Home › Foren › METAL HAMMER’s Ballroom › Meetingpoint › User vs User › "If I show you the pain, will you show me the purity / If i show you the scars, will you show me yours"
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Ich muss dazu noch anmerken, dass „Eliogabalus“ das vermutlich aufgeräumteste und zugänglichste Lied von Devil Doll ist und die Band sich da für die einzelnen Parts wohl vergleichsweise noch am meisten Zeit nimmt. Ein Werbebranche-Heini würde mich ohrfeigen für die Aussage.
Das Erste, was mir zu The Mount Fuji Doomjazz Corporation – Untitled 1 einfällt, ist die Frage, was du dir bitteschön dabei gedacht hast, das Stück den Sampler eröffnen zu lassen. „Nur die Harten kommen in den Garten“? Das Stück hat für mich nichts auch nur annähernd Einladendes, was es für die Openerposition qualifizieren könnte. Aber naja, warum einfach, wenn es auch kompliziert geht (ich habe so das Gefühl, dass das Phrasenschwein zum Bersten voll sein wird, wenn ich mit den ersten fünf Songs durch bin…). Nachdem ein zwielichtiger Mensch den Albumtitel angesagt hat („Doomjazz Future Corpses“), erfüllt zunächst kaum mehr als ein tiefes, durchdringendes Vibrieren den Raum, das ein bisschen so klingt wie das mühsame Öffnen von schweren Stahltüren in einem riesigen, (scheinbar?) verlassenen Industriekomplex. Es ist furchteinflößend, aber noch relativ formlos. Interessanter wird’s, wenn man sich aus dem Tieffrequenzbereich heraustraut, die Posaune (?) anschwellende und wieder vergehende Formen bilden und an Walgesänge aus den Vororten der Hölle erinnern darf, allgemein mehr Effekthascherei hinzukommt und das Stück davon zwar nicht greif-, aber zumindest erkennbarer wird. Da erinnert es mich auch einerseits ein wenig an Lustmord (das hier ist allerdings nicht so entfernt und verwaschen), andererseits an Sunn O))) – Alice, welches aber ein paar Jahre später erschienen ist, soweit ich weiß. Es ist eigentlich sehr filigran arrangiert, vor Dark Ambient-/Drone-/Noise-Geschichten, denen man die dahinterstehende Verbissenheit und Anstrengung anmerkt, habe ich großen Respekt. Das Ende gerät recht abrupt und verwirrend und bestätigt nochmal den Fragmentcharakter des Stücks.
Eigentlich hat mir „Untitled 1“ ja schon gut gefallen, an diesem Urteil nagen aber immer noch Zweifel. Erstens ergibt das Stück im Samplerzusammenhang nur bedingt Sinn – das ist so, als würde man einen Ausschnitt von „Un Homme Qui Dort“ auf den MTV Movie Awards zeigen. Zweitens fand ich es über Kopfhörer und mit entsprechender Lautstärke zwar schon recht beeindruckend, habe aber das Gefühl, dass es ohne diese Umstände nicht wirklich funktionieren würde, und will meine Meinung davon auch eigentlich nicht abhänngig machen (ja, „Weighing Souls With Sand“ ist immer noch das zweitbeste Album aller Zeiten). Unentschlossene, aber wohlwollende sieben von zehn Ölkannen für die Türen.In den ersten paar Sekunden von Weekend – Youth Haunts will ich einfach nur, dass das Stück aufhört, und fühle mich in etwa so wie der Kopf auf dem Cover von Butthole Surfers – Electric Larryland. Das Rauschen ist tief genug, um nicht nur von Fledermäusen gehört zu werden, und hoch genug, um nicht mehr aushaltbar zu sein. Es zieht sich zum Glück nicht durch den ganzen Song, ist aber immer dann zur Stelle, wenn ich mich zu sicher fühle. Die Musik innendrin ist eine nette und trendy Mischung aus Neo-Post-Punk und Shoegaze mit ebendieser Vorsilbe, die Drums wummern körperlos vor sich hin, die Gitarre klingt nach Bass (oder andersrum, haha :-X), der Gesang ist so vööööllig loosgehelööst voon deer Eeerde wie Peter Shillings „Major Tom“. Da hängt der Sänger nun im luftleeren Raum mit einem Luftschlauchdings (hätten wir doch nur Astronauten im Forum…) an der Rakete befestigt wie ein Fötus an der Nabelschnur und macht irgendwelche Wartungsarbeiten. Gooo oooooooon… Das alles erinnert mich nicht nur ein bisschen an A Place To Bury Strangers, diese haben jedoch erstens noch die Füße auf dem Boden der Tatsachen, klingen zweitens nochmal deutlich komprimierter und haben vor allem deutlich mehr Sexappeal. Wobei mich das Fehlen von Sexappeal bei Weekend nicht so stört, wie es den Anschein haben mag. Zum Ende hin überlegt die Band sich noch was Feines: völlig unvorhergesehen und wissenschaftlich unerklärlich, explodiert mal eben die gesamte Galaxie, alles ist blendend hell, der Drummer drischt auf die Felle ein, als ob sein Leben davon abhinge. Das klingt in dem Zusammenhang ein bisschen out of place, ist aber definitiv unterhaltsam. Acht von zehn Tuben mit Astronautennahrung.
