Nezys und Paulas musikalische Umkleidekabine mit Guckschlitz (mit Prüchtepunch [sic!], Éclairs und Stargästen)

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  • #6360641  | PERMALINK

    h0az

    Registriert seit: 27.06.2010

    Beiträge: 4,198

    Nach mehrmaligem Hören bin ich wohl auch der Ansicht, dass „good kid, m.A.A.d city“ rein vom Inhalt das mächtigste ist, das heuer (bzw seit Jahren) im HipHop rauskam. Die Texte sind tatsächlich so persönlich, dass es beim Hören fast schon unangenehm ist. Aber das Konzept funktioniert, ist in sich schlüssig und berührt einen sehr tief, obwohl man mit der gesamten Kultur und dem Umfeld Lamars genau überhaupt nichts zu tun hat und das ganze demnach auch nicht im geringsten nachvollziehen kann. Bei allen Differenzen ist das Teil aber trotzdem einfach so menschlich, dass man gar nicht anders kann, als mitgerissen zu werden.

    Bei allem „objektiven“ Talent des Rappers, dem perfekt umgesetzten Konzept und dem Inhalt gibt es heuer aber trotzdem viele Genrealben, die ich öfter und auch lieber höre, eben gerade weil das Teil fast schon ZU deep und auf den Magen schlagend ist und ich es mir so gut wie nie geben kann. Um hier auch die Brücke zu Metal-Reviewing zu schlagen: Mir nützt das virtuoseste Griffbrettgewichse oder entgegengesetzt das kompletteste und ambitionierteste Konzept nichts, wenn ich es mir nicht auch gern anhöre. Allein die Faktenlage bewundern ist bei Musik eben nur die halbe Miete (wobei der Vergleich massiv hinkt, da Kendrick Lamar ja auch musikalisch gut punktet, jaja)

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    #6360643  | PERMALINK

    Nezyrael

    Registriert seit: 05.11.2009

    Beiträge: 21,410

    Nachvollziehbar, aber naja, für mich langt alleine die Qualität der Tracks schon aus, um sie allen diesjährigen Genreschreiben vorzuziehen

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    Bad Ass Me ~ Totgehört ~ Verkaufe CDs Prüchtepunch mit Schuss "also ich würd mich echter als dumm den als einen Troll ansehe" - Ivan Dirus
    #6360645  | PERMALINK

    Nezyrael

    Registriert seit: 05.11.2009

    Beiträge: 21,410

    Neurosis – Honor Found In Decay

    5 Jahre nach ihrem letzten Album beglücken uns also auch Neurosis dieses Jahr endlich wieder mit einem Longplayer. Daher war ich natürlich sehr gespannt, was die Band uns dieses Mal vorsetzen würde, und ich wurde nicht enttäuscht. Stilistisch bewegt man sich in ähnlichen Fahrwassern wie A Sun That Never Sets und Given To The Rising, relativ doomig, mit mal mehr, mal weniger stark vertretenen Folk-Elementen.
    Wie von Neurosis gewohnt erreicht die Band mit ihrem schleppenden Sound auch dieses Mal eine Intensität, die sonst kaum jemandem vergönnt ist zu erzeugen. Die Brutalität des ganzen wird durch die vereinzelt eingestreuten Folk-Soli nur noch unterstrichen, man kann sich diesem Sound kaum entziehen. Die verzerrten Gitarren, die Feedback-Orgien, der gerade in seiner Unvollkommenheit unverwechselbare Gesang, alles trägt seinen Teil zum Gesamterlebnis Neurosis bei. Hass, Wut, Trauer, Verzweiflung, aber auch Hoffnung wohnen dem Werk inne. Das Album wirkt dabei wie aus einem Guss, die sieben Stücke drücken den Hörer ohne Qualitätsabfall konsequent zu Boden, wenngleich wie bei Neurosis üblich die längeren Songs noch einmal besonders hervorstechen. Vor allem ist hierbei Casting Of The Ages zu erwähnen, ein epischer Brecher bei dem man am liebsten auf einer Bergspitze stehen würde, um in die Ferne zu starren, gleich einem Heroen der Antike. Und wenn die letzten Gesänge verstummen, die letzten Töne verklingen, kann man gar nicht anders als stumm die Qualität des Albums anzuerkennen.

