Heiligsprechung: Devil Doll

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    palez

    Registriert seit: 04.01.2007

    Beiträge: 10,795

    Der Bandthread scheint ja, wie die überwältigende Resonanz auf meinen The God Machine-Thread nahelegt schmoll.gif, in Zeiten von Playlist of the Week, Eddies Plattenkisten und Userbattles (an denen ich mich ja selbst sehr gerne beteilige redface.gif) eher ein Auslaufmodell zu sein, was die Effektivität der PPP (penetrante palez-Propaganda) angeht, aber well, ich versuche es trotzdem noch einmal:

    Few can achieve greatness – and none in art – if they are not dominated by illusion.

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    Wenn ich ein Review schreibe, so versuche ich, das Besondere an einem Album oder einer Band hervorzuheben, dazu die Musik zu sezieren und genau auszuleuchten, damit ich auf eben dieses besondere Etwas stoße und es angemessen formulieren kann. Bei Devil Doll erübrigt sich der ganze Aufwand eigentlich, handelt es sich hierbei doch um eine der außergewöhnlichsten Bands aller Zeiten. Da kann man, um Interesse zu wecken, auch einfach einen groben Anriss dessen bieten, was in der Musik an Einflüssen verarbeitet wird, oder sich auf etwas in den meisten Fällen so Uninteressantes wie Zahlen und Fakten und die Band-Biographie konzentrieren.
    Nun gestaltet sich aber schon dieses Vorhaben als schwierig umzusetzen, denn die Informationen, die man über die Band bekommt, setzen sich zumeist aus Gerüchten zusammen, sind vage und zerbrechlich in ihrer Glaubwürdigkeit, selten mit 100-prozentiger Sicherheit bestätigt und deshalb mit Vorsicht zu genießen. Bei einigen Anekdoten rund um Devil Doll kann es durchaus beruhigend und erleichternd sein, dies im Hinterkopf zu behalten…in jedem Fall wird auch durch diesen Umstand die Dimension des Gesamtkunstwerks Devil Doll deutlich, insofern hat das, was ich hier mache, doch einen tieferen Sinn als bloße Verbreitung von irgendwelchen unhaltbaren Legenden.

    Devil+Doll.jpg

    Verfolgt man die recht spärlich im Netz hinterlassenen Spuren dieses Kollektivs möglichst bis zu ihrem Ursprung, landet man im Jahre 1987, bei einer gewissen Zeitungsannonce eines gewissen Mr. Doctor, eines Doktoranden in den Fachrichtungen Philosophie und Kriminologie, Film-, Literatur- und Musik-Besessenen und mutmaßlichen „spinnerten slowenischen Millionärs“, der lange Zeit nur unter eben jenem Pseudonym, also als „Mr. Doctor“ bekannt sein sollte:

    A man is the less likely to become great the more he is dominated by reason: few can achieve greatness – and none in art – if they are not dominated by illusion.

    Mit dieser Anzeige rekrutiert Mr. Doctor die ersten Mitglieder der „Sect of Devil Doll“, wobei es zunächst zwei verschiedene DD-Line-Ups gibt, eines in Ljubljana, Jugoslawien (heute Slowenien) und eines in Venedig, Italien. Einige Monate nach den ersten Proben wird das erste Album einem Livepublikum vorgestellt – „The Mark of the Beast“. Für die Aufnahmen engagiert man Jurij Toni, bekannt unter anderem für seine Arbeit mit Laibach, als Produzenten, der für die nächsten zehn Jahre für die Band hinter den Reglern sitzen sollte. Die Musik von Devil Doll beschreibt dieser als „das vollständige Eintauchen in das Labyrinth menschlichen Geistes“. Jedoch wird nur eine LP von „The Mark Of The Beast“ gepresst, die mit einem von Mr. Doctor selbst gemalten Cover versehen wird und sich seitdem, in der öffentlichen Wahrnehmung allenfalls noch als Randnotiz der Biographie existent, in seinem Besitz befindet.

    Who are you looking for, what are you looking at?

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    1988 wird das Zweitwerk (und erstes öffentliches Lebenszeichen) „The Girl Who Was…Death“ aufgenommen. Das Konzept dieses Albums (bzw. „Songs“, eigentlich eher noch Symphonie des Grauens) beruht auf „The Prisoner“, einem 1966 ins Leben gerufenen Serienprojekt des sich zu der Zeit auf dem Gipfel seiner Popularität als Schauspieler befindenden Patrick McGoohan. Die Serie erhielt aufgrund ihrer radikalen Andersartigkeit und dem Aufwerfen von Fragen, ohne die für den beunruhigten Geist des Zuschauers erforderlichen Antworten zu liefern, zunächst ein geteiltes, wenn nicht gar mehrheitlich negatives Echo; empörte Anrufe beim Sender gehören noch zu den harmloseren Reaktionen, teilweise kam es sogar zu Morddrohungen gegenüber McGoohan. Heute gilt „The Prisoner“ als ein wichtiger Vorreiter der modernen Mysteryserie. Die Dialoge der Serie dienten als direkte Vorlage für die Lyrics, auch in der Musik selbst (bei meiner Version ist das „Prisoner“-Theme der Hidden Track, bei früheren soll es das Intro sein) und sogar in der Spielzeit (insgesamt genau 66:06 Minuten…in diesem Falle kein plumper Bubblegum-Satanismus, sondern ein Verweis auf „Number 6“) finden sich Anspielungen.
    Ungefähr zeitgleich mit den Aufnahmen wird von Devil Doll-Fans das (bis heute existierende)Label Hurdy Gurdy Records ins Leben gerufen. Mr. Doctor selbst zeigt sich für Name und Logo verantwortlich, sowie auch für die Sondereditionen-Kultur seiner Band; so gab es bei jeder Veröffentlichung von Devil Doll (meist) jeweils zehn Kopien in einer speziellen Samtbox mit handgefertigten Beilagen, die meistens Mr. Doctor und den derzeitigen Mitgliedern des Kollektivs zukamen, sowie zahlreiche Sondereditionen für den Devil Doll-Fanclub.
    Im März 1989, bei der zweiten Live-Aufführung von TGWW…D, werden von den gepressten 500 LPs 150 verkauft, die restlichen 350 wurden zerstört und von Hurdy Gurdy erst nach Jahren wiederveröffentlicht. Die Informationsbeilagen zu diesen 150 Erstpressungen sind handgefertigt und untereinander verschieden – manche sogar mit dem Blut von Mr. Doctor persönlich geschrieben (ich weise in dem Zusammenhang mal auf den zweiten Absatz der Einleitung hin…).

