Jahresbilanz 2011: Highlights, Lowlights und alles andere

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  • #6583963  | PERMALINK

    Ardor

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    Wenn ich das hier so alles lese bekomm ich glatt Lust, nächste Woche auch mal meinen Jahresrückblick zu verfassen , wenn ich mit Höllis sampler fertig bin (der mir dann letztendlich doch mehr Probleme bereitet als erwartet) Bis dahin hab ich auch noch die Alben ein paar Mal gehört, die ich erst im dezember gekriegt hab.
    Wobei Necrofiend und asgard da noch weniger kennen dürften..

    --

    trikerganz klar Mr. BLACKMORE. Kenne keinen anderen, mit einem dermaßen gefühlvollen Stiel.
    Musiksammlung RYM
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    #6583965  | PERMALINK

    Hellcommander

    Registriert seit: 14.09.2005

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    ArdorWenn ich das hier so alles lese bekomm ich glatt Lust, nächste Woche auch mal meinen Jahresrückblick zu verfassen , wenn ich mit Höllis sampler fertig bin (der mir dann letztendlich doch mehr Probleme bereitet als erwartet) Bis dahin hab ich auch noch die Alben ein paar Mal gehört, die ich erst im dezember gekriegt hab.
    Wobei Necrofiend und asgard da noch weniger kennen dürften..

    Echt jetzt? *g*

    #6583967  | PERMALINK

    Ardor

    Registriert seit: 17.06.2008

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    Ja, echt jetzt. :haha: Wirst dann aber morgen/übermorgen lesen können. ^^

    --

    trikerganz klar Mr. BLACKMORE. Kenne keinen anderen, mit einem dermaßen gefühlvollen Stiel.
    Musiksammlung RYM
    #6583969  | PERMALINK

    Hellcommander

    Registriert seit: 14.09.2005

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    N – S

    Nargaroth – Spectral Visions Of Mental Warfare
    Anfangs dachte ich, Kanwulf, äh, Ash, hätte sich mit seinem neuen Album tierisch in die Nesseln gesetzt. Zugegeben, die verwendeten Liedernamen deuten auch in gewisser Weise auf Trendanbiederei hin und auch die ersten Höreindrücke waren bescheiden. Nach einiger Zeit begann sich das Album langsam zu entfalten, so dass ich heute Stücke wie „ A Whisper Underneath The Bark Of Old Trees“ einfach nur ergreifend finde. Nichtsdestotrotz bleibt Burzum stärker, denn Asche orientiert sich auf diesem Album massiv an besagten Norweger.

    Necrophagia – Deathtrip 69
    Necrophagia haben einige Jahre und viele gute Alben auf dem Buckel. Harvest Ritual ist in der Zwischenzeit 6 Jahre alt geworden, bevor der Nachfolger Deathtrip 69 veröffentlicht wurde. Und was ich davon halten soll, ist die große Frage. Necrophagia haben den generellen Stil des Vorgängers beibehalten, dabei allerdings die fulminanten Keyboards weggelassen. Auch sonst scheint mir das Songmaterial etwas schwächer und kraftloser zu sein, der Produktion fehlen Eier. Soweit sind die Voraussetzungen also nicht sonderlich gut, auf der anderen Seite ballert „Suffering Comes In Sixes“ Necrophagia-typisch alles weg. Und Killjoys Stimme ist auch noch irgendwo toll.

    Necros Christos – Doom Of The Occult
    Mystische, an eine schwarze Messe erinnernde Dampfwalz des Todes auf solidem, aber keinesfalls überragendem Niveau.

    Nightwish – Imaginaerum
    Nach langer Wartezeit erschien dann im Dezember endlich das neue Nightwish Album. Die olle Sängerinnen Diskussion mal beiseitegelassen, ist es schon so, dass das neue Album in sich schlüssiger und einheitlicher klingt, obwohl Herr Holopainen Orchester, Chöre und sonstiges Zubehör auffährt, um seine musikalischen Visionen entsprechend umzusetzen. Bei all dem bombastischen Gedöns verstehen es Nightwish ausgezeichnet gut, nachvollziehbare Songs mit rotem Faden zu schreiben. Mit einer angejazzten Nummer erweitern Nightwish ihren eigenen musikalischen Horizont und somit ist eines für mich klar: Neues Nightwish Album wird toll und die Wartezeit auf Imaginaerum hat sich voll gelohnt.

