Eddies Plattenkiste: Die 90er Jahre

Home Foren Maximum Metal Zeitmaschine – früher war alles besser Eddies Plattenkiste: Die 90er Jahre

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  • #5205547  | PERMALINK

    Saro

    Registriert seit: 13.10.2010

    Beiträge: 7,079

    VÖ: 1991

    Matti Kärki – Vocals
    David Blomqvist – Lead Guitar
    Robert Sennebäck – Rythm Guitar
    Richard Cabeza – Bass
    Fred Estby – Drums

    1. 1. Override of the Overture
    2. Seen to be Dead
    3. Bleed for me
    4. And so is Life
    5. Dismembered
    6. Skin her Alive
    7. Sickening Art
    8. In Death’s sleep
    9. Deathevocation (Bonus)
    10. Defective Decay

    Dismember

    Tja, was soll man zu Dismember noch sagen, was niemand schon längst weiss? Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung. Die glorreichen 80ies sind vorbei, und mit dem Beginn der 90er verbinden viele die Geburt b.z.w. das goldenen Zeitalter des Grunge. Das mag in kommerzieller Hinsicht schon stimmen… …doch wer glaubt, der Metal hatte in den 90ern nix mehr zu kamellen, der irrt sich gewaltig. Eine Krawallband namens Possessed setzte neue Massstäbe in Sachen musikalischer Härte und veröffentlichte mit ihrem Meisterwerk Seven Chuches nicht nur ein Album, das an Brutalität alles bislang dagewesene in den Schatten stellt, sondern gründete mit dem auf diesem Album enthaltenen Song Death Metal gleich ein neues Metal-Subgenre.

    Auf dem ganzen Globus gründeten sich Ende der 80er Jahre zig Death Metal Bands. Die Hochburgen allerdings befanden sich ganz klar in den USA (Californien) und Schweden (Stockholm). Während die USA unsterbliche Bands wie Morbid Angel, Deicide, Death, oder z.B. Obituary ins Rennen schickten, konterte das unscheinbare Schweden, welches man in musikalischer Hinsicht bislang „nur“ mit ABBA, Roxette oder Europe in Verbindung brachte, mit ebenfalls unsterblichen Todesmetall – Truppen alá Grave, Unleashed, Entombed oder ebend den genialen Dismember

    Das Album

    Im Jahre 1988 gegründet, erschien 3 Jahre später, 1991, das Debüt Album einer mittlerweile absoluten, unangefochtenen Death Metal – Grösse. Die Rede ist von Dismember und ihrem „Erstgeborenen“ Like an Ever Flowing Stream!
    Ich war damals 12 Jahre alt und der Ansicht, dass ich mit Bands wie Slayer, Sodom, Kreator oder Destruction den Zenit in Sachen musikalischer Härte erreicht hatte.
    Ich war wirklich davon überzeugt… …bis mir ein damaliger Klassenkamerad ein Tape zusteckte mit den Worten: „Is meine neue Lieblingsband. Heissen Dismember. Bedeutet „zerstückeln“. Richtig harte Mucke“.
    Ich dachte mir: „Ok. Sodom is hart. Wird wohl in die Richtung gehen…“