    Besonders erfreulich ist auch die Produktion der Scheibe, organisch, natürlich und zugleich wuchtig und brachial, das gelingt wirklich nur wenigen und ist wohl die hohe Schule der Tonkunst. Ein großes Lob dafür an Steve Albini und die Band.

    Neurosis bestätigen mit ihrem neuen Output jedenfalls erneut, dass sie unangefochten an der Spitze ihrer Szene stehen, beweisen dass sie dahingehören müssen sie nämlich selbstverständlich längst nicht mehr. Sehr starkes Album, zweifelsohne.

    http://www.youtube.com/watch?v=ugSrm5EWWrU

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    #6360647  | PERMALINK

    Tiz

    Registriert seit: 15.03.2009

    Beiträge: 4,651

    Yay, volle Zustimmung, wieder mal ein riesen Album geworden.

    #6360649  | PERMALINK

    Nik

    Registriert seit: 24.04.2011

    Beiträge: 9,611

    Ich bitte um Erwähnung, dass das alles rechte Esoteriker sind :haha: 😆 :haha:

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    #6360651  | PERMALINK

    Nezyrael

    Registriert seit: 05.11.2009

    Beiträge: 21,410

    Was hab ich verpasst?

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    #6360653  | PERMALINK

    Kosmonaut

    Registriert seit: 25.10.2012

    Beiträge: 882

    NezyraelWas hab ich verpasst?

    Gelangweilte „Journalisten“:
    http://www.taz.de/US-Band-Neurosis/!107922/

    #6360655  | PERMALINK

    Nezyrael

    Registriert seit: 05.11.2009

    Beiträge: 21,410

    Ja den hab ich dann gestern auch noch gelesen. Mir wurst, aber trotzdem muss man sich fragen wieso man sich mit so Leuten wie Moynihan abgeben muss.

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    #6360657  | PERMALINK

    Nezyrael

    Registriert seit: 05.11.2009

    Beiträge: 21,410

    Secrets Of The Moon – Seven Bells

    Das beste Black Metal-Album des Jahres 2012 kommt, nicht ganz überraschend, von den Osnabrücker Jungs von Secrets Of The Moon, konnte man sich doch in der Bandgeschichte von Album zu Album steigern. Und da auch die beiden Vorgänger Antithesis und Privilegivm hervorragende Alben waren, ist der Schritt an die Spitze nur folgerichtig.
    Seven Bells ist ein extrem düsteres, intensives Album, das den geneigten Zuhörer von Anfang an in einen Strudel der Finsternis herabzieht, beginnend mit den manischen Gangshouts beim Opener und Titeltrack sowie den schweren, stampfenden Riffs, die zäh aus den Boxen quellen. Die pechschwarze Atmosphäre wird das ganze Album aufrechterhalten, Mid-Tempo und Soundwände dominieren deutlich, Ausbrüche an Raserei gibt es fast gar nicht mehr zu vermelden. Trotzdem kann das Album stellenweise mit ungeahnter Eingängigkeit aufwarten. So ist zum Beispiel Serpent Messiah ein Monster von einem Ohrwurm, den man einmal gehört so schnell nicht wieder los wird. Ein weiteres Highlight ist das großartige Nyx, das mit zum Finstersten zählt was die Band je gemacht hat. Aber das Album kann über die komplette Spielzeit das hohe Niveau halten, Ausfälle gibt es keine zu verzeichnen. Der Sound der Platte ist organisch, ohne veraltet zu wirken, und gut in die heutige Zeit transportiert. Stellenweise erinnert das ganze stark an Triptykon, was kein allzu großes Wunder ist wenn man bedenkt, dass Tom G. Warrior am Mix und Mastering beteiligt war.
    Secrets Of The Moon erfinden sich zwar auf Seven Bells nicht neu, aber es gelingt der Band ihren Sound weiter zu perfektionieren und zu verdichten, und nach den stetigen Veränderungen der Vorgänger scheint man nun angekommen zu sein in den Klangwelten, die man erschaffen will. Ich hoffe zwar, dass die Band sich beim nächsten Album wieder etwas Neues einfallen lässt, aber hier und jetzt ist Seven Bells ein großartiges Album, das mich immer wieder packt und auf eine Reise in die Dunkelheit schickt.

