Re: Jahressampler 2012 – Ergebnisse

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Jahressampler – Nik

1. Rituals – It was all very sudden

Zugegeben, als mir Niks Sampler zugewiesen wurde, war ich zunächst skeptisch. Die Befürchtung war ganz klar: Quantität statt Qualität. Aber bereits die ersten Klänge seines gewählten Openers lassen mich diesen Gedankengang fürs Erste revidieren. Post-Rockige Gitarrenmelodien serviert auf einem interessanten Ambient-Klangbett und untermalt mit einem getragenen Schlagzeug-Beat treffen genau meinen Geschmack. Fette, verzerrte Gitarren und heisere Vocals leiten die Klimax des Stücks ein. Post Metal wie er im Buche steht. Insgesamt ein nettes Stück, wenn auch etwas unspektakulär im Aufbau und mit unausgereiftem Sound. Ansonsten gibt es hier eigentlich nicht viel zu kritisieren, außer – und darauf kommt es im Post Rock für mich an – dass es mich nicht wirklich packt. Trotzdem ein gelungener Einstieg. (7/10)

2. Exotic Animal Petting Zoo – Thorough Modern

Okay, damit wären wir in einem Genre angekommen, dass ich normalerweise bewusst meide. Ich schätze mal Post-Hardcore trifft es am ehesten. Also zur Seite mit den angesammelten Vorurteilen und los gehts. Der Song startet furios mit ein paar durchaus interessanten Gitarren-Riffs, hektischen Drums und heiseren Vocals. Der Mitteilteil gestaltet sich überraschend ruhig und melodiös mit interessantem Bassspiel. Der Schluss fällt im Vergleich dazu simpler aus, geschrubbte Akkordfolgen und ein recht schnelles Ende. Hier wurde definitiv einiges an Potential verschenkt, was mitunter an der zu kurz geratenen Spielzeit liegt. Ideen haben die Jungs – wie so viele Künstler dieses Genres – offensichtlich genug, wenn jetzt noch das Songwriting passen würde, könnte ich mich eventuell auch mit dieser Stilrichtung eher anfreunden, als es bisher der Fall war und noch immer ist. Dennoch muss ich gestehen, dass mir der Song nach mehrmaligem Hören immer besser gefällt. Ursprünglich standen hier deutlich andere Zeilen. An der Punktzahl ändert das aber trotzdem nichts. (6/10)

3. Old Man Gloom – Shuddering Earth

Old Man Gloom und ich haben bereits eine Vorgeschichte. Als Isis-Fan war es quasi Pflicht, auch diese Band mit Aaron Turner zumindest anzutesten. Als dieses Jahr mit „No“ ein weiteres Studioalbum erschien, beschloss ich der Band erneut eine Chance zu geben. Dieses Vorhaben hatte sich nach zwei vorab veröffentlichten Songs allerdings auch schon wieder erledigt. Nun folgt also der dritte Anlauf in Sachen Old Man Gloom. Noise trifft auf Hardcore mit einer Prise Sludge, so könnte man das Ganze wohl am ehesten zusammenfassen. Rumplige Gitarren und heisere Vocals in einem zerfahrenen Songkonstrukt, bei dem, so sehr ich es mir auch wünsche, keine Atmosphäre aufkommen will. Kurz vor Minute 8 verstummen sämtliche Riffs und Noise übernimmt das Ruder. Ich werde hellhörig. Ich weiß für die meisten Leute grenzt dies ab jetzt an akustische Folter (Liebe Grüße an dieser Stelle an Fleisch 😉 ), aber aus irgend einem Grund liegt mir das. Wüsste ich es nicht besser, könnte dieser Part auch von der aktuellen Split zwischen Mamiffer und Pyramids stammen. Auf Grunde der ersten Hälfte konnten mich Old Man Gloom allerdings auch dieses Mal nicht richtig überzeugen. Eventuell klappt es ja beim vierten Anlauf… (6/10)