    Nunja, was soll’s?
    Ich schob das Tape in meinen Walkman und wenige Sekunden später war ich von quälenden Schreien, von den Missklängen gepeinigter Seelen umgeben. Ein Killer-Intro vor dem Herrn. Und nur ein Paar Augenblicke später brach die Hölle los. Override of the Overture, der absolute Inbegriff von Death Metal, brach über mich und meine zarten 12 Jahre herein. Was für ein Riff, was für ein Inferno!
    Man hat den ersten musikalischen Faustschlag nicht mal annähernd verarbeitet, da macht Seemed to be Dead da weiter, wo sein Vorgänger aufgehört hat.
    “Scheiss auf Grunge“
    Auf musiklaisch höchstem Niveau, brettern die Schweden dem Hörer einen Klassiker nach dem anderen in die Fresse. Bleed for Me, And so is Life, das in den tiefsten Tiefen der Hölle geschmiedete Dismembered (Gänsehaut!!!) und der Über“Hit“ Skin her Alive, verlangen nicht nur den Nackenwirblen alles ab, sondern bringen auch die letze Synapse zum kollabieren!
    Man muss wirklich kein Death-Metaller sein (bin ich auch nicht), um Like An Ever Flowing Stream zu lieben. Das Debüt der Schweden bildet die perfekte Symbiose aus Metal, Hass, Wut, Brutalität und die benötigte Kompromisslosigkeit.
    Es gibt wirklich nicht viele Alben, die von der ersten bis zur letzten Minute perfekt sind – Like an… gehört jedoch definitiv dazu!
    Die für Dismember typischen Gitarren, die göttlichen Vocals… Auf diesem Album manifiestiert sich der Death Metal! 11/10 Punkte!!!

    Dismember – Override of the Overture
    http://www.youtube.com/watch?v=L0ZCAarIVSI

    Dismember – Dismembered
    http://www.youtube.com/watch?v=r7FqMmHyyuo

    Dismember – Skin her Alive
    http://www.youtube.com/watch?v=bThevLPD7ss

    Dismember -In Death’s Sleep
    http://www.youtube.com/watch?v=cT8WPXM_KYA&feature=related

    Highlights von metal-hammer.de
    #5205549  | PERMALINK

    Necrofiend

    Registriert seit: 17.12.2004

    Beiträge: 27,709

    Spitzenalbum.

    --

    Support the dying cult of underground metal! Stay black and brutal forever! If it was not for my parents I would have tried to kill myself before Instead i listend to Slayer and dreamt on A world without war is like a city without whores
    #5205551  | PERMALINK

    SirMetalhead
    Moderator

    Registriert seit: 26.06.2004

    Beiträge: 30,318

    das erinnert mich daran, dass ich mir von Dismember auch lange schon was holen wollte. Schön geschrieben, danke!

    #5205553  | PERMALINK

    Nezyrael

    Registriert seit: 05.11.2009

    Beiträge: 21,410

    Zweitbestes Death Metal Album!

    --

    Bad Ass Me ~ Totgehört ~ Verkaufe CDs Prüchtepunch mit Schuss "also ich würd mich echter als dumm den als einen Troll ansehe" - Ivan Dirus
    #5205555  | PERMALINK

    Buhmann

    Registriert seit: 15.09.2009

    Beiträge: 6,484

    NezyraelZweitbestes Death Metal Album!

    Jedenfalls was Schweden angeht sicher ein Jahrhundertding!

    --

    "The man, your man could smell like." With their flesh, he'll create... 22.12.13 / War From A Harlots Mouth, München
    #5205557  | PERMALINK

    Emigrate

    Registriert seit: 19.08.2007

    Beiträge: 4,206

    Hmm… hört sich ordentlich an.

    --

    Musik Sammler | Last.fm
    RejrokNaja. Wenn wir nur die Landschaft und den Todesstern im Hintergrund hätten, wäre das ein Klasse Cover. Aber der Dirty Schwan ist dann doch ein wenig Overkill.
    #5205559  | PERMALINK

    asgard1980

    Registriert seit: 21.08.2010

    Beiträge: 3,481

    Moinsen,

    heute werde ich mich mal einer der wohl unterbewertesten Alben des schwedischen Todesbleis widmen:

    Dismember – Massive Killing Capacity

    1995/ Nuclear Blast Records

    Matti Kaerki – Vocals
    Robert Sennebaeck – Guitar
    David Blomqvist – Lead Guitar
    Richard Cabeza – Bass
    Fred Estby – Drums