    Im Grunde sind die äußeren Umstände meines ersten Zusammentreffens mit Devil Doll reinstes Wasser auf die Mühlen derer, die, virtuell den Krückstock schwingend, die „Generation Internet“ für ihren Umgang mit Musik verurteilen, waren sie doch geprägt von Zufall und Nebensächlichkeit. Irgendjemand (den ich kurioserweise vorher nicht kannte, also aus keinem anderen Forum) hat mir die Band also empfohlen, ich, am Abend des 31. Dezembers weiß Gott mehr mit anderen Dingen beschäftigt, hörte halbaufmerksam in einige Parts von „Dies Irae“ und eben „The Girl Who Was…Death“ rein, war interessiert, partiell begeistert – und schlussendlich nahe dran, dieses Ungetüm, das mich in einer Ratlosigkeit hinterließ, die fast an Wut grenzte, gegen die Wand zu schleudern. Keine Ahnung, was mich dazu veranlasste, mich dann nochmal an „The Girl Who Was…Death“ zu heften, sah doch die Reaktion nach dem ersten Durchlauf kaum besser aus als die bei „Dies Irae“. Vielleicht lag die Faszination in der Intensität dieses ersten Eindrucks; „The Girl Who Was…Death“, das war wie ein ca. 40-minütiger Blick in den Totalen Durchblicksstrudel, nur schlimmer. Mit jedem neuen Durchgang entzog es sich weiter meinem Verständnis, vielleicht war es das Bewusstsein, dass ich an dieser Aufgabe grandios scheitern würde, was mich veranlasst hat, diesen Eindruck niederzuschreiben.

    Dabei war das, was mein mühsam erst wiederaufgebautes musikalisches Weltbild in Schutt und Asche hinterlassen hat, frei von nervenzerrenden Dissonanzen und technischen Kabinettstückchen, es war ein selbst in aller Nüchternheit betrachtet einzigartiges Klangkonglomerat aus symphonischer Klassik, Progressive Rock, etwas, was man, wäre der Begriff nicht popkulturell vorbelastet, wohl als Gothic bezeichnen würde, Stummfilmmusik, avantgardistischem Theater, Zirkusmusik, Irrenhaus, Freakshowartigem, expressionistischer Performance-Kunst, Ab- und Jenseitigem…schweife ich gerade ab? Inmitten von elegischen Streichermelodien, gespenstisch-schönen Chorälen, Parts, die vom Härtegrad her schon eher als Metal denn als Rock durchgehen könnten, erklingt meist nur mit spärlicher Klavierbegleitung Mr. Doctors schizoides Raunen, Fauchen, Erzählen und Flüstern, in dieser Kulisse die Verkörperung des klassischen Mad Professors. Wüsste ich es selbst nicht besser, würde ich nie glauben, dass das Album 1989 veröffentlicht wurde, klingt das hier Dargebotene doch entweder nach den 1920ern oder nach ferner Zukunft. Es gibt Momente, in denen diese Musik keinen Atemzug erlaubt in ihrer Schönheit, nur um dann wieder mit kalten Händen nach der Kehle des Hörers zu greifen, es gibt Momente, in denen die orchestrale Wucht einen regelrecht erschlägt, während man in anderen ängstlich nach dem leisesten Kratzen horcht, es gibt Momente, in denen diese Musik erschreckend formvollendet ist, und in wieder anderen ist sie einfach irritierend und kaputt. Geradezu halsbrecherisch ist die Art, wie diese aufeinandertreffen, wie man mit grellen Kontrasten versucht, die, die noch nicht abgesprungen sind, aus der Bahn zu werfen. Wenn dann zum Beispiel auf fröhlich tänzelnde Geigen eine in ihrer Traurigkeit niederschmetternde Melodie folgt, die von einem Drängen und sich-Winden, grotesk überzogener, Zirkusmusik-artiger Fröhlichkeit und schließlich einem metallisch anmutenden Tritt in die Kauleiste abgelöst wird, fragt man sich unweigerlich, was der Komponist sich dabei gedacht hat, nimmt mit einem schiefen, ungläubigen bis amüsierten Lächeln Abstand – und kommt aus dieser Welt doch lebend nicht mehr raus.

    „The Girl Who Was…Death“ ist der beste Beweis dafür, wie nahe Genie und Größenwahn beieinander liegen, nein, wie sie sich überlappen, sich gegenseitig bedingen, unverrückbar in dieser Verbindung nur existieren. TGWW…D ist megalomanisch in seiner Gesamtheit, bizarr in seiner Ästhetik, schön in seinem Kern, augenzwinkernd in unauffälligen Details, philosophisch-herausfordernd im Haupt- und gruselig im Nebeneffekt, wenn es die Grenze des guten Geschmacks pulverisiert und als umso verstörendere Groteske durch das Hintertürchen wieder reinkommt. Gewiss auch Musik, der man nur mit absoluter Ablehnung oder grenzenloser Hingabe (ich habe ja beiden Phasen durchlebt) begegnen kann; dazwischen kann es nichts geben, eine distanzierte Neutralität ist nicht möglich.

    http://www.youtube.com/watch?v=Cu-3BC3I1Bo (bitte auch bei allen Songs alle anderen Parts hören…ich wollte halt nicht das Forum mit zu vielen Youtube-Links zerrupfen)

    Life is a state of mind.