    http://www.youtube.com/watch?v=ZJwFK_Q8zRw

    http://www.youtube.com/watch?v=uPbpWyTS7rw

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    #6360659  | PERMALINK

    Nezyrael

    Registriert seit: 05.11.2009

    Beiträge: 21,410

    Besteht denn noch Interesse am Rest? Hätte jetzt wieder etwas mehr Zeit

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    #6360661  | PERMALINK

    palez

    Registriert seit: 04.01.2007

    Beiträge: 10,795

    Die interessanteren Alben kamen bei dir ja erst auf den vorderen Plätzen, wenn ich mich richtig erinnere…insofern: doch, durchaus. :haha:

    #6360663  | PERMALINK

    Nezyrael

    Registriert seit: 05.11.2009

    Beiträge: 21,410

    Naja wenn nur du Trantüte noch mitliest kann ich mir ja zumindest Zeit lassen 😆

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    #6360665  | PERMALINK

    Hati

    Registriert seit: 15.02.2011

    Beiträge: 4,571

    Ich les auch mit…

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    Edgirl &Ich dachte ja eigentlich das die Jungs Erwachsen sind, insbesondere Tobi aber nach der Aktion,... das ist Kindergartennivou. Als das heißt das die Jungs zu Kleinkindern Motieren oder was? ich blick echt nicht mehr durch...
    Ich auch nicht, Sina. Ich auch nicht.
    #6360667  | PERMALINK

    Nezyrael

    Registriert seit: 05.11.2009

    Beiträge: 21,410

    Naja gut ich schau mal.

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    #6360669  | PERMALINK

    palez

    Registriert seit: 04.01.2007

    Beiträge: 10,795

    MARIE. Wohinaus
    WOYZECK. Weiß ich’s?

    (aus: „Woyzeck“, Georg Büchner)

    The Black Heart Rebellion – Har Nevo

    Du gehst Brennholz sammeln. Es ist windig, kühl, die Luft ist feucht und voll von Ozon. Du bist allein. Neben dir der Trampelpfad. Du drehst dich um; dein Haus hinter dir noch in Blickweite. Jemand atmet dir in den Nacken.
    Du drehst dich um und siehst: Poren, Schweiß, weißbrennenden Blick, tiefe vertikale Stirnfalte. Das Gesicht erkennst du nicht sofort, aber du erkennst es, es ist das Gesicht eines Freundes. Kein Grund, keine Angst zu haben. Du weichst zurück, er nimmt dein Gesicht zwischen die Hände, natürlich kommt er dir zu nahe, natürlich natürlich natürlich, du drehst dich weg, doch er ist immer, wirklich immer in deinem Blickfeld. Mitkommen, zischt er, wichtig, und das glaubst du ihm auch, folgst ihm, was sollst du sonst auch machen. Dein Haus ist abgebrannt, der Trampelpfad verschwunden.