    [IMG]http://s7.directupload.net/images/110509/6dpqsbxt.jpg

    Zu den Schweden muss man eigentlich nicht mehr viel sagen. Allerdings finde ich, ist Massive Killing Capacity eines der am wenigsten beachteten Werke des Fünfers. Dabei hat diese Scheibe einiges gutes und in Bezug auf die Band „Neues“ zu bieten. Wurde bei der Vorgängerscheibe Indecent & Obscene noch überwiegend das Gaspedal getreten, wird hier vornehmlich in langsameren, teils sogar leicht doomigen Sphären gewerkelt. Dafür haben aber – wie schon bei Dreaming In Red – vom Vorgänger Melodien in die Songs Einzug erhalten. Mit Nenia ist sogar ein Instrumental-Song vertreten.
    Das Album bietet auf seinen 11 Tracks im Grunde genommen sämtliche Trademarks von DIsmember: tiefgestimmte Gitarren, Mattis unverkennbarer Gesang.
    Als Anspieltipps nenne ich hier mal das eben erwähnte Instrumental Nenia, das melanchonisch-doomige Life – Another Shape Of Sorrow und vor allen Dingen den Überhit der Band: Casket Garden.

    Garniert wird dieses sehr schöne Album von einem Cover, welches den Pinseln Kristian Wahlins (Necrolord) entsprang.

    Fazit: Ein sehr schönes Album, welches jedoch die Dismember Fangemeinde ziemlich gespalten haben darf. 8/10 Punkte

    http://www.youtube.com/watch?v=Ey6vm3Slxa8

    http://www.youtube.com/watch?v=ZYwyI1UqSIE

    http://www.youtube.com/watch?v=YB8Tqe5om30

    --

    Plattensammlung Diskutiere nie mit Idioten. Zuerst ziehen sie dich auf ihr Niveau herunter und anschliessend schlagen sie dich mit ihrer Erfahrung.
    #5205561  | PERMALINK

    asgard1980

    Registriert seit: 21.08.2010

    Beiträge: 3,481

    Heute stelle ich mal wieder eine schöne Black Metal Perle aus den End-90ern vor:

    Morgul – Parody Of The Mass

    Band auf diesem Album
    Charmock: Vocals, Bass, Guitars, Keyboards
    Hex: drums & Percussion

    [IMG]http://s7.directupload.net/images/110524/3bbpwu2x.jpg
    1998 via Napalm Records

    Zum ersten mal liefen mir diese beiden Norweger mit dem Track Ballad Of Revolt auf dem Ablaze #23 Sampler über den Weg. Mir gefiel dieser doomige Sound mit Keyboards und Charmocks Gesang. Also wurde der Zweitling der beiden zugelegt. Auf knapp 39 Minuten wird ein Mix aus Black Metal, Death Metal und Doom Metal geboten. Führendes Instrument sind die von Charmock gespielten Keyboards, die von Gitarren begleitet werden. Tempomässig spielt sich das Album fast ausschliesslich im Doombereich ab, Ausflüge in schnellere Regionen kommen sehr wenig bis gar nicht vor. Der Gesang variiert von Deathmetal Grunts über Black Metal Gekreische bis hin zu Klagendem Gesang. Über dem gesamten Album schwebt eine recht düstere Atmosphäre. The End (wie passend) schliesst als reines Instrumental dieses Album ab.

    Als Anspieltipps nenne ich hier auf jeden Fall das bereits angesprochene
    Ballad Of Revolt
    http://www.youtube.com/watch?v=5C9ITzexIAE
    Adoration Of The Profane
    http://www.youtube.com/watch?v=Ov-eUlPBgYE
    The End (Instrumental)
    http://www.youtube.com/watch?v=aBEeaIrPm7k

    --

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    #5205563  | PERMALINK

    Saro

    Registriert seit: 13.10.2010

    Beiträge: 7,079

    VÖ: 1990

    Mark Reale: guitars
    Tony Moore: voc.
    Don Van Stavern: bass
    Rob Jarzombek: drums

    Tracklist

    1. On Your Knees
    2. Metal Soldiers
    3. Runaway
    4. Killer
    5. Dance of Death
    6. Storming the Gates of Hell
    7. Maryanne
    8. Little Miss Death
    9. Black Leather and Glittering Steel
    10. Racing with the Devil on a Spanish Highway

    Vorwort

    Da in diesem Threat schon lange nichts mehr geschrieben wurde, aber noch zig geniale Alben auf ihre Vorstellung warten, werde ich diesmal meinen Senf zum 1990er Werk von Riot abgeben. Auf die Geschichte der Band werde ich nicht weiter eingehen, da ich dazu ja schon im 80er-Thread (Thundersteel) etwas geschrieben habe.