4. Lentic Waters – Eingemauert

Ein kurzes atmosphärisches Intro, bevor tribal-artige Drums das Tempo anziehen und sich der Song bis hin zum Black-Metal-Ungetüm steigert. Gefällt! Wie in sämtlichen Post-XY Genres wird auch hier fleißig mit der Laut/Leise-Dynamik gearbeitet und so die Spannung aufrecht erhalten. Und auch sonst bietet der Song jede Menge Abwechslung. Von getragenen Parts, über Midtempo, bis hin zu infernalischen Blast-Orgien ist alles dabei. Selbst für eine ordentliche Portion Groove ist gesorgt. Die Band werde ich wohl genauer unter die Lupe nehmen müssen. (8/10)

5. Godspeed You! Black Emperor – Mladic

Die zweite und letzte Band des Samplers, die mir bekannt ist. Und eigentlich mag ich diese sogar. Doch trotzdem hat es nicht ohne Grund kein Song der Platte auf meinen Sampler geschafft. Dies liegt mitunter daran, dass auf Godspeed You! Black Emperor Alben noch viel stärker der Grundsatz zutrifft, dass die Alben ausschließlich am Stück ihre volle Wirkung entfalten. Und so wirkt auch Mladic irgendwie herausgerissen, unvollständig. Daran kann auch die Spielzeit von knapp 20 Minuten nichts ändern. Erschwerend kommt hinzu, dass ich das Gefühl nicht los werde, dass die ganz großen Tage der Band, deren Zenit für mich mit „Lift Your Skinny Fists Like Antennas To Heaven!“ erreicht war, bereits hinter dieser liegen. Dies mag jetzt relativ negativ klingen, ist es aber eigentlich gar nicht gemeint. Nach langjähriger Schaffenspause haben die Kanadier mit „Allelujah! Dont’t Bend! Ascend!“ ein würdiges Comeback gefeiert. Will man nun unbedingt einen einzigen Song herauspicken, so ist Mladic sicherlich die beste Wahl, repräsentiert er doch am ehesten die Gesamtheit des Albums. Dichte Atmosphäre, spannende Dramaturgie und ausgefeiltes Songwriting, was will man mehr? (9/10)

6. Drapsnatt – Skelepht

Solistische Pianoklänge bilden das kurze Intro und schaffen eine bedrohliche Atmosphäre, die erahnen lässt, in welche Richtung sich der Song gleich entwickeln wird.. Wie erwartet setzen stark verzerrte Gitarren ein. Black Metal der melodiösen Art, bisher ohne Gesang. Dezente Steicher intensivieren die Atmosphäre geschickt. Klingt bis hierhin sehr interessant! Dann gesellen sich emotional vorgetragene schwarzmetallische Vocals hinzu und geben der bisher träumerischen Stimmung einen morbiden, aggressiven Touch. Leider ist die Stimme mit irgend einem Effekt belegt, den ich auf Anhieb nicht zuordnen kann, was die Sache gekünstelt wirken lässt und das Ganze so nicht nur an Authentizität sondern auch Atmosphäre einbüßen lässt. Gerade als ich den Eindruck bekomme, dass sich so langsam etwas tun müsste, lockert ein simples, aber durchaus stimmiges, Solo das Geschehen auf. Ein kurzes absacken der Dynamik, bevor die Doublebase ausgepackt wird und es endlich etwas brachialer zu Werke geht, um letztlich mit erneutem Piano-Einsatz die Brücke zum Intro zu schlagen. Ein opulent instrumentiertes Finale führt den Song anschließend zu einem würdigen Ende. Leider fangen spätestens ab hier die unnötig bearbeiteten Vocals echt an zu nerven. Dafür gibt es einen Punkt Abzug. (7/10)

7. Lunar Aurora – Sterna

Wieder Black Metal. Oder besser gesagt Post Black Metal. Diesmal weniger melodiös, dafür mit verwaschener Produktion. Auf Blastbeats wird bisher verzichtet, nett groovendes Midtempo beherrscht das Szenario. Dann ist der erste Durchlauf auch schon vorbei. Hm. Also Repeat und schauen, ob beim zweiten Anlauf mehr hängenbleibt. […] Hilft nichts, der Song rauscht – wenn auch auf angenehme Art und Weise – erneut an mir vorbei. Insgesamt ein solider Track, der es aber nicht schafft, aus der Masse an ähnlichen Bands herauszustechen. Innovation oder Alleinstellungsmerkmale finden sich hier nicht. Trotzdem weiß der Song zu gefallen, und darauf kommt es ja letztlich an. (8/10)