    Nocte Obducta – Verderbnis
    Eine der Überraschungen des Metaljahres 2011 war sicherlich die Rückkehr von Nocte Obducta. „Verderbnis“ ist mehr oder weniger die Schnittmenge aus „Schwarzmetall“ mit der Atmosphäre der genialen „Galgendämmerung“. Auffällig ist, dass Nocte Obducta vermehrt mit Handbremse unterwegs sind, Raserei gibt es nur noch akzentuiert und wohl kalkuliert. Die Midtempolastigkeit verleiht den Songs ordentlich Druck, etwas mehr Tempo hätte ich mir dennoch gewünscht. Trotz relativer Fixierung auf Midtempo ist „Verderbnis“ sehr abwechslungsreich und spannend aufgebaut, so dass man locker von einem gelungenem Comeback sprechen kann. Ick freu mir!

    Obscura – Omnivium
    Was die einem um die Ohren ballern, ist ja der pure Wahnsinn. Technischer Death Metal, der aber auch für Death Metal Laien wie meiner einer nachvollziehbar bleibt und sich nicht in unendlichen Soloorgien auflöst.

    Peste Noire – L’Ordure á l’état Pur
    Die Black Metal Band, die einen wahnsinnig macht – oder? – L’Ordure á l’état Pur ist in der Tat irgendwie verrückt, anders, dennoch frisch und sogar böse. Peste Noire scheinen eine künstlerische Vision ihrer Musik zu haben, die sie konsequent verfolgen. Eine sehr lobenswerte Eigenschaft; ich für meinen Teil weiß nun auch seit mehreren Monaten noch nicht genau, was ich davon halten soll. Peste Noire waren bei ihren anderen Alben schon ein Fall für sich, aber auf – L’Ordure á l’état Pur ist es noch eine Spur krasser. Ich find´s schon gut, die Frage ist nur, wie gut.

    Powerwolf – Blood Of The Saints
    Immer wenn ich Lust auf Metalschlager habe, lege ich dieses Album ein! Sehr eingängige, einfach nachvollziehbare Ohrwürmer ohne Ecken und Kanten; Hits allerorten. Natürlich vermag da der künstlerische Anspruch etwas auf der Strecke zu bleiben, aber Hits á la „We Drink Your Blood“, „All We Need Is Blood“ und „Son Of A Wolf“ machen einfach nur Spaß. Ja, Metal darf Spaß machen und auch das eine oder andere Mal plakativ überzogen sein.

    Primordial – Redemption At The Puritans Hand
    Für mich weder Fisch noch Fleisch, ich finde die direkten Vorgängeralben etwas starker. Warum „Redemption At The Puritans Hand“ für mich nun nicht so toll ist, kann ich gar nicht so genau sagen, Primordial wissen schon, was sie tun, aber irgendwie packt mich dieses Album nicht richtig.

    Rammstein – Mein Land
    Pünktlich vor der Best Of „Made In Germany“ gab es auch noch ein neues Stück auf die Ohren. Stilistisch steht „Mein Land“ den schmissig-hüftschwingenden Rockern der Marke „Waidmanns Heil“ sehr nahe (finde ich zumindest). Eingängigkeit wird groß geschrieben, Refrains gewohnt mächtig aufgezogen. Flake darf nette Melodien zum Besten geben, die Gitarren klingen nach typisch Rammstein. Alles irgendwie beim Alten im Hause Rammstein; ich habe dennoch das Gefühl, dass „Mein Land“ nicht zu den stärksten Rammstein Songs zählt, obwohl es eigentlich gut ist. Ähnliches gilt für „Vergiss Uns Nicht“: Diese Art Vertonung haben Rammstein definitiv schon besser hinbekommen („Ohne Dich“ ,…). Aber die „My Country“ Version im Country Stil fetzt definitiv alles weg.