    Das Album

    Nach dem phänomenalen 88er Reunion-Album Thundersteel und ausgiebigem Touren, vor allem in Japan, wo die Band ihre grössten Erfolge feierte, veröffentlichte man 1990 den Thundersteel-Nachfolger The Privilege of Power. Dieses Meisterwerk, ebenfalls von Sangesgott Tony Moore eingesungen, hält nicht nur das Niveau seines Vorgängers, nein, es topt ihn sogar.
    „Privilege“ ist zudem das progressivste Riot-Album. Doch keine Angst, hier wird zwar wie wild experimentiert, doch bleibt man in allen Belangen seinem Stil treu.

    Der Opener und Nackenbrecher On your Knees wird durch ein Instrumentalstück eingeleitet, welches zusätzlich durch Samples in Form von Stimmengewirr und Politiker-Zitaten begleitet wird. Ich persönlich kann bis auf die letzten beiden Sätze zwar nichts heraushören, doch diese lassen keinen Zweifel darüber, woher der Wind weht.
    Noch während die Sätze abklingen, blasen Riot einem mit On your Knees die Rübe von den Schultern. Ungewöhnlich, aber überaus wirksam, fallen dem Hörer erstmal die Bläser auf. Bläser und Speed Metal? Ich weiss, hört sich nicht verlockend an. 😉 Das Endprodukt kann sich aber mehr als hören lassen, denn die Bläsereinsatze sind so perfekt in den Song integriert, dass man, hat man sich erstmal daran gewähnt, sie sich nicht mehr wegdenken kann und möchte. Wie man es nicht anders kennt, verwöhnt uns Mark Reale mit einem klasse Gitarrensolo, bevor es zu einem sehr gelungenen Zusammenspiel von Gitarren, Bläser und Scratches (!) kommt. Ja, ihr habt richtig gelesen. Ist der Gedanke an Bläsern schon recht ungewöhlich, mag die Vorstellungskraft des einen oder anderen Metalheads bei Scratches in einem klassischen Speed Metal-Song, an ihre Grenzen stossen. Dass aber auch diese für den klassischen Metal untypischen Klänge mit dem Rest des Songs harmonieren und in keinster Weise aufgesetzt wirken, spricht für die musikalische Klasse dieser Ausnahme-Band.

    Metal Soldiers, eine stampfende Midtempo-Nummer, eingängig und heavy, wird ebenfalls mit einem Intro eingeleitet. Ansonsten verzichtet man jedoch auf Experimente und geht auf Nummer Sicher. Das soll jetzt keinesfalls bedeutet, dass es sich bei diesem Stück um „Ware von der Stange“ handelt. Metal Soldiers ist zwar nicht DER Metal Song, spielt aber dennoch locker in der obersten Liga mit!

    Nur Speed und Schwermetall ist zwar schön, aber den Radiostationen muss ja auch was geboten werden. Ausserdem braucht die neuen Kuschelrock noch ein paar Beiträge. Die Ballade Runaway bildet mit dem rockigen Maryanne (genialer Song!) eine gelungene Abwechselung zum ansonsten alles andere als kommerziellen Rest des Albums. Sollte jemand nun die Befürchtung hegen hier ein zweites Wind of Change erdulden zu müssen, dem kann ich Entwarnung geben. Auch wenn Runaway eine absolut radiotaugliche Ballade darstellt, zweifelt man doch keine Sekunde daran, dass hier eine Metal-Band und nicht etwa James Blunt am Werk ist.