8. Panopticon – Black Soot and Red Blood

Als ich den Namen lese, muss ich sofort an Isis denken. Mit einem Lächeln und einer gehörigen Portion Vorfreude drücke ich auf Play. Doch kein Post-Rock dringt aus meinen Boxen, sondern erneut Post Black Metal. Gut, hätte ich mir beim Cover, das mich irgendwie an Burzum erinnert, auch denken können. Wie bereits beim vorangegangenen Song, lässt auch hier die Produktion zu wünschen übrig. Ja ich weiß, dass gehört sich so in diesem Genre. Aber es gibt doch auch eine gewisse Grauzone zwischen verwaschenem Demo-Sound und popkulturellen Hochglanzproduktionen. Der Mittelteil besticht mit zurückhaltenden Akustikgitarren, stark verhallten Drums und einem langen Sprachsampel, bevor es wieder metallisch zur Sache geht. Ein schönes Solo bildet gekonnt den Übergang zur nächsten Blast-Passage. Was mich nicht so richtig überzeugen kann ist der seltsame Sound der melodieführenden Gitarre. Oder ist es doch eine Flöte, die da durch den Verstärker gejagt wird? Komisch. (7/10)

9. Gaza – Not with all the Hope in the World

Der nächste Black-Metal-Track. Diesmal wohl ohne den Post Vorsatz, dafür endlich mit zeitgemäßer Produktion. Zahlreiche Tempowechsel halten die Spannung hoch, auch wenn die Riffs nicht wirklich vor Einfallsreichtum strotzen. Die gesamte zweite Hälfte fällt dann allerdings deutlich zu lang und zu gleichförmig aus. Atmosphäre Fehlanzeige. Ein typischer Song für die Kategorie „ganz nett“. Mehr kann ich an dieser Stelle auch gar nicht sagen, denn es passiert schlicht nichts. Musikalisch der bisherige Tiefpunkt. (5/10)

10. Jungbluth – Traubhagel

Bandcamp verrät, dass es sich hierbei um eine Münchner Hardcore/Punk Band und ihr Debüt handelt. Eine Genre-Kombination, um die ich normalerweise einen dermaßen weiten Bogen mache, wie es sonst nur noch bei Volksmusik der Fall ist. Aber gut, da muss ich jetzt wohl durch.
Und siehe da, ich bin positiv überrascht. Nach trivialem Intro folgen treibende Tribal-Drums und auch die Gitarren liefern interessante Melodien. Es ist mir zwar absolut schleierhaft, warum der Song bereits nach nur 2 Minuten zu Ende ist, aber gut. Die Bandcamp-Seite wird abgespeichert und demnächst das Album in voller Länge angetestet. (8/10)

11. The Tidal Sleep – Serpent Hug

Diesen Samstag musste ich bereits The Secret, Touche Amore und Converge (jaja…) ertragen, um A Storm Of Light sehen zu können. Der Menge der Besucher nach zu Urteilen für viele ein echtes Highlight, für mich die pure akustische Folter. Irgendwo in der Schnittmenge der drei genannten Bands befindet sich auch The Tidal Sleep. Während der Anfang noch ganz erträglich ist, hört spätestens ab Minuten 1:40 der Spass auf. Bis auf eine minimalistische Gitarrenmelodie verstummt die Instrumentalfraktion und der Sänger darf einen pseudo-emotionalen Monolog halten, wie man ihn wohl sonst nur in irgendwelchen Selbsthilfegruppen für Crystal-Meth-Abhängige zu hören bekommt. Auch danach hat der Song nichts mehr zu bieten und plätschert gen Ende. Nicht meine Welt. (4/10)