    Rev 16:8 – Ashlands
    Ganz netter Knüppel Black Metal aus skandinavischen Regionen. Rev 16:8 haben die eine oder andere aufmerksamkeitserregende Passage zu bieten, verlieren sich aber manchmal auch im nichtssagenden Umfeld von geschätzten 600.000 anderen Bands, die das Gleiche tun und dann genau so klingen. „Ashlands“ ist okay, aber es wäre mehr drin gewesen.

    Scheepers – Scheepers
    Ralf von Primal Fear hat Langeweile und haut nebenbei ein Soloalbum auf den Markt. So viel gibt es dazu auch nicht zu erzählen, geboten wird zumeist kerniger, bodenständiger und anständiger Heavy Metal. Nein, das ist nicht spektakulär, aber gut gemacht. Bei Herrn Scheepers weiß man, was man bekommt. Und Priest wissen, was ihnen phasenweise gefehlt hat…

    Septic Flesh – The Great Mass
    Paukenschlag! Sämtliche mir bis dato bekannten Vorgängeralben dieser griechischen Kombo erweisen sich als relative chancenlos gegen dieses Meisterwerk. Warum ein Meisterwerk? Weil es in nie da gewesener Perfektion härteren Metal mit Orchestersequenzen vereint und in einem symphonischem Monster mündet, wie ich es mir besser einfach nicht vorstellen kann. Da verzeihe ich es der Band auch, dass die eigentlichen Metalanteile stellenweise nur noch Begleitung sind.
    Natürlich ist es keine großartige Innovation mehr, Metal mit stilfremden Instrumenten zu bereichern, aber Septic Flesh erreichen auf „The Great Mass“ erschreckende Perfektion. „Mad Architect“, „Vampire From Nazareth“, „The Undead Keep Dreaming“ seien exemplarisch genannt.

    Shining – VII – Född Förlorare
    Kvarforth lebt seine Kreativität hemmungslos und ballert ein Album nach dem anderen auf den Markt. Er scheint dabei seinen Stil gefunden zu haben und ändert nur noch Kleinigkeiten. Dieser rockige Black Metal geht recht straight nach vorne, offenbart dabei ein ums andere Mal Ohrwurmpotenzial. Technische Spielereien wie auf dem Vorgänger „Klagopsalmer“ gibt es kaum noch, dafür stark verbesserte Clean Vocals. „VII – Född Förlorare“ wird vermutlich dennoch nie zu meinen Shining Favoriten gehören, da es die Düsternis und Intensität eines „The Eerie Cold“ leider nicht erreicht.

    Sirenia – The Enigma Of Life
    Nein, das geht so nicht.

    Solstafir – Svartir Sandar
    Herr Gott noch eins, was machen die denn? Die Erwartungshaltung ist bei denen aufgrund der saustarken Diskographie sowieso immens hoch; aber was passiert, wenn die Isländer meinen, diese Erwartungshaltungen auch noch toppen zu müssen? Was kommt dann dabei heraus?
    Nicht nur mein persönliches Album des Jahres, denke ich. Solstafir haben gar nicht so viel verändert, sie sind vielleicht etwas eingängiger geworden, aber erschaffen immer noch gefühlvolle, Gedankenkino auslösende, herzergreifende und einfach nur tolle Musik, wie ich sie in dieser stilistischen Form noch von keiner anderen Band gehört habe. Angesichts der Masse an vorhandener Musik da draußen scheint die Einzigartigkeit das größte Kompliment zu sein, ich finde Svartir Sandar einfach nur gigantisch gut; alleine das Titelstück mit dem obergeilem Ende gehört zum Besten, was Solstafir bis dato erschaffen haben. Schwächen erlauben sich die Isländer nicht, das Artwork gefällt und die Schnapsgläser haben auch Stil. Hervorragend!

    Stratovarius – Elysium
    Die Platte hat sich irgendwie so in meine Diskographie geschummelt. Es lag vermutlich daran, dass mir Stratovarius als Vorband von Helloween ordentlich Spaß gemacht haben. Auf Platte kann ich diese Eindrücke nicht so ganz bestätigen, „Elysium“ packt mich nicht richtig – im Gegensatz zu Helloween, wenn ich diese schon erwähne.