Bei The Kilimanjaro Darkjazz Ensemble habe ich mir gleich nach dem Lesen der Sampler-Tracklist gedacht, dass die sich wunderbar dazu eignen, um mit The Mount Fuji Doomjazz Corporation verwechselt zu werden. Umso mehr hat es meine confuzzledness dann noch gestützt, zu erfahren, dass hinter beiden Bands teilweise dieselben Leute stehen. Was die Musik angeht, sind die Ähnlichkeiten jedoch ziemlich überschaubar. Parallelen zwischen „Untitled 1“ und „Pearls for Swine“ könnte man höchstens darin sehen, dass beide Stücke ironischerweise nichts mit Jazz zu tun haben (bei „Pearls for Swine“ haben wir es mit Nachtschwärmerelectro zu tun), und in der Düsternis der vermittelten Stimmung – wobei die Düsternis von The Kilimanjaro Darkjazz Ensemble eine gänzlich andere ist. Es ist eine deutlich bewegtere Düsternis, eine in Großstadtstraßen und unter den argwöhnischen Blicken von im Schatten verborgenen Unbekannten stattfindende Düsternis, die aufgrund des Leitmotivs des Stücks, welches schön ist, aber Misstrauen schürt, durchaus einen modernen Film Noir untermalen könnte. Gut drei Minuten ist alles noch ziemlich im Nebel verborgen, danach reißen einen ein knarzender Beat und ein kleiner Breakbeat(?)-Kugelhagel kurzzeitig aus den Gedanken. Das Ende klingt, als hätte man den Hauptprotagonisten bei der Schießerei verwundet, er sie aber mit vergleichsweise geringem Schaden überstanden hätte. Acht von zehn Kugeln im Bein, werde mich da (auch dank des schönen Stücks, das im Songbewertungsthread gepostet wurde) mal ranheften.
Murmansk – Sumac ist das erste und einzige Stück des ersten Sampler-Fünferpacks, bei dem ich Kopfhörer nicht als nötig oder auch nur wünschenswert erachte, damit es funktioniert. Das ist aber nicht schlimm und soll nur heißen, dass der Song bei mir einen ziemlich starken Bewegungsdrang auslöst. Vor allem beim Anfang spielt man noch mit quietschenden Rückkopplungen herum, der Garagenlärm ist dabei aber nur Verzierung und nicht Grundlage des Alternative Rocks von Murmansk. Es ist eigentich eine Art von Musik, die in den letzten paar Jahren wohl ziemlich aus der Mode gekommen ist, was ich angesichts von „Sumac“ aber direkt mal ziemlich schade finde; es ist eine beachtliche Grundhärte dabei, man will sich vor allem in dem Bereich keine Blöße geben und nimmt lieber zu viel als zu wenig, andererseits ist es aber auf eine Weise catchy, die auch und vor allem jenseits der Indienerd-Nische Anklang findet/finden sollte. Bands, die so klingen, dabei aber nicht halb so viel Charme versprühen, gibt es vermutlich wie Sand am Meer, mir fällt aber peinlicherweise kein einziger Bandname mehr ein. Murmansk machen es insofern besser, als dass die Refrainmelodie schlichtweg unwiderstehlich ist und sie trotz allem eine – ich hasse das Wort, habe aber momentan auf kein besseres Zugriff – authentische Wut und Gefahr ausstrahlen und den an einen Stuhl gefesselten und geknebelten Hörer keine Sekunde daran zweifeln lassen, dass sie die leeren Weinflaschen, die sie gerade in den Händen halten, auch benutzen werden. Dabei vermittelt nicht nur die Instrumentalfraktion ein ordentliches Maß an Aggression, auch und vor allem die völlig entfesselte Sängerin macht einiges her. Nach dem ersten Durchlauf klang sie für mein Ohr dabei so sehr nach Kim Gordon, dass ich den gesamten Song an dieser zu großen Ähnlichkeit scheitern sah, mittlerweile weiß ich aber fast wieder nicht mehr, wie ich auf den Vergleich kam.
