Der allgemeine Politikthread

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  • #5545977  | PERMALINK

    Curry King

    Registriert seit: 18.04.2011

    Beiträge: 1,519

    LeukonHab ich was anderes gesagt? Nur wenn der Mindestlohn zu hoch ist, hat er negative Auswirkungen – selbstverständlich.

    Weil?

    Wie man diese Frage ernsthaft stellen kann, ist mir ein Rätsel. Natürlich ist es besser, die Menschen arbeiten und produzieren, als zuhause vor dem Fernseher zu sitzen. Natürlich ist es besser, ihren Lohn durch Zuschüsse aufzustocken, als sie vollumfänglich durch Sozialhilfe zu unterhalten.

    Dann geht die Verschiebung halt in den Schwarzmarkt oder in das Ausland. An ihren Ursachen ändert man so nämlich nichts.

    Es gibt keine exakt ermittelbare Grenze, oberhalb derer ein Mindestlohn Schaden anrichtet. Stimmt. Aber da ein Mindestlohn, wenn er einen Effekt haben soll, über dem Markträumungspreis für die Arbeitsleistung liegen muss, kann er nur (a) zum Abbau von Arbeitsplätzen oder (b) zu Teuerungen führen, die in der Tendenz das nominal erhöhte Einkommen wieder aufzehren.

    Für wen ist es natürlich besser? Die Menschen oder die Wirtschaftslobby?

    Der Vergleich mit anderen Ländern ist immer schwierig, weil andere Länder andere Voraussetzungen haben. Ein ähnliches Abgabenniveau alleine ist nicht ausreichend. Wirtschaft funktioniert multikausal.

    Aber ich seh schon, wie bei der AfD und anderen Themen kommen wir auf keinen Konsens 🙂

    --

    "Like fuck it, this isn’t about being brave this is only about surviving. I’m either gonna kill myself, or I’m gonna do this." - Laura Jane Grace | And Still I Chase The Sun |
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    #5545979  | PERMALINK

    Leukon

    Registriert seit: 14.07.2010

    Beiträge: 1,385

    Curry KingFür wen ist es natürlich besser? Die Menschen oder die Wirtschaftslobby?

    Das Wohl der “Menschen“ und der “Wirtschaft“ ist – anders als du insinuierst – kein Gegensatz, sondern letztlich gar nicht voneinander zu trennen. Und über die gravierenden psychosozialen Folgen von Arbeitslosigkeit kannst du dich zB hier informieren: http://www.bpb.de/politik/innenpolitik/arbeitsmarktpolitik/54992/folgen-der-arbeitslosigkeit

    Der Vergleich mit anderen Ländern ist immer schwierig, weil andere Länder andere Voraussetzungen haben. Ein ähnliches Abgabenniveau alleine ist nicht ausreichend. Wirtschaft funktioniert multikausal.

    Das schließt doch nicht aus, Varianzanteile bei der Auswirkung von Mindestlöhnen auf den Arbeitsmarkt mithilfe dieses Faktors aufzuklären.

    Aber ich seh schon, wie bei der AfD und anderen Themen kommen wir auf keinen Konsens 🙂

    Wäre ja auch langweilig!

    --

    #5545981  | PERMALINK

    Curry King

    Registriert seit: 18.04.2011

    Beiträge: 1,519

    jö klar. aber gibt es sowas auch zu den psychosozialen folgen von aufstockern?
    kannst du dir vorstellen wie beschissen das ist, wenn man vollzeit arbeitet und trotzdem aufm Amt um Geld betteln muss?
    wie demotivierend ist das wohl?

    beim internationalen vergleich: dann aber auch andere möglichkeiten wie england miteinbringen bitte. dort besteht die kommission, die die höhe des mindestlohns festlegt aus 3 teilen arbeitgeber, arbeitnehmer und wissenschaftler. und interessanterweise sind die wirtschaftswissenschaftler dort alle FÜR den mindestlohn. (deswegen auch meine grundsätzliche skepsis gegenüber wifo instituten.)

    weißt du, anstatt den leuten aufstockungen oder hartzIV zu zahlen sollte der staat lieber die lohnnebenkosten senken bzw. übernehmen. dann würden beim mindestlohn auch keine arbeitsplätze „zernichtet“.

    --

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    #5545983  | PERMALINK

    Leukon

    Registriert seit: 14.07.2010

    Beiträge: 1,385

    Curry Kingjö klar. aber gibt es sowas auch zu den psychosozialen folgen von aufstockern?
    kannst du dir vorstellen wie beschissen das ist, wenn man vollzeit arbeitet und trotzdem aufm Amt um Geld betteln muss?
    wie demotivierend ist das wohl?