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    Wenig später folgen erste Live-Aufführungen dessen, was ursprünglich als ein mit unterschwelligen Botschaften gespicktes Album von 45 Minuten Länge geplant war – „The Black Holes Of The Mind“, später jedoch umbenannt in „Mr. Doctor“. Nach einer Live-Aufführung von Mr. Doctors Interpretationen von einigen Hanns Eisler-Stücken am 18. August 1989, deren offizielle Veröffentlichung zwar geplant, aber nie realisiert wird, nimmt man nach Live-Erstaufführungen das 60-minütige, von Antonin Artauds Erzählungen inspirierte „Eliogabalus“ auf. Der Veröffentlichung beider Alben steht jedoch ein begrenztes Budget des Hurdy Gurdy-Labels im Wege, weswegen man sich gezwungen sieht, beide Stücke auf eine einzige LP zu pressen und sie zu kürzen, „Mr. Doctor“ auf 20, „Eliogabalus“ auf 24 Minuten.

    Die Verweise im „The Girl Who Was…Death“-Review kommen nicht von ungefähr – mit dem Cover von „Eliogabalus“ wird ein eindeutiger Bezug zum Film (vornehmlich der Jahre 1920 bis 1960, schätze ich mal) hergestellt, vor allem auch zum Deutschen Expressionismus Anfang bis Mitte der Zwanzigerjahre; so finden sich auf dem Cover auch Conrad Veidt als Gwynplaine in „The Man Who Laughs“, Brigitte Helm als Maria/Maschinenmensch in „Metropolis“, Max Schreck als Graf Orlok in „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ (alle drei werden sogar unter „GOD BLESS:“ im Booklet aufgeführt) sowie die Hauptdarsteller von Tod Brownings „Freaks“. In den Booklets aller folgender Alben finden sich Szenefotos von Filmen, die Mr. Doctor in seiner Arbeit inspiriert haben, unter anderem auch „Orlacs Hände“ sowie „Das Cabinet des Dr. Caligari“ (ich hab’s irgendwie mit diesem Conrad Veidt, ne?), sogar im Bandnamen (Tod Brownings „The Devil-Doll“) sowie im Pseudonym des Bandleaders finden sich Querverweise auf Filme (wobei in beiden Fällen auch andere Theorien existieren ).

    Auffällig sind an „Eliogabalus“ zunächst einmal der Bruch mit der Tradition in der Songanzahl und deren verhältnismäßig handliche Länge, doch das ist nicht das Einzige, was „Eliogabalus“ tatsächlich zum wohl zugänglichsten und für den Einstieg empfehlenswertesten Album Devil Dolls macht; es mag ein Nebeneffekt der im Vorfeld geschehenen radikalen Kürzung sein, doch man wird das Gefühl nicht los, dass Mr. Doctor die Musik seiner Band einer gründlichen Reduktion und Entschlackung unterzogen hat. Am Stil hat sich grundsätzlich nicht viel verändert; immer noch ist es eine Zusammensetzung aus klassischen Versatzstücken, progressivem Rock und einer dem avantgardistischen Theater sowie expressionistischen Filmen der Zwanzigerjahre nahen Ästhetik. Worauf hier verstärkt der Fokus gelegt wurde, ist Melancholie, dabei aber Devil Doll-untypisch in intimer, in sich versunkener Form, zwar noch innerhalb der eigenen festgelegten stilistischen Grenzen funktionierend, aber weitgehend fernab der großen Geste, vor allem auch in der Mitte von „Mr. Doctor“ ungeahnt zerbrechlich. Für den erschlagenden orchestralen Bombast blieb (vielleicht auch gezwungenermaßen durch die angesprochenen Finanzierungsprobleme, die mit „Eliogabalus“ in Zusammenhang standen) relativ wenig Platz, ebenso auch für die atmosphärischen Brüche und Wechselbäder der Gefühle, zumindest nicht in der von „The Girl Who Was…Death“ bekannten Form und Größe. Abseits der Funktion eines Kontrasts klingen die Rock-Parts tänzerisch-elegant und harmonieren in dieser Form perfekt mit den fein gesponnenen Streichermelodien. In der Kulisse von einer Violine, die ihre ganz eigene Geschichte zu erzählen scheint, und einem dräuenden Klavier erinnert Mr. Doctors exzentrischer Sprechgesang in manchen Momenten des Titelsongs gar an David Tibet (Current 93), Diamanda Galas oder auch Gavin Friday (Virgin Prunes). Weit entfernt von der grellen, überzeichneten Comicartigkeit, die manchen Parts vom Vorgänger noch inne lag, verkörpert Mr. Doctor den Wahnsinnigen mit einer beunruhigenden, verbissenen, sich fast schon hermetisch von der Außenwelt abriegelnden Ruhe, in seiner Gesamtheit ist „Eliogabalus“ das kompositorisch wohl stringenteste und „konventionellste“ (wobei „konventionell“ hier immer noch eher im Sinne des symphonischen Progressive Rocks der 70er als auch nur der geringsten Annäherung an die Popsongformel zu verstehen ist) Stück von Devil Doll. Wofür ebenfalls verhältnismäßig wenig Platz geblieben ist, ist das Bizarre und Groteske, die zirkusmusikartigen Parts, die auf dem hysterisch-übersteuerten „The Girl Who Was…Death“ noch hervorragend funktionierten, hier nun aber eher deplatziert wirken, wenn sie denn eingesetzt werden. „Tiny cracks in the globe’s perfection“ – hier entstanden durch den Versuch des Vermeidens eben dieser.

    http://www.youtube.com/watch?v=dLmD95tLGD4
    http://www.youtube.com/watch?v=mjj744cWdE4