Mit jedem Hördurchgang ist mir „Sumac“ mehr ans Herz gewachsen, mittlerweile würde ich den Song wohl fast schon als „Hit“ deines Samplers bezeichnen. Achteinhalb von zehn ausgeschlagenen Zähnen.Bei The Austrasian Goat – From Mérovée stecke ich die Kopfhörer aber wieder rein, denn diese Art von Musik – Ambient Black Metal mit leichter Funeral Doom-/Drone-Schlagseite – kann ich mittlerweile anders gar nicht mehr hören (Apropos: Mensch, wieso habe ich eigentlich in letzter Minute Paysage d’Hiver – Welt aus Eis vom Sampler gekickt…die klingen allerdings nicht nach The Austrasian Goat, nur damit wir uns richtig verstehen). Diese größtmögliche Nähe zum Klang ist allerdings auch nötig, um seine volle atmosphärische Weite erfassen zu können; einerseits weil er zunächst sonderbar gedämpft und leise ist, andererseits weil sich gerade dadurch ein ganz besonderes Feeling ergibt. Es fühlt sich so an, als ginge man seit Stunden durch ein verschneites Feld (mit Kleidung, in der man normalerweise fünf Tage Pauschalurlaub in Rom machen würde oder so), die Schmerzen gehen in einen Zustand der nahenden Ohnmacht und Betäubung über. Der Klang ist weich und kalt wie Schnee. Sobald es aber lauter wird, gerät das Stück in gefährliche Nähe zu recht standardisiertem Depressive Suicidal Black Metal-Kram, zwar ohne die Grenze zu übertreten, aber beim ersten Durchlauf hatte ich noch Angst, dass es das tun würde. Ansonsten ist das Ganze aber ziemlich gut gemacht. Vordergründig variationsfrei schleppt es sich über seine Länge von sechs Minuten hinweg, aber für Songs wie „From Mérovée“ wurden Kopfhörer wohl erfunden; irgendwann kommen im Hintergrund Keyboard-Akzente hinzu, die Leadgitarre löst sich sehr zaghaft vom Monotoniediktat, das Drumming klingt mit seinem weiten, tiefen Hall bedeutungsschwanger, todesgewiss und tonnenschwer. Zusammen ergibt das eine fatalistische Dramatik, die mir mit jedem Durchgang besser gefällt. Nur ein bisschen zu kurz ist es geraten, da wäre noch Raum für Entwicklung gewesen. Trotzdem acht von zehn Frostbeulen.
Angeregt durch „Major Tom“ könnte ich mich jetzt stundenlang durch 80er-Chartspop-Videos wühlen, im Zimmer herumtanzen und mich des Lebens erfreuen, dabei jedoch ein schlechtes Gewissen haben, weil ich mich nicht stattdessen einer halbwegs sinnvollen Tätigkeit widme oder wenigstens schlafe. Mache ich aber nicht.