    Ok. Ballade „überstanden“; es kann weiter gerockt werden.^^ Killer ist einwandfrei als Metal-Song zu identifizieren, hält aber wie schon On your Knees einige Überraschungen bereit. Nach dem heavy Eröffnungsriff setzten auch hier Bläser ein, die das ganze Lied begleiten und dem Stück so einen nicht zu verleumdenden Jazz-Touch verpassen. Um das truemetallische Universum völlig aus der Bahn zu bringen, wechseln sich Tony Moore und ein mir bislang unbekannter Gastsänger am Mikro ab und -ja, ich würde schon fast sagen-, rappen (!) sich einen Wolf. Klar. Spätestens seit Body Count oder Faith No More (Epic; 1989) ist das nichts ungewöhnliches mehr, aber bei Killer handelt es sich eigentlich um einen klassichen Metal-Track, was die Mischung aus Metal, Bläser und Rap nochmals um einiges interessanter werden lässt^^

    Soderle. Vorerst wurde genug „geprogged“. Dance of Death ist Speed Metal in Reinkultur und weisst alle Trademarks der Riot-Speed-Phase auf. Unglaublich schnelles Drumming, einen sich in Extase spielenden Mark Reala, einen super eingängigen Refrain und einen Tony Moore am Mikro, der singt, als gäbe es keinen neuen Morgen mehr. Grandios!
    Und wenn man schon das Gaspedal durchgetreten hat, kann man auch gleich da weiter machen, wo man ein Lied zuvor aufgehört hat. Storming the Gates of Hell prügelt und knallt, kreischt und faucht, dass einem Hören und Sehen vergeht. Untermalt wird dieses Abrissbirne von immer wieder ertönenden Jagdhörnern, welche die Geschwindigkeit noch untermauern und dem Stück so noch eine zusätzliche, gehörige Portion Power einverleiben.

    Es folgt das bereits erwähnte Maryanne. Hierbei handelt es sich um eine klassische Radiorock-Nummer. Der gnadenlos geile sowie eingängige Refrain, lässt deses Stück zu einem grandiosen Ohrwurm avancieren, den man so schnell nicht wieder vergisst!
    Little Miss Death, mit Bläser und Keyboard veredelt, ist mit einem Kehrreim gesegnet, der jeder Beschreibung spottet. Man muss es gehört haben, um begreifen zu können^^ Aus diesem Grund werde ich das Stück auch als Hörprobe einfügen.
    Die vorletzte Nummer, Black Leather and Glittering Steel, ist lyrisch keine Glanztat. Aber sind wir doch mal ehrlich. Ein Speed/Power Metal-Album ohne Leather, Power o.ä. geht einfach nicht. Und wenn einem die Doublebass und Moores genialer Gesang erstmal eine neue Föhnfrisur verpasst haben, hat selbst der prüdeste Ich-bin-ja-sooo-intellektuell-Metaller den Text wieder vergessen und erinnert sich vielleicht sogar daran, das Metal in erster Linie Spaß machen soll.

    Das i-Tüpfelchen bildet das Al DiMeola -Cover Racing the Devil on a Spanish Highway. Hier beweisen Riot auch dem letzten Zweifler ihre musikalische Klasse. Obwohl die riotsche Eigeninterpretation deutlich metallische Merkmale erkennen lässt, bleibt die Jazz-Note erhalten.

    Ich schireb ja anfangs, dass hier wie wild experimentiert wird. Das muss ich nun revidieren, denn alle Spielereien, wenn man es denn so nennen möchte, sind derart wirkungsvoll in die einzelnen Stücke eingearbeitet, dass man nicht von experimentieren sprechen kann. Nein. Diese Band weiss was sie tut.
    The Privilege of Power ist mutig, schnell, gefühlvoll, heavy, jazzig, anders, genial und hat richtig dicke Eier! Riot zeigen sowohl Mut für das Neue, als auch musikalisches und kompositorisches Können auf ganzer Linie. Fans des Thundersteel-Albums werden hier genau so fündig wie Liebhaber progressiver Musik. The Privileg of Power ist ganz grosses Tennis und meiner Meinung nach eines der stärksten Alben der 90er, von einer der stärksten Metal-Bands des Planeten. Pflichtkauf!