    Then, submitting, I chose to drown in the ashes of my dreams…

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    Nachdem Mitte des Jahres 1991 Ausschnitte des dritten Devil Doll-Albums „Sacrilegium“ vorgestellt worden sind, legt Mr. Doctor die beiden Devil Doll-Line-Ups zusammen, im Dezember wird das Album aufgenommen. Teile der Aufzeichnung des Konzerts in der Trnovo-Kirche in Ljublljana, bei dem zudem auch erste Ausschnitte von Mr. Doctors Stummfilm „The Sacrilege of Fatal Arms“ gezeigt werden, laufen im slowenischen Nationalfernsehen, das vorhergehende Interview mit Mr. Doctor wird aber stark zensiert, was zur Folge hat, dass er sich danach jahrelang weigert, Interviews zu geben. Der Film „The Sacrilege of Fatal Arms“ wird ein Mal vor einem ausgewählten Publikum aufgeführt und nie veröffentlicht, der Soundtrack, eine überarbeitete und ca. 20 Minuten längere Fassung des 45-minütigen „Sacrilegium“, kommt zunächst nur in einer Fanclub-Only-Edition in einer Auflage von 900 Stück raus und ist binnen 72 Stunden ausverkauft.

    Man könnte fast denken, die politische Situation in Slowenien anno 1991 (Stichwort Zehntägiger Krieg) wäre als klarer Einfluss von „Sacrilegium“/“The Sacrilege of Fatal Arms“ rauszuhören, vielleicht auch eine Wut über das „Misslingen“ von „Eliogabalus“, ebenso ist man während des Hörens geneigt, der These, dass das Album in einem der dunkelsten Lebensabschnitte Mr. Doctors entstand, Glauben zu schenken. Es ist ein aggressives, sinisteres, leidenschaftlich böses Album geworden, wohl auch das aggressivste und böseste Devil Doll-Album überhaupt. Die lichte Ironie weicht einem tiefschwarzen, bitteren Zynismus – auf den musikalischen Unterbau, denn das Zirkusartige wurde, wenn auch nicht ganz ausgelassen, so doch in ätzender, wesentlich finstererer Form aufgegriffen, vor allem aber auch auf den Gesang von Mr. Doctor bezogen. Es ist schwer, zu bestimmen, was genau sich verändert hat, blieb die stilistische Ausrichtung doch weitgehend die gleiche wie auf den Vorgängerwerken, doch Mr. Doctors Sprechgesang ist hier teils von einer solch schier beängstigenden Besessenheit, teils von einer solch erschreckend authentisch vermittelten Klaustrophobie, dass die „Warnung“ auf dem Backcover („This music can alter your mental health.“) hier so erfahrbar wird wie auf kaum einem anderen Devil Doll-Release. Einen hohen Anteil an der Atmosphäre tragen auch die gemäß dem sich lose an die Zeit unmittelbar vor dem Zweiten Weltkrieg anlehnenden Konzept eingestreuten Samples von Reden von unter anderem Hitler und Mussolini – die musikalische Einbindung dieser in hochkonzentriert und vehement eingespielte Rockparts ist meisterlich und schürt eine in der Form von Devil Doll-Alben kaum gekannte, da trotz charakteristischer Überzogenheit der Musik auch von einer ungeahnten Authentizität und realer geschichtlicher/politischer Brisanz lebende Angst. Zudem erhält die Musik durch den Devil Chorus Choir und damit die bisher umfangreichsten Chorarrangements in der Geschichte von Devil Doll eine neue Dimension sakraler Ernsthaftigkeit und dramatischer Schwere.
    Dem gegenüber stehen zwar relativ seltene, in ihrer Intensität aber auch von Devil Doll unerreichte Momente reiner, hell erstrahlender Schönheit – auch hierfür ist Mr. Doctors Gesang verantwortlich. Auf „Sacrilegium“/“The Sacrilege of Fatal Arms“ gibt es so viele Klargesangsparts wie auf keinem anderen Devil Doll-Album; leider, muss ich fast sagen angesichts einer solch bemerkenswert klaren und wunderschönen Stimme, die neben der „Niederlage“ im Sprechgesang beim konventionellen Klargesang auf atemberaubende Art und Weise die „Erhebung“ der Musik verkörpert, was sich wohl am besten in Mr. Doctors eigenen Worten beschreiben lässt: „…pure purity, absolute catharsis…“ .

    Gleichzeitig ist „Sacrilegium“ aber auch ein sonderbar offen komponiert wirkendes, merkwürdig zerfasertes Album. Es mag durch die eingestreuten Samples so wirken, es mag diesen Eindruck vielleicht auch durch die mehr oder minder eindeutigen „Eliogabalus“-Zitate erwecken, doch hier scheint Mr. Doctor das Gespür für die wirkungsvolle Inszenierung der einzelnen Parts und passende Übergänge abhanden gekommen zu sein, welches vor allem „The Girl Who Was…Death“ noch ausgezeichnet hat. So verliert sich leider ein Teil der normalerweise omnipräsenten Spannung und Dynamik in Abschnitten, in denen der Hörer nicht weiß, wohin es geht, sich aber auch nicht davor fürchtet. Überraschenderweise hat der große Bruder „The Sacrilege of Fatal Arms“ dem kürzeren „Sacrilegium“ in dieser Hinsicht einiges voraus; die einzelnen Abschnitte laufen in der Soundtrack-Version besser zusammen und wirken in der neuen Anordnung schlüssiger als auf dem „Original“. Zudem bekommt dieses recht fragmentierte Album durch die Einbindung sich im Verlauf des Stücks wiederholender Klaviermotive zumindest eine lose Verbindung.