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trying to leave [COLOR=#808080]a mark more permanent than myself[/COLOR]Highlights von metal-hammer.dewow, sehr, ja irgendwie rührende formulierungen. da hüpft mein herz glatt vor freude mit welcher liebe und intensität du meine musik wahrnimmst :haha: da tut es mir ja schon fast leid dass ich the mount fuji doomjazz quartett direkt an den anfang gesetzt habe. wobei: ich war’s ja nicht, der zufall war’s! 😉 hatte mir dann auch noch gedacht ob es nicht vielleicht besser wär vom zufallsprinzip abzuweichen und den song wo anders hinzusetzen, aber irgendwie hatte dieser song mitsamt seiner uneinladsamkeit (das wort gibt es hundertpro nicht!) als opener schon etwas, deshalb hab ich’s dabei belassen. nächstes mal mach ich aber wieder eine „sinnvolle“ und durchdachte strukturierung des samplers – i promise 😉
noch kurz zu the austrasian goat: wenn dir der song zu kurz war, dann hör dir das ganze album an. der song erfüllt sein volles potenzial auch erst auf albumlänge, und glücklicherweise ist der rest des albums ebenso ruhig-aufbauend und düster. definitiv eines der spannendsten alben aus der ecke welches ich seit langem gehört habe!
zu murmansk, the mount fuji doomjazz quartett, the kilimanjaro darkjazz ensemble und nicht zuletzt weekend: hör dir auch hier gerne den rest der entsprechenden alben an! murmansk im speziellen werden auf platte zwar hin und wieder auch etwas ruhiger, aber auch in diese songs (vor allem in „paper dust“) habe ich mich mit der zeit ziemlich verliebt!
zum „kilimanaro darkjazz ensemble“: ich habe die tage das album „here be dragons“ sehr intnsiv gehört.. super! auch die weiblichen vocals gefallen mir ausgesprochen gut! (und das bei mir…)
Ilowow, sehr, ja irgendwie rührende formulierungen. da hüpft mein herz glatt vor freude mit welcher liebe und intensität du meine musik wahrnimmst :haha:
:haha: Ich habe aber auch seit Jahren kaum Besseres zu tun.
Werde mir einige der Bands demnächst auch mal auf Albumlänge anhören, Interesse ist jedenfalls schonmal geweckt.
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trying to leave [COLOR=#808080]a mark more permanent than myself[/COLOR]nachdem ich den stress der letzten tage überwinden konnte habe ich endlich zeit auch mal über die nächsten 5 songs palez‘ sampler zu schreiben:
ich kenne (und mag!) zwar the velvet underground, habe es aber erstaunlicherweise irgendwie geschafft sie stets ohne nico zu ohren zu bekommen (dabei soll ja das debüt mit ihr am mikro sooo gut sein; du wirst es mir nach diesem einschub sicher auch wieder empfehlen). jetzt also mal nico – und dann auch noch solo! wobei: man merkt, dass sie für the velvet underground gesungen hat, denn obgleich der sound grundsätzlich schon ziemlich anders ist ist doch die leicht avantgardische und spezielle ausrichtung bei „evening of light“ geblieben. nico singt in zunächst völlig neben der spur laufender art über ein sich durch den ganzen song ziehendes akustik-gitarren-geplätscher in der immer selben melodie, während sich mit der zeit immer mehr wüste sounds dazu gesellen. das resultat: ein völlig sperriges gesamtbild, welches zunächst so wirkt als wolle es mehr kunst als musik sein (was man nico hier sicher auch zu recht ankreiden kann). da ich aber nichts gegen kunst habe und der song durchaus etwas in mir auslöst wär ich auf jeden fall gespannt wie der rest des albums zum song so klingt, und ob das dann alles auch mehr sinn für mich ergibt. grundsätzlich aber ein durchaus positiver erster eindruck!