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    So oder so ähnlich wird man mit „Avraham“ in „Har Nevo“ hineingezogen, das zweite Album der ex-gewöhnlichen ex-Screamo-Band The Black Heart Rebellion. Statt Envy-Deja Vus nun verlorene Waldwege zu fernen Referenzen, statt hellem Krach ein scharfgestellter Blick auf ein Instrumentarium, welches gleichzeitig größer und weniger dicht beieinander ist als früher. Genre-Einordnungen entzieht man sich gleich ganz – wer gezielt nach Dark Folk, Post-Rock oder Sludge sucht, wird den Rezensenten im Falle von „Har Nevo“ Etikettenschwindel vorwerfen. Und die fernen Referenzen, wie fern sind sie wirklich? Und wie sehen die überhaupt aus? Sind es etwa Woven Hand, wegen David Eugene Edwards‘ leidenschaftlich besungener religiöser Zerrissenheit? Oder wegen der Produktion von „Mosaic“, des räumlichen Klangs und des steten Brummens im Hintergrund, das die Stücke immer noch abgründiger klingen ließ, als sie eh schon komponiert waren? Sind es Neurosis, weil die sich auf „Enemy of the Sun“ so schön maßlos in Tribal-Exzessen gewälzt und Erde gefressen haben? Sind es Yakuza, weil Bruce Lamont manchmal wie ein gechillter, buddhabäuchiger Onkel vom Sänger von TBHR klingt, doch dieser andererseits: immer ausgehungert, atemlos, sehnig und verspannt vor dem geistigen Auge? Ist es der Soundtrack von „Valhalla Rising“, oder besser noch: der Film selbst, wäre er nicht so seelenruhig, wäre er vom Kamerateam hinter „Cloverfield“ aufgenommen worden? Ist es irgendein Vertreter des Künstlerkollektivs Church of Ra, dessen Mitglieder TBHR seit Neuestem sind? Sind es Swans, weil…äh…tja…und so, weißt was ich mein, ne? Ruft euch die Vergleiche ruhig wieder ins Gedächtnis und hört euch dann „Har Nevo“ an und rümpft die Nase über so viel musikjournalistisch nachgeplapperte Hilflosigkeit – es gibt schlichtweg keine Band die so klingt wie The Black Heart Rebellion.

    Diese äußere Orientierungslosigkeit, die nur auffällt, wenn man versucht, über die Musik zu sprechen, durchsetzt auch das Innere der Songs auf „Har Nevo“. So negativ besetzt der Begriff „Berechenbarkeit“ auch anmutet – der Rezipient braucht sie, um sich sicher zu fühlen, um überhaupt irgendwas zu fühlen, wofür er einen Namen hat. The Black Heart Rebellion scheren sich in vielfacher Hinsicht einen Dreck darum. „Har Nevo“ setzt sich zusammen aus zahlreichen ungewöhnlichen bis auf dem ersten Blick hirnrissigen Entscheidungen. Gerade mal um die 40 Minuten und 8 Stücke Zeit geben The Black Heart Rebellion sich auf dem Album, irgendwie ziemlich wenig für vier Jahre Arbeit und eine große Last von Bedeutung. Dass die Musik deshalb von allem bereinigt sein müsste, was im Verdacht des Redundanten steht, ist eine fast schon banal selbstverständliche Erkenntnis – nur, dass sie nicht stimmt. Einen erstaunlich großen Teil der Spielzeit von „Har Nevo“ verbringt man mit Warten, obwohl man dafür eigentlich keine Zeit hat, wenn’s erstmal losgeht. Der Opener „Avraham“ ist ein gutes Beispiel, da er ein Drittel seiner knapp vier Minuten für Geräusche und Herumstreunen aufwendet, bevor er dem Hörer mit luftschnappendem Wahngesang, Tribal Drums wie bei einer rituellen Opferung und Gitarrendonnergrollen an die Kehle springt. Auch gut: Das jähe Ausbluten und irritierende Neueinsetzen von „Animalesque“, die unerwartete Talfart mitten in „Crawling Low And Eating Dust“. Gut, eine gemütlich-gewöhnliche Spannungskurve geben sie uns nicht, aber die Spannung ist doch immer präsent, es gibt kaum Stellen, an denen man sich nicht bedroht fühlt – irgendwann muss sich das Ganze doch auflösen? Irgendwann springen die Bluthunde hinter den Hecken hervor und irgendwann müssen die Gitarren laut und schwer aufdröhnen, um den Sludge-Bezug irgendwie zu rechtfertigen, oder? Oder? Nein. „Har Nevo“ fühlt sich in manchen Momenten an wie eine Metalplatte, eine Metalplatte ohne Metalriffs allerdings, denn auch wenn es hier Gitarren gibt, wirklich präsent dürfen sie nicht sein. Immer sieht man sie hinter Baumstämmen verschwinden, mal clean angeschlagen, mal Postrockrelay, aber fettriefend und zähnefletschend hervorbrechen können sie nicht, auch nicht an Stellen, an denen man nur darauf wartet. So schreien und drängen in „Animalesque“ und „Crawling Low And Eating Dust“ der Sänger und der Drummer mit Schaum vorm Mund, aber die Gitarren vibrieren weiter bedrohlich und formlos im Hintergrund wie ein nahendes Gewitter. Die Energie von The Black Heart Rebellion ist eine seltsam körperlose. Mal eben Erlösung durch Selbstgeißelung? Nichts da. Wäre ja auch schön einfach.