    http://www.youtube.com/watch?v=bXmn5_3aH6U

    …and then, if it should be the will of my inquisitor, the privilege to die…

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    Im Juli 1993 fangen die Aufnahmen zum vierten/fünften Album von Devil Doll an, welches zunächst den Titel „Dies Irae – The Day Of Wrath“ tragen soll, bei einem Brand werden jedoch alle bisherigen Aufnahmen sowie das gesamte Tivoli-Studio vernichtet und Mr. Doctor sowie Jurij Toni beinahe getötet. Die Möglichkeit, dass es sich bei dem Brand um einen terroristischen Anschlag handeln könnte, schließt die Polizei nicht aus. Gerüchte um eine Auflösung Devil Dolls kommen auf, Mr. Doctor weigert sich zunächst, auch nur über eine Neuaufnahme zu sprechen. Mit dem Release von 20 Kopien der instrumentalen, ungemixten Rohversionen von „Dies Irae – The Day Of Wrath“, die nur für die beteiligten Musiker zugänglich sein sollen, scheint das Kapitel „Dies Irae“ vorläufig geschlossen.
    Erst nach Monaten ohne Kontakt zur Außenwelt gibt es von Mr. Doctor 1994 wieder ein Lebenszeichen; in den folgenden zwei Jahren tritt er regelmäßig im Slowenischen Filmmuseum mit improvisierten Reden auf und schreibt einige Essays für die Zeitschrift Ekran, darunter auch eines über Patrick McGoohan („The Girl Who Was…Death“…man erinnere sich). Bei den folgenden unangekündigten Live-Auftritten wird unter anderem auch „Dies Irae – The Day of Wrath“ aufgeführt, sowie eine bis heute unveröffentlichte Komposition mit dem Titel „The Carnival of Souls“ (auch hier wieder ein deutliches Einfluss von Filmen auf Devil Dolls Musik). Schließlich werden im Herbst 1994 die Aufnahmearbeiten zu „Dies Irae“, das insofern erneut mit der Tradition des ein-Song-Albums bricht, als dass es in 18 einzeln spielbare Parts unterteilt wird, wiederaufgenommen. Die Orgelparts werden auf der gewaltigen Kirchenorgel von der Wallfahrtskirche von Monte Berico aufgenommen. Unterstützt werden Devil Doll dabei von der Slowenischen Philharmonie, dem Staatsorchester – dessen Leiter und erster Violinist Sasha Olenjuk ist, der Violinist von Devil Doll. Es werden ebenfalls die junge kroatische Sopranistin Norina Radovan engagiert und einige Duette eingesungen. Bei den Sessions zu „Dies Irae“ entstehen insgesamt über 900 Minuten Material, wovon es letztendlich nur 45 auf das Album schaffen. Der Aufnahmeprozess kostet Hurdy Gurdy insgesamt über 90.000 $, wobei Mr. Doctor selbst keine Bezahlung annimmt (wie auch schon bei seinen Essays für Ekran…das Spitzel „spinnerter slowenischer Millionär“ liegt da gar nicht mehr so fern).
    Unmittelbar nach dem Ende der Aufnahmen von „Dies Irae“ beginnen die Arbeiten an Mr. Doctors zweitem Film und dem dazugehörigen Soundtrack, „The Day of Wrath“, der ein einziges Mal am 22. Mai 1996 unangekündigt vor einem ausgewählten Publikum vorgeführt wird und dessen Veröffentlichung auf CD (also vom Soundtrack) geplant, aber nie realisiert wird. Im Herbst 1996 komponiert Mr. Doctor zusammen mit Francesco Carta, dem Pianisten von Devil Doll, einen neuen Soundtrack zum 1928er Stummfilm-Klassiker „The House of Usher“ und formiert zu dessen Live-Aufführung das Devil Doll Chamber Orchestra, bestehend aus einem Pianisten, einem Streicherquartett und einem Percussionisten. 1997 wird ein analytisches Buch von Mr. Doctor über Bernard Herrmann, eine große Inspiration für Mr. Doctor während der Arbeit an „Dies Irae“ und „The Day of Wrath“, veröffentlicht, und, ja…für lange Zeit ist dann das Kapitel Devil Doll tatsächlich zu Ende.

    Nach Alben wie „The Girl Who Was…Death“ und „The Sacrilege of Fatal Arms“, was kann man als Musiker da noch groß zu sagen haben? Oder auch, ganz doof und egozentrisch eingeworfen: was bleiben einem beim Versuch einer Beschreibung da noch für Steigerungsmöglichkeiten, wenn man seine gesamte Palette an Superlativen bei den übrigen Reh-Wüüs schon aufgebraucht hat? Diesem Luxusproblem sehe ich mich gegenübergestellt, wenn ich versuche, das, was mit mir und um mich herum passiert, wenn „Dies Irae“ läuft, in schriftlicher Form irgendwie zu erfassen, denn Devil Doll schaffen auf diesem Album das scheinbar Unmögliche, nämlich: all ihre Vorgänger zu übertreffen.

    Wie der Weg zum Ziel wirken diese nun, wie Etappen, ein fortwährender Lernprozess, ad absurdum geführt von der einen, großen, universellen Erkenntnis – „Dies Irae“. Alle Merkmale von Devil Doll, die auf TGWW…D schon deutlich zu erkennen waren, und die, auf die erst auf den folgenden Alben ein deutlicheres Augenmerk gelegt wurde, sind nun Bestandteil einer modernen Symphonie, die wie die Anwendung des erlangten Könnens wirkt, eine Meisterprüfung, quasi das Best Of-Album von Devil Doll. Die Melodien der Violine strecken ihre Hand hinaus in den Himmel, lassen sich nieder, umhüllen und umgarnen den Hörer, erlösen und erschöpfen ihn, sie werden getragen von Gitarren und Drums, die auf keinem anderen Album von Devil Doll so homogen in den Sound integriert worden waren. Das Orchester verleiht dem Sound eine ungeahnte Größe und Tragweite, eine Dimension, die er vorher rückblickend lediglich andeutete. In den Chorarrangements nimmt man die erschlagende Schwere von „The Sacrilege of Fatal Arms“ mit, vermeidet aber dessen Verlust von Dynamik; „Dies Irae“ ist ein Album in ständiger Bewegung. Es fühlt sich an, als säße man in einem sich mit Schallgeschwindigkeit drehenden Karussell, auch in den Parts der spannungsgeladenen, vibrierenden Stille und den Abschnitten, in denen Mr. Doctors charakteristischer Sprechgesang nur von einem verhaltenen Klavierklimpern begleitet wird. Nicht selten erahnt man dabei, dass die ca. 45 Minuten von „Dies Irae“ aus ursprünglich 15 Stunden Songmaterial entstanden waren, die man wohl mutmaßlich noch mit in diesen Zeitrahmen integrieren wollte. Was auf „Dies Irae“ an Ideen verarbeitet wird, reicht nun nicht mehr nur vielen Bands für mehrere Alben umfassende Karrieren, sondern birgt in seiner hohen Konzentration sogar auch das theoretische Rohmaterial für mehrere Devil Doll-Alben, bietet dabei aber trotzdem jeder Idee den entsprechenden Entfaltungsraum.