tori amos (die ich bisher nur vom namen kannte) erinnert mich in den ersten sekunden von „cruel“ an tricky auf „maxinquaye“, was wohl der (schönen!) weiblichen stimme geschuldet ist. was fällt sonst noch so auf? ein durchaus poppiger grundtenor, das heißt der song geht super leicht ins ohr und hat einen markanten refrain. zudem hat auch all das was musikalisch um tori amos‘ stimme passiert etwas; der „beat“ (ich nenn ihn jetzt einfach mal so) hat schön wucht und wird von stimmungsvollen sounds und ebenso stimmungsvoller percussion (oder so) begleitet. um mich kurz zu fassen: was so faszinierend an „cruel“ ist ist die tatsache, dass der song trotz seiner kompaktheit so viel liebe zum detail offenbart und all das ein so einheitliches und zueinander passendes musikalisches gesamtbild ergibt, welches durchaus eine gewisse atmosphäre besitzt. bis jetzt eines der besten songs des samplers!
auch der nächste song wird von weiblichen stimmbändern angeführt. the gathering sind in diesem fall kein sammelkartenspiel, sondern eine band, die…hmn, stimmt, wo ordnet man sowas ein? gitarren gibt’s zwar, machen sich aber bei „amity“ derartig rar (beziehungsweise verhalten sich sehr stark im hintergrund) dass selbst das grobe schlagwort „rock“ schon zu viel des guten wäre, während für die noch viel grobere schublade „pop“ der sound auf irgendeine art zu progressiv ist. abseits solcher unnötiger einordnungsversuche stehen bei „amity“ vor allem gesang, schlagzeug und vor allem synthies im vordergrund, wodurch sich ein gewisses sphärisches klangbild ergibt. und das weiß – vor allem durch eine gewissen catchyness – durchaus zu überzeugen.
etwas klarer einzuordnen sind da schon the comsat angels. ihr sound ist sowohl instrumental (dieser markant im vordergrund stehende bass, diese beschwörenden, hallenden drums!) als auch in sachen atmosphäre (dieses hypnotische, nebelhafte!) dem 80er jahre post-punk/new wave zuzuordnen. und auf sowas steh ich natürlich total! schön auch, dass der song mit jedem hördurchgang mehr und mehr wächst. da frag ich doch mal direkt an dich, palez: taugt der rest von der band ebenso? was muss ich haben? :haha:
abschließend ein netter witz: ein song, der „intro“ heißt, aber 16 minuten lang geht! die rede ist von einem song mit den zusatz „dead but dreaming“ von fields of the nephilim, welche obendrein auch noch eine live-aufnahme zu sein scheint. stimmlich fühl ich mich da an eine etwas gothischere version von ian curtis, die synthies versprühen ein gewisses 80er jahre feeling (wahrscheinlich ist das auch die zeit, in der der song geschrieben erschien) und grundsätzlich ist die grundausrichtung – wer hätte das bei einer spieldauer von 16 minuten gedacht – recht progressiv. schön: die atmosphärischen, wenn auch sich nicht in den vordergrund rückenden gitarren. aber auch grundsätzlich eine instrumentale arbeit, welche sich eher etwas zurücknimmt und mit so etwas wie „hörbarer stille“ (keine ahnung ob du verstehst, was ich damit sagen möchte ;-)) über die 16 minuten hinweg eine gewisse stimmung erzeugt. nur hin und wieder machen sich die ein- oder anderen netten details wie kleine versiertheiten im drum- und solospiel bemerkbar, und später nimmt der song tatsächlich noch etwas fahrt auf. was bleibt da letztendlich? eine nette, mit geschick arrangierte komposition mit viel liebe zum detail. kann man sich auf jeden fall anhören!
Läuft ja ganz gut bisher. 🙂
Iloich kenne (und mag!) zwar the velvet underground, habe es aber erstaunlicherweise irgendwie geschafft sie stets ohne nico zu ohren zu bekommen (dabei soll ja das debüt mit ihr am mikro sooo gut sein; du wirst es mir nach diesem einschub sicher auch wieder empfehlen).
:haha: Ich bin so berechenbar. Jaja.
Ilonico singt in zunächst völlig neben der spur laufender art über ein sich durch den ganzen song ziehendes akustik-gitarren-geplätscher in der immer selben melodie, während sich mit der zeit immer mehr wüste sounds dazu gesellen.
Spinett. Ich bin ja sonst nicht so kleinlich, aber hier ist es mir wichtig, klarzustellen, dass die Instrumentierung von „The Marble Index“ nichts mit herkömmlichen Rock- und Pop-Standards zu tun hat.