    Einziger, subjektiver Schwachpunkt sind die teils langen Intros, welche sich nicht vorskippen lassen, ohne, dass man sofort den ganzen Song überspringt. Hört man sich die Platte am Stück an, stört das nicht weiter. Möchte man sich allerdings einen Sampler erstellen, kann das doch schon abfucken. Das sollte jedoch niemanden davon abhalten, sich diesen schmucken Silberling ins Regal zu stellen!

    Riot – On Your Knees
    http://www.youtube.com/watch?v=rBaXN12X7fI

    Riot – Killer
    http://www.youtube.com/watch?v=58Q939QYmyc&feature=related

    Riot – Dance of Death
    http://www.youtube.com/watch?v=amWY6EKR1XI&feature=related

    Riot – Maryanne
    http://www.youtube.com/watch?v=WTfBBDLLiko

    Riot – Little Miss Death
    http://www.youtube.com/watch?v=5RJxrAgH2dI

    #5205565  | PERMALINK

    King Diamond

    Registriert seit: 14.02.2004

    Beiträge: 8,372

    Ich habe es ja schon mehrfach betont, wie sehr ich dieses Album mag. Gerade die progressivere Ausrichtung macht es für mich interessanter als den Vorgänger (der ebenfalls mehr als gut ist).

    --

    Musik Messi (© creeping deathaaa)
    #5205567  | PERMALINK

    Saro

    Registriert seit: 13.10.2010

    Beiträge: 7,079

    Jo. Zwar zündet Thundersteel meines Erachtens sofort und heftig, doch spielt es schon beim ersten Durchlauf, da geradliniger, all seine Trümpfe aus (was jetzt nicht negativ zu interpretieren ist). „The Privilege…“ hat es mir, wie ich ja auch schon schrieb, anfangs schwerer gemacht, allerdings wird das Album mit jedem Durchlauf grösser und grösser und wächst schliesslich über sich hinaus.

    #5205569  | PERMALINK

    Saro

    Registriert seit: 13.10.2010

    Beiträge: 7,079

    VÖ: 1991

    Martin „Don Cochino“ Schirenc: voc., guitar
    Alex „Rektor Stench“ Wank: drums
    Jacek Perkowski: bass

    Tracklist

    1. Shrunken And Mummified Bitch
    2. Happy Re-Birthday
    3. Game Of Humiliation
    4. Smash
    5. Sputter Supper
    6. And Only Hunger Remains
    7. Brainpain Blues
    8. Sick Bizarre Defaced Creation
    9. Splatterday Night Fever

    Pungent Stench

    Die österreichische Death Metal Band Pungent Stench (engl. f. beißender Gestank) wurde im Februar 1988 gegründet. Im selben Jahr erschien das Demo Mucus Secretion. Nur ein Jahr später wurde das erste Mal die Öffentlichkeit auf die Band aufmerksam, als man mit den Deathern von Disharmonic Orchestra eine Split-LP aufnahm. Nach den Releases Extreme Deformity (1989) und For God Your Soul… For Me Your Flesh (1990; indiziert), erschien DER Bandklassiker mit einem der wohl bekanntesten Cover der Death Metal-Geschichte, Been Caught Buttering.
    Zu diesem Zeitpunkt behandelten ja nicht gerade wenige Lyrics im Death Metal-Sektor die Themen Satan (z.B. Deicide & Morbid Angel), den Tod nach allen Regeln der Kunst und Splatter (z.B. Cannibal Corpse). Auch Pungent Stench bedienten sich einst dieser Themen, fanden aber schon bald grossen Gefallen am Sex, mit allen zugehörigen und abartigen Alternativen. Ich sage es mal so: Nach Doggy-Style und Missionarsstellung ist bei Weitem noch nicht Schluß. 😉
    Allerdings widmete man sich erst auf dem Been-Nachfolger, Club Mondo Bizarre – For Members Only (1994; indiziert), voll und ganz diesen Themen.