    Devil Doll entkräften dabei den Vorwurf der „The Girl Who Was…Death“-Reizüberflutung in Verbindung mit dem „Eliogabalus“-Perfektionismus in Abschnitten mit der von „The Sacrilege of Fatal Arms“ bekannten Boshaftigkeit und Brutalität, mit der das Bild einer heiteren Zirkusvorstellung zerschnitten und zu einer umso grauenerregenderen Kreatur wieder zusammengesetzt wird, quasi im Nebensatz mit einem Schwenk in Richtung der Kriegsästhetik vom genannten Vorgängerwerk, vor allem mit dem das Album quasi in zwei Hälften teilenden „Part 12“, dem wohl beängstigendsten, sich am nachdrücklichsten in die Hirnwindungen brennenden und wohl auch am eindeutigsten einen Bezug zu den ganz frühen, klassischen Horrorfilmen herstellenden Moment von Devil Doll. Doch auch in diesen Facetten des DD-Sounds offenbart sich auf „Dies Irae“ eine sich durch das gesamte Album ziehende, es somit zusammenhaltende Eleganz. Es gibt sogar so etwas wie eine Rückkehr zu den von „The Girl Who Was…Death“ bekannten atmosphärischen Brüchen, doch anstelle von Befremden und dem folgenden amüsierten Grinsen über den vermeintlichen Geisterbahn-Kitschhorror ist das, was „Dies Irae“ einem abringt, ehrliche, tiefempfundene Bewunderung ob der tänzerischen Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit, mit der der Komponist den Hörer durch „das Labyrinth des menschlichen Geistes“ führt.
    „Dies Irae“ ist dabei trotz seines Eklektizismus‘, seiner enormen Vielseitigkeit, Komplexität und seines Reichtums an Zitaten das wohl am meisten komplette, in sich geschlossene Devil Doll-Album. Es ist eine Tour de Force vom Opernhaus zum expressionistischen Theater, über die Weimarer Republik zu King Crimson, von da aus zu Bauhaus und Virgin Prunes und zum Schluss eine bereits perfektionierte Vorwegnahme dessen, woran unzählige heutige Gothic- und Metalbands mit sogenanntem symphonischen Anspruch mit mal mehr (A Forest Of Stars), mal weniger vorzeigbarem Ergebnis (vieles, wenn auch zugegebenermaßen nicht alles von Lacrimosa) scheitern. Der Begriff der Perfektion ist dabei etwas, was in Zusammenhang mit „Dies Irae“ besonders betont werden muss: DI ist wohl eines der, wenn nicht gar DAS Album, das diesem Anspruch am nächsten kommt, das so viel wagt und doch keinen einzigen Fehler macht. Es ist, und das lässt sich im Grunde auch auf alle anderen Veröffentlichungen von Devil Doll übertragen, ein in dieser Form und auf diesem Niveau bis heute einzigartiger Spiegel eines obsessiven, wahnsinnigen, über allem aber genialen Geistes, nicht zuletzt aber auch eine Liebeserklärung an das, was in meinem Leben wohl den wichtigsten Platz einnimmt: die Musik, die Kunst selbst.
    Angesichts dieses schieren Pulverisierens der eh schon enormen Erwartungshaltung ist es für mich umso bedauerlicher, dass es die bis heute letzte Veröffentlichung von Devil Doll geblieben ist, andererseits: das atemberaubende Grande Finale von „Part 18“ ist so überragend inszeniert, dass es gerne ein endgültiges sein darf.

    http://www.youtube.com/watch?v=dc9Dnvo3xLc

    2004 organisiert W. Timmer, Betreiber der Website W W W . D E V I L D O L L . N L – The Website Dominated By Illusion (übrigens eine sehr informative und schön gestaltete Site, ein Vorbeischauen lohnt sich definitiv!), eine Unterschriftenaktion, um Mr. Doctor zu einer Veröffentlichung eines neuen Devil Doll-Albums zu überreden. Das Buch „A Thousand Letters to Mr. Doctor“ hat am Ende der Unterschriftenaktion 1266 Seiten. 2007 veröffentlicht Mr. Doctor, nun unter seinem realen Namen Mario Panciera, ein Buch mit dem Titel „The Bible“, eine definitive und (nach Möglichkeiten) vollständige Diskographie aller im Zeitraum von 1976 bis 1979 veröffentlichten britischen Punk-, Mod-, Powerpop-, New Wave-, NWOBHM- und Indie-Singles. Naja, laut einem Interview besitzt er ja über 40.000 (!!!) Musik-Tonträger…ebenfalls aus diesem Interview von 2008 geht hervor, dass er zwar nach dem Rückzug aus der Öffentlichkeit nie aufgehört habe, am neuen Material von Devil Doll zu arbeiten und es aufzunehmen, aber das Interesse verloren habe, es zu veröffentlichen. Tja…(vorläufig???) sieht so wohl das Ende von Devil Doll aus.



    NEIN, ihr müsst euch das Zeug NICHT durchlesen…wirklich, es reicht mir, wenn ihr euch die ganzen Youtube-Links (und natürlich nicht nur jeweils den ersten Part, um das nochmal zu betonen!) zu Gemüte führt und dann eure unqualifizierten und ignoranten „langweilig“, „der Sänger klingt ja doof“ oder „du hättest auch ruhig etwas mehr schreiben können“ hier reinrotzt…:)

    In dem Sinne: Talk, talk, you fools!