    #6583971  | PERMALINK

    Tiz

    Registriert seit: 15.03.2009

    Beiträge: 4,651

    Hellcommander
    Necros Christos – Doom Of The Occult
    Mystische, an eine schwarze Messe erinnernde Dampfwalz des Todes auf solidem, aber keinesfalls überragendem Niveau.

    Gute Platte mit einer tollen Atmosphäre, jedoch finde ich die Zwischenspiele mittlerweile eher störend, weil sie meiner Meinung nach nicht gelungen ist das Gesamtwerk eingefasst wurden, sondern eher als Fremdkörper agieren. Dennoch eines der wenigen Death Metal Alben 2011, das ich mir geholt habe, das mit dem coolen „Necromantique Nun“ sogar sowas wie einen Hit besitzt.

    Hellcommander
    Nocte Obducta – Verderbnis
    Eine der Überraschungen des Metaljahres 2011 war sicherlich die Rückkehr von Nocte Obducta. „Verderbnis“ ist mehr oder weniger die Schnittmenge aus „Schwarzmetall“ mit der Atmosphäre der genialen „Galgendämmerung“. Auffällig ist, dass Nocte Obducta vermehrt mit Handbremse unterwegs sind, Raserei gibt es nur noch akzentuiert und wohl kalkuliert. Die Midtempolastigkeit verleiht den Songs ordentlich Druck, etwas mehr Tempo hätte ich mir dennoch gewünscht. Trotz relativer Fixierung auf Midtempo ist „Verderbnis“ sehr abwechslungsreich und spannend aufgebaut, so dass man locker von einem gelungenem Comeback sprechen kann. Ick freu mir!

    Grosses Comebackalbum, ganz eindeutig! Die Midtempofixierung ist mir ehrlich gesagt noch nie so richtig aufgefallen, aber es stimmt schon. Irgendwie finde ich aber, dass mehr Tempo der Atmosphäre nicht zuträglich gewesen wäre, da passt das Midtempo gepaart mit der Bosheit eines „Niemals Gelebt“ oder der „Epik“ eines „Schweissnebels“ für mich besser. Aber ich denke, wir sind uns einig, dass „Verderbnis“ ein sehr gutes Comeback einer grossartigen Band ist, die in Zukunft hoffentlich noch weiter Alben von solcher Qualität veröffentlichen wird.

    Hellcommander
    Obscura – Omnivium
    Was die einem um die Ohren ballern, ist ja der pure Wahnsinn. Technischer Death Metal, der aber auch für Death Metal Laien wie meiner einer nachvollziehbar bleibt und sich nicht in unendlichen Soloorgien auflöst.

    Dieses Album war bei mir sehr lange auf der 1 in diesem Jahr. Ich finde eben genau diese Mischung aus Nachvollziehbarkeit und technischer Grossartigkeit einfach einnehmend, begeisternd und einzigartig. Im Gegensatz zu „Cosmogenesis“ haben Obscura eindeutig einen Schritt nach vorne gemacht und gehören, für mich zumindest, zu den besten momentan aktiven Tech Death Metal Bands. Und so viele gute gibt es leider ja auch nicht mehr.

    Hellcommander
    Peste Noire – L’Ordure á l’état Pur
    Die Black Metal Band, die einen wahnsinnig macht – oder? – L’Ordure á l’état Pur ist in der Tat irgendwie verrückt, anders, dennoch frisch und sogar böse. Peste Noire scheinen eine künstlerische Vision ihrer Musik zu haben, die sie konsequent verfolgen. Eine sehr lobenswerte Eigenschaft; ich für meinen Teil weiß nun auch seit mehreren Monaten noch nicht genau, was ich davon halten soll. Peste Noire waren bei ihren anderen Alben schon ein Fall für sich, aber auf – L’Ordure á l’état Pur ist es noch eine Spur krasser. Ich find´s schon gut, die Frage ist nur, wie gut.