    “Betteln“ ist mE nicht der richtige Begriff für das Geltendmachen eines Rechtsanspruches. Ich verstehe natürlich was du meinst; es macht ja schon keinen Spaß einen BAFöG-Antrag zu stellen. Aber dennoch hat das Aufstocken (in all den denkbaren Varianten) den Vorteil, Menschen in ein geregeltes Arbeitsleben zu integrieren und gleichzeitig die Produktivität der Volkswirtschaft zu erhöhen.

    beim internationalen vergleich: dann aber auch andere möglichkeiten wie england miteinbringen bitte. dort besteht die kommission, die die höhe des mindestlohns festlegt aus 3 teilen arbeitgeber, arbeitnehmer und wissenschaftler. und interessanterweise sind die wirtschaftswissenschaftler dort alle FÜR den mindestlohn. (deswegen auch meine grundsätzliche skepsis gegenüber wifo instituten.)

    Der Mindestlohn fällt dort aber auch sehr niedrig aus; deutlich niedriger als all die branchenspezifischen Mindestlöhne, die wir in Deutschland haben.

    weißt du, anstatt den leuten aufstockungen oder hartzIV zu zahlen sollte der staat lieber die lohnnebenkosten senken bzw. übernehmen. dann würden beim mindestlohn auch keine arbeitsplätze „zernichtet“.

    Wenn der Bund die Lohnnebenkosten bei Niedriglöhnern übernehmen würde, würde das – nicht anders als das Aufstocken – eine staatliche Subventionierung von Arbeitsplätzen im Niedriglohnsektor bedeuten. Der einzige Unterschied läge darin, dass der erwünschte monatliche Einkommensbetrag direkt vom Arbeitgeber überwiesen und nicht durch eine zweite Überweisung aus der Staatskasse ergänzt würde. Diesen Unterschied halte ich für nicht so wichtig.

    --

    #5545985  | PERMALINK

    Curry King

    Registriert seit: 18.04.2011

    Beiträge: 1,519

    Leukon“Betteln“ ist mE nicht der richtige Begriff für das Geltendmachen eines Rechtsanspruches. Ich verstehe natürlich was du meinst; es macht ja schon keinen Spaß einen BAFöG-Antrag zu stellen. Aber dennoch hat das Aufstocken (in all den denkbaren Varianten) den Vorteil, Menschen in ein geregeltes Arbeitsleben zu integrieren und gleichzeitig die Produktivität der Volkswirtschaft zu erhöhen.

    Der Mindestlohn fällt dort aber auch sehr niedrig aus; deutlich niedriger als all die branchenspezifischen Mindestlöhne, die wir in Deutschland haben.

    Wenn der Bund die Lohnnebenkosten bei Niedriglöhnern übernehmen würde, würde das – nicht anders als das Aufstocken – eine staatliche Subventionierung von Arbeitsplätzen im Niedriglohnsektor bedeuten. Der einzige Unterschied läge darin, dass der erwünschte monatliche Einkommensbetrag direkt vom Arbeitgeber überwiesen und nicht durch eine zweite Überweisung aus der Staatskasse ergänzt würde. Diesen Unterschied halte ich für nicht so wichtig.

    mir ging es bei dem englischen beispiel vordergründig um die zusammensetzung und die art wie der mindestlohn festgelegt wird bzw bzw wer ihn festlegt und dass in anderen ländern die wifo institute anderer meinung sind als die in deutschland ansässigen.
    denn nicht nur die höhe des mindestlohns ist entscheidend sondern auch wer in welchen abständen auf welcher grundlage den mindestlohn kontinuierlich anpasst.
    außerdem zeigt sich im englischen beispiel, dass ein vergleich eben selten passend ist.

    möglich, dass der niedriglohnsektor damit indirekt gefördert wird. daher hier nochmal der hinweis, dass auch dort eine reform nötig ist.
    aber es ging doch um die psychosozialen folgen und wenn automatisch ohne rennerei und der nachweispflicht auf rechtsanspruch mein Geld ankommt ist das für mich schon ein sehr wichtiger Unterschied.

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    #5545987  | PERMALINK

    Leukon

    Registriert seit: 14.07.2010

    Beiträge: 1,385

    Curry King
    möglich, dass der niedriglohnsektor damit indirekt gefördert wird. daher hier nochmal der hinweis, dass auch dort eine reform nötig ist.

    Was für eine Reform?

    aber es ging doch um die psychosozialen folgen und wenn automatisch ohne rennerei und der nachweispflicht auf rechtsanspruch mein Geld ankommt ist das für mich schon ein sehr wichtiger Unterschied.

    Ich versuche, mir einem Beispiel zu erklären, warum ich anderer Meinung bin: Üblicherweise spricht man ja davon, dass Kunden einer privaten Krankenversicherung privilegiert seien, und das obwohl sie sich um jede einzelne Zahlung der Kasse selbst unter Beibringung von Nachweisen bemühen müssen. Auf die Idee, das dann “Betteln“ sein könnte, ist wohl noch niemand gekommen. Ohne Feststellung der Anspruchsvoraussetzungen kann die zuständige Stelle eben nicht zahlen.