    Das Album

    Direkt zu Beginn erwartet den Hörer ein kleiner Hit der Band. Shrunken And Mummified Bitch, von dem es auch einen Video-Clip gibt, ist wahrscheinlich die bekannteste Stench-Nummer und handelt von einem Serienkiller, der es sich, ganz nach Schweigen der Lämmer-Art, zur Lebensaufgabe gemacht hat, junge Mädels zu filetieren. Der Song rumpelt so richtig schön vor sich hin und schnelle Knüppelpassagen wechseln sich mit groovigen Stellen ab. Über allem thront Schirencs charakteristisches und über alle Maßen perverses Organ. Es benötigt keine zwei Durchgänge, damit sich das Stück im Hirn festsetzt, da „Shrunken“ trotz aller Brutalität von einer recht eingängigen Melodie untermalt wird. Killersong!

    Happy Re-Birthday geht da schon ein Level ruppiger zu Sache. Hier wird geknüppelt, bis der Notarzt kommt. Zwar besitzt diese Nummer keine eingängige Melodie wie sein Vorgänger, bringt es aber doch irgendwie fertig, den gleichen Ohrwurm-Charakter zu entfalten. Thematisch handelt der Song von… Naja. es wird einem auf Pungent Stench’sche Art erklärt, dass eine Wiedergeburt durchaus machbar ist^^

    Um es direkt vorweg zu nehmen und Wiederholungen zu vermeiden: Dieses Album knüppelt und poltert in bester Sodom-In the Sign of Evil-Manier vor sich hin, ist auf seine Art kompromisslos brutal und ist ausnahmslos mit Ohrwürmern gespickt. Das ist bei einem Death Metal Album, zumindest für jemanden wie mich, nicht unbedingt gewöhnlich. Zu verdanken ist es wohl den immer wiederkehrenden, groovigen und teils morbide anmutenden Passagen.

    Rasierer, Wachs, Nadeln, Schuhabsätze, Nippel. Was man damit so alles anstellen kann, verdeutlicht die Band in Game Of Humiliation. Hierbei handelt es sich um eine richtig träge Nummer und würde im Death Metal wohl als Ballade durchgehen. 😉 Aber gerade die Zähigkeit des Songs, lässt ihn aufs Äusserste sick wirken, was wahrscheinlich auch das Ziel der Band war. Jedenfalls gelingt es Pungent Stench überaus gut^^ Das kranke Gestöhne von Schirenc am Ende des Stücks, sowie die „romantische“ Gitarre verstärken diesen Effekt noch um einiges!

    Die nächsten beiden Stücke darf wieder gerumpelt werden und das wird es auch, und zwar nach Art des Hauses. Übelst geiler und grooviger Death Metal wird dem Hörer in Form von Smash und Brainpain Blues geboten. Worum geht es in Smash? Du gehst mir auf’n Sack und deshalb mache ich dich platt. Dass es dazu mehrere Wege gibt, ist Ehrensache^^ Wieso aber Hammer Smashed Face indiziert wurde, dieser Song jedoch nicht, bleibt wohl für immer ein Rätsel. Zumal, wenn man bedenkt, dass auch Pungent Stench auf einen nicht zu verachtenden indizierten Backkatalog zurück blicken können.

    And Only Hunger Remains schlägt musikalisch in die Kerbe von Games Of Humiliation – ein richtig schönes Stück zum Kuscheln.
    Sputter Supper (was ein Mensch alles für Geräusche machen kann… fantastisch) und Sick Bizarre Defaced Creation holzen wiederum alles weg, was nicht bei „drei“ auf den Bäumen ist. Wie ich dieses Album liebe. Nach dem Dismember-Debüt ist Been Caught Buttering mein absoluter Favorit in Sachen Death Metal.