    Sehr gut ist es 😉
    Wie passend von dir beschrieben ist „L’Ordure à L’État Pur“ wohl der destillierte Wahnsinn in Tüten. Ich kenne kaum eine Band, die solchen Schabernack in ihren Songs abziehen kann und dennoch von Grund auf ernst und auf eine Art auch böse wirkt. Diese völlig kaputten Riffs, der kranke Gesang und diese morbide Atmosphäre, die das Album aller Albernheiten zum Trotz auszustrahlen vermag, das ist schon ganz grosses Kino. Man darf sicherlich gespannt sein, wohin es diese Band eines Tages noch bringt 🙂

    Hellcommander
    Primordial – Redemption At The Puritans Hand
    Für mich weder Fisch noch Fleisch, ich finde die direkten Vorgängeralben etwas starker. Warum „Redemption At The Puritans Hand“ für mich nun nicht so toll ist, kann ich gar nicht so genau sagen, Primordial wissen schon, was sie tun, aber irgendwie packt mich dieses Album nicht richtig.

    Ich habe den direkten Vorgänger dieses Albums zwar erst danach gehört, finde aber „Redemption At The Puritan’s Hand“ die bessere Scheibe. „To The Nameless Death“ ist mir ehrlich gesagt zu gepresst, zu glatt, da gefällt mir die Urwüchsigkeit und Sprödheit dieses Album besser. Auch die Gesangsleistung von Alan Nemtheange berührt mich hier mehr. Ein sehr gutes Album also, auch wenn „The Gathering Wilderness“ mein Favorit bleibt, ohne jedoch alles zu kennen.

    Hellcommander
    Septic Flesh – The Great Mass
    Paukenschlag! Sämtliche mir bis dato bekannten Vorgängeralben dieser griechischen Kombo erweisen sich als relative chancenlos gegen dieses Meisterwerk. Warum ein Meisterwerk? Weil es in nie da gewesener Perfektion härteren Metal mit Orchestersequenzen vereint und in einem symphonischem Monster mündet, wie ich es mir besser einfach nicht vorstellen kann. Da verzeihe ich es der Band auch, dass die eigentlichen Metalanteile stellenweise nur noch Begleitung sind.
    Natürlich ist es keine großartige Innovation mehr, Metal mit stilfremden Instrumenten zu bereichern, aber Septic Flesh erreichen auf „The Great Mass“ erschreckende Perfektion. „Mad Architect“, „Vampire From Nazareth“, „The Undead Keep Dreaming“ seien exemplarisch genannt.

    Ich hatte grosse Erwartungen an dieses Album, nachdem ich so einige sehr löbliche Reviews gelesen hatte, und wurde leicht enttäuscht. Natürlich sind die Orchestermelodien toll, genauso wie die Gitarren, mir persönlich fehlt aber das direkte Zusammenspiel beider Elemente. Ich habe beim Hören dieser Scheibe immer das Gefühl, dass das Orchester nur hübsches Beiwerk darstellt, ohne dabei essenziell für die Musik zu sein. Letzteres finde ich sehr schade und es bewirkt, dass „The Great Mass“ für mich leidglich ein gutes Album ist.

    Hellcommander
    Solstafir – Svartir Sandar
    Herr Gott noch eins, was machen die denn? Die Erwartungshaltung ist bei denen aufgrund der saustarken Diskographie sowieso immens hoch; aber was passiert, wenn die Isländer meinen, diese Erwartungshaltungen auch noch toppen zu müssen? Was kommt dann dabei heraus?
    Nicht nur mein persönliches Album des Jahres, denke ich. Solstafir haben gar nicht so viel verändert, sie sind vielleicht etwas eingängiger geworden, aber erschaffen immer noch gefühlvolle, Gedankenkino auslösende, herzergreifende und einfach nur tolle Musik, wie ich sie in dieser stilistischen Form noch von keiner anderen Band gehört habe. Angesichts der Masse an vorhandener Musik da draußen scheint die Einzigartigkeit das größte Kompliment zu sein, ich finde Svartir Sandar einfach nur gigantisch gut; alleine das Titelstück mit dem obergeilem Ende gehört zum Besten, was Solstafir bis dato erschaffen haben. Schwächen erlauben sich die Isländer nicht, das Artwork gefällt und die Schnapsgläser haben auch Stil. Hervorragend!