    Highlights von metal-hammer.de
    #6069999  | PERMALINK

    Axe To Fall

    Registriert seit: 18.10.2009

    Beiträge: 9,142

    Fantastisch geschrieben. Brauch unbedingt weitere Alben der Band.

    --

    Musik-Sammler „I met God and he had nothing to say to me.“
    #6070001  | PERMALINK

    palez

    Registriert seit: 04.01.2007

    Beiträge: 10,795

    Axe To FallFantastisch geschrieben. Brauch unbedingt weitere Alben der Band.

    Dankeschön…ich selbst finde es ja nahezu unmöglich, was Brauchbares zu einer Band zu schreiben, die mit der Kreativität ihrer Musik meine Fantasie und meinen Wortschatz bei weitem übersteigt.

    Kaufen kann man die Alben übrigens hier:

    http://www.equilibriummusic.com/dtlartist.php3?ArtID=0034

    Wusstest du vielleicht schon, sollen aber auch alle anderen wissen, auch die, die es nicht interessiert.

    #6070003  | PERMALINK

    Der Turm der Leute frass

    Registriert seit: 06.02.2004

    Beiträge: 6,227

    mehr Gott geht nicht

    --

    Turmis kunterbuntes Musik-Universum / last.fm my heart is flame.... my eyes are flame I BURN! burn burn burn burn
    #6070005  | PERMALINK

    Ilo

    Registriert seit: 23.09.2007

    Beiträge: 13,393

    Ich weiß immer noch nicht was ich von der Band halten soll. Irgendwie versprüht es was was mich sehr lockt, weil es irgendwie geheimnisvoll, magisch wirkt. Auf der anderen Seite frage ich mich dann gerade beim Einsatz vom Gesang, ob ich wirklich bereit für sowas bin. Das Ganze taumelt dann irgendwie ganz unsicher an der Grenze zwischen Faszination und absoluter Abschreckung – und es kann von Mal zu Mal auf der falschen Seite landen.

    Welches Album würdest du denn zum Einstieg empfehlen? Und welches ist deiner Meinung nach das Beste?

    #6070007  | PERMALINK

    palez

    Registriert seit: 04.01.2007

    Beiträge: 10,795

    Teh Turm kam ja wie gerufen…:haha:

    IloIch weiß immer noch nicht was ich von der Band halten soll. Irgendwie versprüht es was was mich sehr lockt, weil es irgendwie geheimnisvoll, magisch wirkt. Auf der anderen Seite frage ich mich dann gerade beim Einsatz vom Gesang, ob ich wirklich bereit für sowas bin. Das Ganze taumelt dann irgendwie ganz unsicher an der Grenze zwischen Faszination und absoluter Abschreckung – und es kann von Mal zu Mal auf der falschen Seite landen.

    Welches Album würdest du denn zum Einstieg empfehlen? Und welches ist deiner Meinung nach das Beste?

    Ich kann dein Empfinden sehr gut nachvollziehen (bis auf die Sache mit dem Gesang, den fand ich sofort klasse, mit den erwähnten A Forest of Stars, Diamanda Galas und Virgin Prunes hörte ich vorher aber auch schon durchaus Ähnliches/“Schlimmeres“…war eher die Gesamtästhetik und das Songwriting, bei dem ich mich fühlte, als würde ich gegen eine Betonwand laufen) und bin mir mit mir bei der Sache mit dem besten und/oder für den Einstieg empfehlenswertesten Album wirklich uneins. Eine momentane Liste würde wohl irgendwie so aussehen:

    1. Dies Irae (bei weitem am komplexesten, geht aber verhältnismäßig selten mit irgendwelchen Seltsamkeiten auf die Nerven)
    2. The Girl Who Was…Death (geht oft mit irgendwelchen Seltsamkeiten auf die Nerven…teilweise aber auch recht rockig und eingängig)
    3. Eliogabalus (geht auch recht selten mit irgendwelchen Seltsamkeiten auf die Nerven, vor allem dank dem Titeltrack wohl zutraulichste und für den Einstieg empfehlenswerteste DD) & The Sacrilege of Fatal Arms (eindringlichstes und düsterstes, dabei aber merkwürdig inkonsistentes und zerfasertes Album…toll, aber nichts für Einsteiger, wobei das auch vom Musikgeschmack des Einsteigers abhängt ^^)
    4. Sacrilegium

    Mach das mal mit dir selbst und deinen Interessen aus, ich glaube, ich bin nicht gut darin, geschmacksspezifische Empfehlungen zu geben (hat ja bei den Swans auch genau nie funktioniert :lol:). Wenn man mit dem auf den Alben grundsätzlich weitgehend gleichen Stil nichts anfangen kann, dann hilft einem das wohl auch nicht viel weiter…aber wenn man ein paar Mal gegen die erwähnte Betonwand läuft, wird man schon irgendwann weich in der Birne. Hat ja bei mir auch funktioniert.

    #6070009  | PERMALINK

    Ilo

    Registriert seit: 23.09.2007

    Beiträge: 13,393

    Haha, alles klar. Ich glaub ich check demnächst mal „Dies Irae“ an. Und Swans…um die hab ich mich ja immer noch nicht gekümmert! Schande über mich! ^^

    #6070011  | PERMALINK

    Der arme Kunrad

    Registriert seit: 20.09.2005

    Beiträge: 2,893

    Äh ja, hab reingehört. Ganz nett, aber eher Kitsch als Kunst. Obskur ist für mich jedenfalls nicht gleichbedeutend mit spannend (abgesehen davon, dass man die klassizistischen Elemente der Stücke bei den großen Komponisten der letzten paar Jahrhunderte in wesentlich aufregenderer Form zu hören bekommt).