12. Mantiis – Through the Glass / Cinnamon Balls

Ein Keyboard-Intro, mal was Neues. Klingt zunächst etwas nach Kirmes, wandelt sich dann jedoch mit einsetzender Doublebase in ein treibendes Stück schwer zu klassifizierenden Metals, zunächst ohne Vocals. Diese erhalten erst in Cinnamon Balls ihren Auftritt und könnten so auch auf der ein oder anderen Black-Metal-Scheibe ihren Platz finden. Ich verstehe, warum Nik die beiden Songs in Kombination auf den Sampler gepackt hat. Plötzlichen erhalten auch Meshuggah ein Gastspiel und erweitern den Stil-Mix noch weiter. Die Band gefällt mir an sich richtig gut, allerdings habe ich eine gewissen Abneigung gegenüber Keyboards, wenn diese in Jahrmarkt-Manier dudeln. Trotzdem werde ich auch hier die Bandcamp-Seite abspeichern und bei Gelegenheit die gesamten 14 Tracks antesten. (7/10)

13. Celephais – Tir n’a n’Og

Nun zum größten Brocken des Samplers mit stolzen 25 Minuten. Field-Recordings, in diesem Fall Vogelgezwitscher und ein gemächlich fließender Bach, eröffnen das Ganze. Sanfte Gitarren-Melodien in Post-Rockigem Soundgewand gesellen sich hinzu. Spontan muss ich an Mono denken.
Ein wenig Recherche verrät mir, dass P4Z1F1S7 für diesen musikalischen Output verantwortlich ist. Die Mischung aus Post-Rock und Black Metal weiß durchaus zu gefallen, auch wenn die Produktion teils nicht optimal ist. Der Bass wird z.B. sehr oft regelrecht verschluckt. Die Drums klingen nach Drumcomputer, allerdings einer der besseren Sorte. Das Intro wird im Mittelteil noch einmal aufgegriffen und mit einer akustischen Gitarren ergänzt. Hier glänzt der Song mit großartiger Atmosphäre und feinem Gespür für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Melodie und Ambient. Sieht man über die Längen hinweg, die der Song leider Stellenweise besitzt, hat man hier ein richtig großartiges Stück Musik mit jeder Menge Potential. (9/10)

14. The Elijah – I destroyed

Hier zeigt sich einer der Vorteile dessen, dass Nik seinen Sampler in Form von Youtube-Links zusammengestellt hat. Die Musik ist mit einem sehr schicken Video voller Naturaufnahmen unterlegt, die den akustischen Inhalt sehr stimmig unterstützen. Die Hardcore-lastigen Vocals blende ich einfach aus. Instrumental wird ein interessanter Post-Metall-Ableger geboten, den die Band selbst mit „Rock / Ambient / Indie “ beschreibt. Wo das etwas mit Indie zu tun haben soll erschließt sich mir zwar nicht, aber nun gut. Vielleicht trifft das ja auf andere Tracks der Band zu. Der Song plätschert in der Zwischenzeit gemütlich vor sich hin. Wirkliche Höhepunkte finde ich keine. Klingt etwas beliebig und austauschbar, wenngleich weit entfernt davon schlecht zu sein. Vom Hocker haut es mich aber auch nicht. (7/10)

15. Matryoshka – Monotonous Purgatory

Damit wären wir auch schon am Ende des Samplers angekommen. Piano, Ambient-Gitarren, eine Art Glockenspiel, Streicher, elektronischer Beats und eine schüchterne Frauenstimme, der Song bieten eine Fülle an Details. Erinnert mich ein wenig an „The Album Leaf“, würde Nik sicherlich gefallen. Die melancholische triste Atmosphäre wird geschickt transportiert und durch ausreichend Dynamik die Spannung aufrecht erhalten. Im Prinzip gewinnen im Laufe der Zeit lediglich immer andere Instrumente die Oberhand, neue Motive werden nicht eingearbeitet. Ist auch nicht wirklich Schlimm, aber irgendwie habe ich doch bis zur letzten Sekunde auf eine Explosion gewartet, die die angestauten Energien entlädt. Im Albumkontext ließe sich der Song mit Sicherheit besser einordnen und bewerten. (8/10)

Fazit: Vernachlässigt man mal die Hardcore-Einschläge, scheint Niks Geschmack gar nicht mal so weit von meinem entfernt zu sein. So konnte ich die ein oder andere interessante Veröffentlichung entdecken, die mir dieses Jahr entgangen ist. Hat Spass gemacht!