    Wie alle anderen Reviews auch, ist das hier sehr toll geschrieben, danke!
    Mit der Platte habe ich, wie schon einmal erwähnt, so meine lieben Probleme. Mir fehlen die richtig grossen „Aha-Momente“. „Fjara“ empfinde ich als Übersong, auch sonst gibts einige sehr gute Stellen, aber im Gesamtpacket reichte es bei mir nicht, leider. Gutes Album dennoch, keine Frage.

    #6583973  | PERMALINK

    CataWomb

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    Tiz

    Wie alle anderen Reviews auch, ist das hier sehr toll geschrieben, danke!
    Mit der Platte habe ich, wie schon einmal erwähnt, so meine lieben Probleme. Mir fehlen die richtig grossen „Aha-Momente“. „Fjara“ empfinde ich als Übersong, auch sonst gibts einige sehr gute Stellen, aber im Gesamtpacket reichte es bei mir nicht, leider. Gutes Album dennoch, keine Frage.

    Ich hatte erst auch meine Probleme mit Svartir Sandar im Kontext Diskographie von Solstafir. Sie war mir eine spur zu ruhig, zu sachte. Begrüßt habe ich sofort, dass sie sich wieder mehr der Masterpiece nähert. Am Ende ist sie zum meiner Platte des Jahres geworden und ist meiner Meinung nach auf einer Ebene mit I Blodi Og Anda und Masterpiece Of Bitteness zu stellen, aus der Masterpiece dennoch etwas hervorragt. Köld hält da nicht mit und fällt auch etwas aus der Reihee.

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    #6583975  | PERMALINK

    palez

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    1. PJ Harvey – Let England Shake

    Ich gebe zu, 2011 hatten die Musik und ich so etwas wie eine Beziehungskrise. Nun mag dies vor allem an mir und persönlichem Stress gelegen haben, doch dieses Jahr war für mich, gerade was aktuelle Veröffentlichungen betrifft, eines der langweiligsten, die ich als Musikkonsument aktiv erlebt habe. „Let England Shake“ ist, ich gebe es unumwunden zu, ein Verlegenheitssieger, der in meiner Gunst den zwei bis drei Alben auf den folgenden Plätzen eigentlich nicht viel voraus hat.
    Was bringt mich also dazu, einem Album meine persönliche Jahres-Goldmedaille zu verleihen, von dem ich doch offenbar selbst nicht absolut überzeugt bin? Wieso ziehe ich „Let England Shake“, das in der Diskographie von Polly Jean Harvey nicht einmal den gewagtesten Sprung darstellt, einer Band wie SubRosa vor, die mit „No Help For The Mighty Ones“ dem Metal höchst originelle Facetten abgerungen hat? Wieso ziehe ich „Let England Shake“, das für mich bei weitem nicht beste Album in PJ Harveys Diskographie, einem Werk wie „Celestial Lineage“ vor, mit dem Wolves In The Throne Room all ihre Möglichkeiten soweit ausgeschöpft haben, dass sie sich danach beruhigt auflösen konnten? Wieso ziehe ich „Let England Shake“, das (wenn man Demos und Zusammenarbeiten mit John Parish nicht mitzählt) achte Album von PJ Harvey, mit dessen Veröffentlichung sie so sehr zum Kritiker- und „Rolling Stone“-Liebling wurde wie nie zuvor, einer jungen und hungrigen Künstlerin wie EMA vor, die mit „Past Life Martyred Saints“ dorthin zielte, wo es am meisten wehtut?
    Weil „Let England Shake“ so sehr wie kein zweites mir bekanntes Album aus 2011 über den Dingen schwebt und weil diese Erhabenheit und Transzendenz letztendlich das sind, was das beste Album eines Jahres ausmachen sollte.