    --

    Waits: Wenn du Klempner bist, dann ist das Klempnern das, was du tust – nicht das, was du bist.[..] Selbst wenn du der beste Klempner der Stadt bist, rund um die Uhr arbeitest und ständig die tollsten neuen Klempnertricks erfindest – das Potenzial deiner Persönlichkeit ist nicht darauf beschränkt. Es ist so groß wie das Universum.
    #6070013  | PERMALINK

    palez

    Registriert seit: 04.01.2007

    Beiträge: 10,795

    Der arme KunradÄh ja, hab reingehört. Ganz nett, aber eher Kitsch als Kunst.

    Kann ich nachvollziehen, habe ich schon oft gehört und irgendwie auch erwartet.

    Der arme KunradObskur ist für mich jedenfalls nicht gleichbedeutend mit spannend

    Für mich normalerweise auch nicht…

    Der arme Kunrad(abgesehen davon, dass man die klassizistischen Elemente der Stücke bei den großen Komponisten der letzten paar Jahrhunderte in wesentlich aufregenderer Form zu hören bekommt).

    Kann ich bei meinem Kenntnisstand ehrlich gesagt gar nicht beurteilen…in Verbindung mit Rockmusik habe ich allerdings selten bis nie Besseres gehört.

    #6070015  | PERMALINK

    Der arme Kunrad

    Registriert seit: 20.09.2005

    Beiträge: 2,893

    Ich gebe natürlich zu, dass dies ein sehr schnell gefälltes und wohl auch nicht sehr fundiertes Urteil war. Der Beginn deines Eingangsposts klang schon sehr interessant…zur Zeit bin ich wohl zu sehr Bach-Addict, als das mich etwas anderes klassisch instrumentiertes begeistern könnte.

    --

    Waits: Wenn du Klempner bist, dann ist das Klempnern das, was du tust – nicht das, was du bist.[..] Selbst wenn du der beste Klempner der Stadt bist, rund um die Uhr arbeitest und ständig die tollsten neuen Klempnertricks erfindest – das Potenzial deiner Persönlichkeit ist nicht darauf beschränkt. Es ist so groß wie das Universum.
    #6070017  | PERMALINK

    Der arme Kunrad

    Registriert seit: 20.09.2005

    Beiträge: 2,893

    Vielleicht präsziser: was mich stört, ist dass die Musik auch der Soundtrack zu nem billigen Vampirfilm von annodazumal sein könnte. In meinen Augen ist dieses düstere, romantische Moment einfach überstrapaziert. Ich such Musik, die ihren Urgrund in sich selbst hat.

    --

    Waits: Wenn du Klempner bist, dann ist das Klempnern das, was du tust – nicht das, was du bist.[..] Selbst wenn du der beste Klempner der Stadt bist, rund um die Uhr arbeitest und ständig die tollsten neuen Klempnertricks erfindest – das Potenzial deiner Persönlichkeit ist nicht darauf beschränkt. Es ist so groß wie das Universum.
    #6070019  | PERMALINK

    palez

    Registriert seit: 04.01.2007

    Beiträge: 10,795

    Der arme KunradDer Beginn deines Eingangsposts klang schon sehr interessant…

    Das mit dem Quatsch von wegen „Der klassische Bandthread wurde vom POTW-Dingens abgelöst“? Das hat dann aber nichts mit der Band zu tun.

    :haha:

    Der arme KunradVielleicht präsziser: was mich stört, ist dass die Musik auch der Soundtrack zu nem billigen Vampirfilm von annodazumal sein könnte. In meinen Augen ist dieses düstere, romantische Moment einfach überstrapaziert. Ich such Musik, die ihren Urgrund in sich selbst hat.

    Der filmische Bezug ist in der Tag sehr groß, aber nichts, was mich stört, eher im Gegenteil. Den „billigen Vampirfilm von annodazumal“ würde ich, wie schon so halbwegs gesagt, durch die deutschen Expressionistenfilme ersetzen, aber findest du sowas nicht auch doof? *nicht so tolles Erinnerungsvermögen hab*

    Ist definitiv Liebhaberlala, wer mit dem düsterromantischen Moment (ab einem gewissen Zeitpunkt) nichts anfangen kann und wessen Kitsch-Schmerzgrenze schnell mal überschritten ist, wird mit DD nicht glücklich. Zumal das gerade auch auf TGWW…D oft genug mit allerhand bizarren Einfällen gebrochen/konterkariert/ad absurdum geführt wird.
    Der Begriff „Kitsch“ ist mir natürlich auch zu negativ, aber an lustigen Euphemismen fehlt es meinen Reh-Wüüs im Eingangspost ja nicht. *g*

    #6070021  | PERMALINK

    Der arme Kunrad

    Registriert seit: 20.09.2005

    Beiträge: 2,893

    Ich meinte das Zitat aus der Zeitungsanzeige. Klang gut. Ob ich Expressionistenfilme mag weiß ich selbst nicht so genau. Jedenfalls mag ich expressionistische Dichtung und Filme über American Football in denen Quarterbacks aus der zweiten Reihe Erfolg haben. Das ist toll. Düsterromantisches geht mir momentan einfach gar nicht gut rein, wird sich möglicherweise aber auch mal wieder ändern (war nicht immer so).

    --

    Waits: Wenn du Klempner bist, dann ist das Klempnern das, was du tust – nicht das, was du bist.[..] Selbst wenn du der beste Klempner der Stadt bist, rund um die Uhr arbeitest und ständig die tollsten neuen Klempnertricks erfindest – das Potenzial deiner Persönlichkeit ist nicht darauf beschränkt. Es ist so groß wie das Universum.
    #6070023  | PERMALINK

    xTOOLx

    Registriert seit: 30.06.2008

    Beiträge: 19,947

    TGWW…D hab ich mir bisher einmal gegeben und ich bin gespannt wann ich das nächste mal dazu in der „Stimmung“ bin o.O

    Irgendwie echt.. seltsam. Aber hmm ^^ Keine Ahnung.

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