Ilodas resultat: ein völlig sperriges gesamtbild, welches zunächst so wirkt als wolle es mehr kunst als musik sein (was man nico hier sicher auch zu recht ankreiden kann). da ich aber nichts gegen kunst habe und der song durchaus etwas in mir auslöst wär ich auf jeden fall gespannt wie der rest des albums zum song so klingt, und ob das dann alles auch mehr sinn für mich ergibt. grundsätzlich aber ein durchaus positiver erster eindruck!
Das wage ich mal zu bezweifeln, denn ich kann nicht wirklich behaupten, dass das bei mir der Fall ist. Das Album bleibt für mich nicht erfassbar, was allerdings ein stückweit auch in der Natur der vermittelten Stimmung liegt.
Iloetwas klarer einzuordnen sind da schon the comsat angels. […] da frag ich doch mal direkt an dich, palez: taugt der rest von der band ebenso? was muss ich haben? :haha:
Alles, was ich außer „Sleep No More“ von der Band gehört habe, ist für mich nette, aber nicht weiter auffällige Sparten-Standardkost. Blöderweise ist alles (oder zumindest alles Relevante) von TCA nur noch zu astronomischen Preisen erhältlich, da wären mal ordentliche Re-Releases fällig. Wobei…eben jenes „Sleep No More“ sehe ich gerade bei Amazon Marketplace für relativ kleines Geld auf Vinyl, da hast du mir was voraus.
Naja, über alles, was man über die Band wissen muss, werde ich ja demnächst eine kurze Geschichte schreiben *Werbetrommel rühr*@Thread :haha:.Iloabschließend ein netter witz: ein song, der „intro“ heißt, aber 16 minuten lang geht! die rede ist von einem song mit den zusatz „dead but dreaming“ von fields of the nephilim, welche obendrein auch noch eine live-aufnahme zu sein scheint. stimmlich fühl ich mich da an eine etwas gothischere version von ian curtis, die synthies versprühen ein gewisses 80er jahre feeling (wahrscheinlich ist das auch die zeit, in der der song geschrieben erschien) und grundsätzlich ist die grundausrichtung – wer hätte das bei einer spieldauer von 16 minuten gedacht – recht progressiv.
Okay, da besteht mal wieder Erklärungsbedarf ^^. Da habe ich gewissermaßen geschummelt, denn dies sind die ersten drei Stücke (+ Intro) von „Elizium“, das übrigens 1990 erschien.
Ich muss zugeben, es fällt mir nicht leicht, über Hildur Guðnadóttir – Erupting Light etwas zu schreiben. Das Stück ist kurz und verhältnismäßig minimalistisch und zeigt mit seinem durchgehenden Cellomotiv eher ein eingefangenes Stimmungsbild, als eine kohärente Geschichte zu erzählen. Gewissermaßen könnte ich es mir gut als Filmmusik vorstellen, vor meinem inneren Auge entstehen aber nur einzelne, zusammenhangslose, aber stark nachwirkende Szenen, kein Plot. Schnelle Schnitte, grau in grau, aschfahle Gesichter unterdrücken ihre Fassungslosigkeit. Der Klang des Cellos ist unbearbeitet, hölzern und kratzig; ja, in etwa so wünsche ich mir das. Schwer greifbar, keine Musik, zu der mir sonderlich viel einfällt. Aber kraftvoll, ernst und traurig und definitiv toll. Achteinhalb von zehn Splittern im Finger.