    Für dieses Album hat Polly Jean Harvey sich mit einem für sie neuen Instrument befasst, das zweite Mal, nachdem der Kampf mit dem Klavier und sich selbst den Vorgänger „White Chalk“ schon so groß gemacht hatte. Fast das ganze Album komponierte Harvey auf der Autoharp, einem Zither-ähnlichen Musikinstrument, welches vor allem im amerikanischen Bluegrass, Country und Folk Verwendung findet. Wie schon bei „White Chalk“ musste die kompositorische Herangehensweise den spielerischen Fertigkeiten angepasst werden. Auf wenigen einfachen Akkorden beruhend, wurden die Songs (im Vergleich zum Indie-Blues-Rock, für den PJ Harvey bekannt ist) melodischer und einfacher, wurzeln jetzt oft im besagten Bluegrass, Country und Folk, aus dem die Autoharp importiert wurde. Die Simplizität schafft eine Verwandtschaft zu Volksliedern, zu ihrer von Autoren losgelösten Anonymität ebenso wie zu ihrer altertümlichen Romantik und Mystik. Mehr noch als die Songgerüste ist es der individuelle Klang der Autoharp auf diesem Album, der ihm seine spezielle Atmosphäre verleiht. Ein ätherisches, mehrdimensionales Zittern zieht sich gleich kühlem, unwirklichem Nebel durch die Songs. Harveys nach „White Chalk“ abermals unnatürlich hohe Stimme wird zur Stimme von Waldgeistern, ruhelosen Seelen, der Natur selbst. Auch, wenn es insgesamt bessere Alben von ihr geben mag, keines der Alben von PJ Harvey hat es bisher geschafft, sich auf vergleichbare Art von allem Profanen und Irdischen zu lösen wie „Let England Shake“.

    Harvey schafft auf „Let England Shake“ eine verzauberte Welt, durch die sie mit ihrer Autoharp jenseits aller Analysebemühungen und Greifbarkeit irrlichtert und die dem Hörer das Verstehenwollen entfremdet und ihn zum Glauben und zur Versenkung zwingt. Lange – und vielleicht nie – klang PJ Harvey so leuchtend und hinreißend schön, so hell, einladend und regelrecht beschwingt. Zu „Let England Shake“ führt man die Hand durch sich im Winde neigende Ährenfelder, während die Dämmerungssonne den Himmel rot und gelb und orange färbt. Das Album wäre mit dieser Ausgangslage so luftig, dass es sich in der Belanglosigkeit auflösen würde, lebt aber auch von seinem unüberwindbaren inneren Widerspruch. Die Texte entfernen sich zum ersten Mal im Harveys Karriere, was eine viel größere Neuerung darstellt als alle Richtungswechsel auf der musikalischen Seite, vom individuellen, psychologischen Fokus auf PJ Harveys jeweilige Albumpersona und gehen in die Totale: heißt, sie werden gewissermaßen politisch. Natürlich ist es auf dem ersten Blick hoffnungslos untertrieben, angesichts ihrer Explizität die Texte mit einem zaghaften „gewissermaßen politisch“ zu beschreiben. Polly Jean Harvey berichtet vom Krieg, allgemein genauso wie von konkreten Beispielen (Anzac Cove, Afghanistan, Irak), aus der Sicht eines Einzelnen genauso wie als richtende auktoriale Erzählerin. Sie berichtet von ihrer Heimat England als einem disparaten, zerrissenen, widersprüchlichen Land, in dem sich immer deutlicher der hohe Preis zeigt, mit dem Wohlstand und Ansehen erkauft wurden. Sie tut dies in einer konzisen und schlichten Sprache, die in anderen Zusammenhängen wohl naiv genannt werden müsste. Und sie tut dies mit dem Kampfgeist einer Verletzten, die nur deshalb in ihren persönlichen Krieg gegen ihr Land zieht, weil es ihr so viel bedeutet.