    --

    #5545989  | PERMALINK

    abrakadabra

    Registriert seit: 31.03.2008

    Beiträge: 4,809

    LeukonIch versuche, mir einem Beispiel zu erklären, warum ich anderer Meinung bin: Üblicherweise spricht man ja davon, dass Kunden einer privaten Krankenversicherung privilegiert seien, und das obwohl sie sich um jede einzelne Zahlung der Kasse selbst unter Beibringung von Nachweisen bemühen müssen. Auf die Idee, das dann “Betteln“ sein könnte, ist wohl noch niemand gekommen. Ohne Feststellung der Anspruchsvoraussetzungen kann die zuständige Stelle eben nicht zahlen.

    Mir schon. Als ich in Australien eine private Krakenversicherung hatte, hat es mich schon extrem genervt, dass ich der versicherung mit irgendwelchen zetteln hinterherlaufen musste. dass sowas im 21. jahrhundert nicht automatisch funktioniert, ist schon ein ärgernis, und ich habe mich durchaus als bittsteller gefühlt, obwohl ich für die leistung bezahlt habe (und sich die krankenversicherung für mich ohnehin nicht ausgezahlt hat). für irgendwas muss der überwachsungsstaat ja gut sein.

    #5545991  | PERMALINK

    Curry King

    Registriert seit: 18.04.2011

    Beiträge: 1,519

    hum und wo stehen wir da jetzt?
    das es auch im gesundheitsbereich beschissen ist?
    dass aufstocken deswegen total in ordnung ist?

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    #5545993  | PERMALINK

    Leukon

    Registriert seit: 14.07.2010

    Beiträge: 1,385

    Einfach mal weniger jammern, das wäre doch was.

    --

    #5545995  | PERMALINK

    Curry King

    Registriert seit: 18.04.2011

    Beiträge: 1,519

    wenn du jammern mit kritik an vorhandenen systemen und mechanismen gleichsetzt….

    da ich nicht aufstocken muss (noch), jammer ich auch nicht darüber. ich empfinde es als ungerecht, dass es das gibt. mehr nicht.

    --

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    #5545997  | PERMALINK

    Leukon

    Registriert seit: 14.07.2010

    Beiträge: 1,385

    Wieso ist es ungerecht, denen, die nur ein niedriges Einkommen erzielen können, Geld zukommen zu lassen, um ihnen einen bestimmten Lebensstandard zu ermöglichen? Gegen welches Gerechtigkeitsprinzip verstößt das?

    --

    #5545999  | PERMALINK

    Nein

    Registriert seit: 12.09.2013

    Beiträge: 179

    LeukonWieso ist es ungerecht, denen, die nur ein niedriges Einkommen erzielen können, Geld zukommen zu lassen, um ihnen einen bestimmten Lebensstandard zu ermöglichen? Gegen welches Gerechtigkeitsprinzip verstößt das?

    Leistungsgerechtigkeit.

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    #5546001  | PERMALINK

    Leukon

    Registriert seit: 14.07.2010

    Beiträge: 1,385

    NeinLeistungsgerechtigkeit.

    Denke ich nicht. Der Marktmechanismus führt nicht zwingend zur Entstehung von “gerechten“ Preisen. Gerechtigkeit ist überhaupt im Verhältnis von Angebot und Nachfrage kein Kriterium; es zählt nur (relative) Knappheit.

    --

    #5546003  | PERMALINK

    Hallways of Always

    Registriert seit: 19.03.2011

    Beiträge: 1,120

    NeinLeistungsgerechtigkeit.

    2edgy4me

    --

    Never le nkemise... Le ka zama mara never leloke
    #5546005  | PERMALINK

    Nein

    Registriert seit: 12.09.2013

    Beiträge: 179

    LeukonDenke ich nicht. Der Marktmechanismus führt nicht zwingend zur Entstehung von “gerechten“ Preisen. Gerechtigkeit ist überhaupt im Verhältnis von Angebot und Nachfrage kein Kriterium; es zählt nur (relative) Knappheit.

    Mir ging es eigentlich nur um die zitierten Fragen von Dir an sich, ich habe nicht den gesamten Vorlauf gelesen. Du kannst die Frage ja auch umdrehen: warum sollte es gerecht oder gerechter sein, denen etwas (oder mehr als durchschnittlich) wegzunehmen, die mit eigener Leistung mehr oder überhaupt etwas geschaffen oder erarbeitet haben? Warum sollen Benachteiligte, Faule etc. mitgetragen werden?

    Solche Fragen lassen sich ja nicht nur auf klassische Marktsituationen beziehen.

    --

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