    Anfangs erwähnte ich ja die Vorliebe der Österreicher für ausgefallene Sex-Praktiken und Sex im Allgemeinen. Dass ungeschützter Geschlechtsverkehr Gefahren birgt, sollte jedem bekannt sein. Vielleicht war den Jungs von Pungent Stench aber bewusst, dass ein Teil der Hörerschaft noch nie Sex hatte (ich war beim Release des Albums 12) und sahen sich daher verpflichtet, ihre Fans aufzuklären! Auf den Punkt gebracht: In Splatterday Night Fever wird das Thema Geschlechtskrankheiten behandelt und die Wirkungen, die diese mit sich bringen können. Zugegeben, die Art und Weise, wie dies geschieht ist, ähm, eher ungewöhnlich, doch lässt es sich nicht abstreiten, dass Pungent Stench somit auch einen pädagogischen Wert haben 😉 Der Song ansich bricht sich mit ungeheurer Brutalität seine Bahnen zum Großhirn. Fette Riffs, astreines Geröchel und nette Geräuscheinspielungen, machen diese Nummer zu meinem Favoriten dieses, bei allem Gerumpel, genialen Death Metal Albums.
    Eines ist beim Genuss dieser Platte besonders wichtig und fördert zudem den Hörspaß. Man darf die Band ruhig ersnt nehmen, denn sie haben grossartige Platten veröffentlicht, dies gilt jedoch natürlich nicht für die Texte. Aber das zählt wohl für einige Bands dieses Genres^^

    Pungent Stench – Shrunken And Mummified Bitch
    http://www.youtube.com/watch?v=bhBJD65G9nQ

    Pungent Stench – Games Of Humiliation
    http://www.youtube.com/watch?v=Bej7huIekNk

    Pungent Stench – Brainpain Blues
    http://www.youtube.com/watch?v=QUV8N3Z_DFI

    Pungent Stench – Splatterday Night Fever
    http://www.youtube.com/watch?v=gYNOHRi-b0M

    #5205571  | PERMALINK

    tonitasten

    Registriert seit: 13.08.2011

    Beiträge: 1,998

    Jau, Pungent Stench sind irgendwie ganz witzig (bin mal auf die restliche Review weiter gespannt). Müsste ich mir bei gegebener Stimmung mal wieder anhören.

    Ich hab hier grad eine Tom Waits- Review zu Bone Machine rumliegen, die ich nachher mal hier ins Forum posten werde.

    --

    #5205573  | PERMALINK

    Saro

    Registriert seit: 13.10.2010

    Beiträge: 7,079

    tonitastenJau, Pungent Stench sind irgendwie ganz witzig (bin mal auf die restliche Review weiter gespannt). Müsste ich mir bei gegebener Stimmung mal wieder anhören.

    Ich hab hier grad eine Tom Waits- Review zu Bone Machine rumliegen, die ich nachher mal hier ins Forum posten werde.

    so, fertig 🙂

    Jo, ich bin momentan in dieser Stimmung und krame die letzten Tage so einige DM-Perlen aus^^. Unabhängig davon gehört dieses Album und das Dismember-Debüt zu den DM-Scheibchen, die ich mir immer wieder gerne anhöre.

    #5205575  | PERMALINK

    Infernal Overkiller

    Registriert seit: 22.03.2007

    Beiträge: 5,365

    Ja, ist ein geiles Brett, hab ich auf Kassette. Ich mag auch am meisten die Abgedrehtheit und Abwechslung. Da gehts von ultra asigen Polterparts in funkige Jazzeinlagen über und zwischendrin immer diese geilen, ich nenn sie „Dachrinnensounds“ eingebaut. Dieses ding ding ding ding ding eben.

    Muss ich mal wieder anhören, fast in Vergessenheit geraten. Da kommt das Review nur gelegen, ansonsten kann ich dir mal wieder nur zustimmen und wie immer toll gegliedert und geschrieben.

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