    Die Anti-Bush-Protestwelle hat vor einigen Jahren gezeigt, wie anbiedernd und stumpf sogenannte politische Statements von Rock- und Popmusikern ausfallen können. Wegen der ungewöhnlichen Verbindung von maximaler textlicher Weltlichkeit und maximaler musikalischer Weltlosgelöstheit tappt PJ Harvey nicht in diese Falle. Wie so eine Synthese angesichts ihrer offensichtlichen inneren Paradoxie funktionieren soll? „Let England Shake“ gibt darauf keine Antwort, zumindest keine, die sich in Worte kleiden ließe, und genau das macht das Album so faszinierend. In diesem extremen Spannungsverhältnis entstehen die besten Songs. Man nehme zum Beispiel „The Words That Maketh Murder“, das offensichtlich böseste Stück auf „Let England Shake“, das einen auf hinterhältige Weise dennoch zum Fußwippen und Mitsummen einlädt. Oder „The Glorious Land“, ein schwindsüchtiges und dennoch ungemein kraftvolles und bedrohliches Stück, wenn das Frage-Antwort-Spiel am Ende zu einer wütenden Anklage wird. And what is the glorious fruit of our land? The fruit is orphaned children. Oder „All and Everyone“ und „On Battleship Hill“, zwei wahre Songgiganten in der Albummitte. Ersterer besitzt dabei noch am ehesten Ähnlichkeiten zu Harveys älteren Werken; in den Strophen singt sie mit der wohlbekannten sonoren Stimme, der Song breitet sich über folkloristische Strukturdogmen hinaus aus und die Akkorde drängen wütend und kampfbereit. Die Musik ist so unüberblickbar groß wie der Tod. Death was all and everyone. Letzterer legt sich wie Nebelschwaden über verwüstete Landstriche, der tödliche, kalte Atem der Geschichte. PJ Harveys körperlos hohe, vervielfachte Stimme beweint die Gefallenen und Vergessenen. Even now, 80 years later, cruel nature, cruel cruel nature.

    Nun hätte ich mir die ganze übermäßig kritische Einleitung sparen können, hätte Harvey das Qualitäts- und Intensitätslevel auf Albumlänge durchgehalten. Nach „On Battleship Hill“ passiert aber irgendetwas Seltsames mit „Let England Shake“. Im rhythmuslosen „England“ klagt sie wie der gefallene Ikarus und kann von nun an nicht immer aufs Neue bewerkstelligen, dass wie anfangs die Füße keinen Bodenkontakt mehr haben. Oft fehlt den Songs der zweiten Albumhälfte die Magie, die Aura des Unwirklichen. Es mag daran liegen, dass die gespenstische Autoharp die folgenden Stücke größtenteils nicht mehr so sehr beherrscht wie die ersten, dass vermehrt wieder Rockelemente Einzug erhalten. Der wolkige Dreampop von „Written on the Forehead“ bildet die einzige wirkliche Ausnahme.
    Aber es lassen sich natürlich auch in Bodennähe Momente von poetischer Schönheit ausmachen. „In The Dark Places“ startet im ganz Kleinen und Privaten – We got up early, washed our faces – und geht über ins ganz Große, Mythische: And not one man has, not one woman has revealed the secrets of this world. Das großangelegte, hymnische Finale wendet sich schließlich an die ganze Welt, wenn es von jungen Männern im Krieg erzählt. Und „The Colour of the Earth“ berichtet schließlich in bester Handsome-Family-Manier von einem exemplarischen Einzelschicksal.

    Dem allgemeinen Pressetenor, der „Let England Shake“ als das beste und wichtigste Album Harveys bezeichnet, kann ich nicht zustimmen. Die Aufstände in London, die fast unmittelbar auf die Veröffentlichung folgten, mögen das Album als ein prophetisches Werk erscheinen lassen und ihm Rückenwind geben, doch Superlative würden hier nur frühere Leistungen schmälern. Im Grunde ist „Let England Shake“ für mich, trotz, bzw. gerade wegen seiner Besonderheiten, „lediglich“ ein weiteres Glied in einer Kette. Die hohe Qualität hat bei Polly Jean Harvey genauso Tradition wie die ständige musikalische (und textliche) Neuausrichtung. „Let England Shake“ ist diskographieintern meiner Meinung nach kein Ausnahmealbum, oder zumindest nicht mehr als alle anderen, aber eine Bestätigung für die allgemeine künstlerische Ausnahmestellung von PJ Harvey.

    Sehr sehenswert sind übrigens die zwölf Kurzfilme („Musikvideo“ würde hier der Sache nicht gerecht werden) zur Lage der Nation:

    http://www.youtube.com/watch?v=rryc8Kjzx6M&feature=relmfu
    http://www.youtube.com/watch?v=Qn7qKXPGZ-A&feature=related
    http://www.youtube.com/watch?v=lHACHdNFH0Y

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