Jetzt kommt wieder so eine Stelle, an der man dem Sampler die Willkürlichkeit seiner Zusammenstellung anmerkt – nach Hildur Guðnadóttirs modernem Klassik-Zeugs kommt nun irgendetwas mutmaßlich (eigentlich tatsächlich nur mutmaßlich) Anstrengendes mit Stromgitarren. Ganz am Anfang, wenn auch bei weitem nicht nur da, haben die Gitarren von Nesseria – Le Quatrieme Age diesen speziellen Effekt…zerrend, sowohl dissonant als auch in sich harmonisch. Dafür gibt es bestimmt einen eigenen Begriff im Musiker-Jargon, davon habe ich allerdings keine Ahnung. In der Sparte – nehmen wir einfach mal an, es sei düsterer, moderner Hardcore – ein durchaus häufig verwendetes Stilmittel, wie mir scheint, Nesseria setzen es aber ausgiebiger, tragender und exzessiver ein. Wenn das Stück nach rund 1:20 Minuten dräuender Vorahnungen die Handbremse löst, bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob die Bezeichnung „düsterer, moderner Hardcore“ überhaupt noch passt, denn das klingt in seinem schwarzen, verkohlten Herzen doch ziemlich metallisch. Moderner, düsterer Hardcore und moderner, düsterer Metal haben ihr jeweils eigenes Verständnis von Weltuntergangspathos, was bei Hardcore so, wie ich das bisher mitbekommen habe, eher Richtung persönlicher Apokalypse tendiert und bei Metal größere und anonymere Menschenmengen umfasst. Das Gitarrenspiel drängt Nesseria dabei verstärkt in die Metal-Richtung, es ist sturzbachartig niederreißend, klingt nach herabhagelnden Feuerklupen und sich öffnendem Erdboden und erinnert mich sogar ein wenig an einige neuere Black Metal-Produktionen. Der hysterische Ton des Schreihalses verweist dann aber doch auf den eigentlichen (?) Ursprung der Band. Interessantes Mischungsverhältnis, behalte ich mal im Auge. Acht von zehn glühenden Steinen.
Auch dann, wenn man nicht jede Woche um fünf Uhr morgens in Erwartung des neuen Denovali-Newsletters sein E-Mail-Postfach checkt, kam man dieses Jahr an Bersarin Quartett, das seltsamerweise ein Soloprojekt eines Musikers namens Thomas Bücker ist, nicht vorbei. Auf „Und die Welt steht still“ war ich insofern, denn ich habe mir im Zuge des Hypes schon einiges von dem Herrn angehört, durchaus gespannt und stellte an das Stück vergleichsweise hohe Erwartungen. Oberflächlich ist es ziemlich überschaubar, besteht es doch offenbar aus nicht viel mehr als einem Loop einer beklommen-traurigen Melodie, die mal von einem Streicherensemble, mal von elektronischen Klangflächen getragen wird, und einem nebligen, umhüllenden Ambient-Schleier. Die eigentliche und offensichtlichste Stärke von Bersarin Quartett liegt im Generieren einer fast greifbaren Atmosphäre. Vor meinem inneren Auge entstehen Bilder voller Architekturkunst und Eleganz, aber auch der totalen Abwesenheit von menschlichem Leben. Es fühlt sich so an, als würde man allein am zweiten Weihnachtstag durch den Schneematsch in der Fußgängerzone der Innenstadt tappen, die Spiegelungen seiner Erscheinung in den leeren Schaufenstern sehen und mit jedem weiteren Quadratmeter, den man überblickt, stärker die absolute Abwesenheit der normalerweise in dieser Gegend flanierenden Passanten spüren. Die Einkaufspassangen wirken so auf einmal wie ausgestorben und überwältigend trostlos. Jedem, der eine Ahnung vom Konzept hinter Einsamkeit und Isolation bekommen möchte, kann ich nur empfehlen, sich dieser Situation mal auszusetzen. Ach ja, wo waren wir noch gleich…genau, bei Musik. Es ist faszinierend, wie Bersarin Quartett vom Ausgangspunkt der Leere und des Stillstandes seinem Stück ein so großes Maß an Spannung, Variation und sogar eine dramaturgische Entwicklung abnötigt. Dies geschieht dabei einzig auf Grundlage von ab- und zunehmender Klangdichte und Lautstärke und ohne erkennbares Rhythmusinstrument, was mir bei Ambient sonst oft Probleme bereitet, mich hier aber absolut nicht stört. Tolle Sache, wirkt auf Albumlänge bestimmt hervorragend. Achteinhalb von zehn verschlossenen Boutiquentüren.