    Und was, bitteschön, hat man davon, sich mit einem offenbar so unbefriedigenden, strukturell so konfusen Album zu beschäftigen, außer enttäuschten Erwartungen und Kopfschmerzen? Och, so Einiges. Ein Album, das, trotz allem, auf seinen ins Nichts führenden Wegen immer wieder an Bereichen musikalischer Harmonie und emotionaler Intensität Halt macht, die andere Bands nicht einmal streifen. Eine musikalische Odyssee, die eben dadurch über die gesamte Spielzeit aufregend bleibt, weil man nie weiß, wohin sie führt (zum Heiligen Land, das Moses versprochen wird, dem Konzeptmittelpunkt von „Har Nevo“, wahrscheinlich nicht – wäre ja auch zu einfach). Eine Herausforderung, in die man sich immer wieder verbeißt, weil das Pathos von „Har Nevo“ Gleichgültigkeit schlicht nicht zulässt. Und vor allem hat man auch gar keine Wahl: Wer auch nur wenige Schritte mitgeht, findet hier alleine nicht mehr raus.
    Es ist wahrscheinlich leicht und bequem, nicht mehr an sowas zu glauben, aber The Black Heart Rebellion ist mit „Har Nevo“ ein leidenschaftliches, spannendes, genuin eigenständiges Album im Fahrwasser von Rockmusik gelungen, und das 2013. Zu disparat, zu unvollständig, um (jetzt schon) zum Album des Jahres erklärt zu werden – zu mitreißend, um es nicht doch zu sein.

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    Du hast ihm zu schnell vertraut, das wusstest du. Nun harrst du aus, sitzt auf dem Ameisenhügel deiner Angst, schläfst unter regennassen Zweigen. Deine Weltsicht ist aus der Balance geraten. Du siehst die Welt nur noch aus seltsamen Perspektiven; von unten, in Schräglage. Oh sinnerman. Ihr lauft, lauft, flüchtet, du siehst nur seinen Rücken, aber solange du ihn siehst, bist du sicher. Ihr esst Regenwürmer, das feuchte Holz lässt sich nicht anzünden. Lange Tage, längere Nächte. Ihr wartet. Worauf? Manchmal wachst du auf, siehst sein Gesicht über deines gebeugt. Er blickt in deine Richtung, aber durch dich hindurch, auf etwas, was dir verborgen bleibt. I have grown close to you for better or for worse. Du kannst nicht weg – wohin auch? Du hast ihm zu schnell vertraut, das wusstest du. Oder? Nichts ist so unwiderstehlich wie ein Mensch, der den Verstand verloren hat.

    http://theblackheartrebellion.bandcamp.com/album/har-nevo

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