed Of Tyrants
Erfrischendes Tempo, erinnert mich sofort an die Storm Before Calm, die ich wegen genau dieser schroffen Grunstimmung so mag. Der Gesang ist interessant, da er sich auf ner anderen tonalen Ebene bewegt als die Gitarren. Passt aber zum aggressiven Charakter. Das Schema, am Anfang auf Monotonie zu setzen und dise gegen Mitte des Songs durch eine neue Stimmung abzulösen, wirkt an dieser Stelle des Albums leider fast schon abgenutzt, irgendwie wird selbst diese Rezeptur auf Dauer etwas eintönig. Auch wenn es an dem zweiten Teil nichts auszusetzen gibt und mir hier die Drums besonders gut gefallen. Auch die auf- und absteigenden Gitarren sind wirklich gelungen. Hier habe ich trotzdem das Gefühl, dass mehr drin gewesen wäre.
5. Ghosts Of The Carnal House
Mein heimlicher Favorit. Ein hakiges, aber warmes Riff mit satten Chords, das sich unausweichlich mit Widerhaken ins Gehirn bohrt und zum Mitnicken einlädt. Wie Bass und Gitarre dann mit dem einsetzenden Gesang tanzen find ich absolut genial, gerade durch diese klar angeschlagenen Akkorde. Außerdem kommt mir Alans Gesang hier besonders ausdrucksstark vor. Sicherlich braucht er sich auch in den anderen Songs nichts vorzuwerfen, aber gerade die hellen, langezogenen Worte, die sich mit den tiefen, fast schon growl-artigen Zeilen abwechseln, sorgen für einen eindrucksvollen Kontrast. Interssanterweise empfinde ich die Grundstimmung des Songs nicht etwa als irisch-kalt, sondern fast schon US-Südstaaten-warm. Passt aber trotzdem sehr gut und der Song gipfelt in einem instrumentalen Ende, das sich, ganz typisch, zwischen vielen kleinen Schnörkeln und klaren Linien hin und her nach oben schraubt. So gefällt mir das!
6. The Alchemyst’s Head
Ein Song, der im Albenkontext irgendwie immer etwas blass davonkommt. An dieser Stelle bin ich bereits etwas abgenutzt bzw. gesättigt, da sorgen diese fast schon mystischen Spielereien gepaart mit wirklich schrägen Gitarrensalven für leichte Ermüdungserscheinungen. Auch wenn ich es grundsätzlich begrüße, dass die Band solche schroffen Töne anschlägt, bekanntlich bin ich ein großer Freund der Imrama. Dieses Stück gibt mir trotzdem sehr wenig. Vielleicht wirkt es in anderem Kontext besser.
7. Born To Night
Ein langes Intro, bei Primordial immer willkommen. Zumal die Band nicht den Fehler begeht, dem Song mit Akustikgitarren oder gar Keyboards irgendetwas wahllos voranzustellen, sondern vielmehr die zu erwartenden Akkorde bereits vorstellt. So wirkt es dann auch ensprechend, anstatt nur Spielzeit zu schinden. Das eröffnende riff ist herrlich scharf und trotzdem klar. Was mich an diesem Song etwas stört, ist die Tatsache, dass man hört, dass Gesang und Gitarren unabhängig voneinander komponiert und aufgenommen wurden. Für mich will das irgendwie nicht zusammenpassen. Über die Fähigkeiten beider Beteiligten muss man nicht reden, aber die öfter mal angesprochene Dickköpfigkeit und das Eigenbrötlertum schlägt sich hier meiner Meinung nach deutlich nieder. Und so geht der Song 9 Minuten, ohne wirklich einen Eindruck zu hinterlassen. Man bekommt zwar schnell ein Bild von dem, was er darstellt, aber leider überzeugt mich das nicht.
8. Wield Lightning To Split The Sun
Interessante Wahl für den Abschlus des Albums. Der wigende Rhythmus ist für das Album noch einmal etwas komplett Neues. Auch hier wird der klagende Gesang durch eine zweite Spur eine Oktave tiefer gedoppelt, wäre meiner Meinung nach nicht nötig gewesen, macht das Ganze etwas schwammig. Später fällt diese tiefe Stimme weg und plötzlich gewinnt der Song an Intensität. Wieso nicht gleich, frage ich mich da. Alle Songs bei 50% der Spielzeit abzuwandeln hat die Band eigentlich nicht nötig. Dieses Rezept funktioniert eigentlich auch nur, wenn man es etwas sparsamer einsetzt. Musikalisch ist hier auch nicht viel zu meckern.
Was bleibt also zu sagen für das mittlerweile 8. Album? Eigentlich das, was ich vor einiger Zeit schon festgestellt hatte. Die Band kennt ihre Stärken und setzt diese auch ein. Das freut den gut gesonnenen Hörer wie auch denjenigen, der sie gerade erst entdeckt. Jemand, für den die Band immer schon zur absoluten Spitze gehörte, ist das vielleicht etwas zu wenig. Ich bin weit davon entfernt, enttäuscht zu sein und ich gestehe der Band auch vollkommen zu, ihren Erfolg auf diese Weise zu festigen. Die kompltte Unbegreiflichkeit ist das Album allerdings nicht, das muss auch gesagt werden dürfen. Ob das nun an der Arbeitsweise der einzelnen Mitglieder liegt oder an der Tatsache, dass man seinen Status lieber erstmal festigen möchte, bevor man sich weiter orientiert, kann ich nicht beurteilen. Zumindest glaube ich nicht, dass die Musiker bereits an ihre kompositorischen Grenzen gestoßen sind. Man hat oft genug gesehen, dass die Alben sich Schritt für Schritt verändern, ohne dabei den eigentlichen Pfad zu verlassen, der die Band so stark macht. In diesem Fall waren mir das persönlich ein paar Schritte zu wenig abseits dieses Pfades. Aber ich kann damit leben und werde auch dieses Album in Zukunft gerne auflegen. Nur vielleicht nicht so häufig wie die anderen.