He, gerade eben waren wir doch beim Unterschied von Hardcore-Weltuntergangspathos und Metal-Weltuntergangspathos…da kommt es mir gerade recht, mit Rise and Fall – In Circles ein gutes Beispiel für den erstgenannten Fall zu haben. Das Pathos von Rise and Fall ist working-class im durchaus positiven Sinne, ist ein Pathos der rissigen, verwahrlosten Plattenbauhäuser und der ebenso rissigen, verwahrlosten Gesichter ihrer Bewohner, ein Pathos des Staubes, der sich in den Rissen angesammelt hat. Ein Pathos der hervortretenden Handknöchel, der zermürbten Blicke aus tiefen Augenhöhlen und der grobkörnigen, monochromen Photographien mit scharfen Kontrasten, aber auch ein Pathos der stillen, heimlichen, ewigen Hoffnung. Der mit heiserer, sichtlich beanspruchter Schreistimme vorgetragene Appell an mothers, fathers, sisters, brothers passt da durchaus ins Bild. Sehr markant ist vor allem das durch die Produktion von Kurt Ballou bestens zur Geltung kommende Gitarrenspiel. Mit einem ständigen rhythmischen Trommelfeuer im Rücken, das immer kurz vor dem finalen Ausbruch steht, ohne über die Schwelle zu treten, spielt man da eine recht einprägsame Tonfolge, die vor allem durch ihren Klang besticht. Er ist hohl und laut, als würden Hagelklumpen von lebensbedrohlicher Größe unablässig auf das Dach einer wackeligen, alten Wellblechhütte prasseln. Die ständige, sehr hohe innere Anspannung macht den Song beim ersten Mal noch etwas sperrig, aber mit jedem Mal besser. Ein bisschen wie Modern Life is War minus Optimismus, auf jeden Fall wieder etwas, womit ich mich intensiver beschäftigen muss. Achteinhalb von zehn tiefen Stirnfurchen.
Ich bin gerade wieder sensationell müde und gedanklich schon längst in meine Decke eingerollt, Firekites schaffen da mit „Autumn Story“ allerdings nur bedingt Abhilfe, denn als schallende akustische Ohrfeige darf man den Song nun nicht gerade bezeichnen. Da dies mein letzter Kommentar für heute sein soll, ist das vielleicht aber auch ganz gut so. Das musikalische Grundgerüst ist unaufgeregt und einfach, wenn nicht akustisch, so doch auch nicht verzerrt. Willenlos und fast aus Versehen gleitet der Song nach der Hälfte der Spielzeit kurz in einen verspult-schwebenden Dream Pop-Part, fast schöner ist er aber dann, wenn seine Füße noch die Bodenhaftung behalten. Wenn instrumental so demonstrativ wenig passiert, man aber dennoch ein Gefühl der Gemütlichkeit und Entspannung erzeugen möchte, muss das vor allem die Person hinter dem Mikro übernehmen, und da haben Firekites mit ihrer Chanteuse druchaus Glück gehabt. In ihrem leicht sonoren Ton liegt eine aufreizende zwölf-Uhr-mittags-frisch-aus-dem-Bett-Schläfrigkeit und viel, wenn auch unaufdringlicher, Sexappeal. Das ist in etwa die Stimme, die ich hören möchte, wenn ich an einem warmen, wolkenlosen Frühlingssonntag in einer kleinen Waldhütte aufwache und mir halbmotiviert die Augen reibe, während die Frau, der diese Stimme gehört, im Zimmer nebenan gerade Kaffee macht. Aber bevor ich dem Aufwachen noch weitere Gedanken widmen kann, müsste ich mich erst einmal um das Einschlafen kümmern. Joah, sehr schön. Achteinhalb von zehn Betten im Kornfeld. Irgendwie habe ich das Gefühl, bewertungstechnisch ziemlich zu stagnieren, aber ist ja nicht meine Schuld, wenn sich die Highlights deines Samplers in der Mitte häufen.
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trying to leave [COLOR=#808080]a mark more permanent than myself[/COLOR]palezLäuft ja ganz gut bisher. 🙂
beruht wohl auf gegenseitigkeit! 😉
palezAlles, was ich außer „Sleep No More“ von der Band gehört habe, ist für mich nette, aber nicht weiter auffällige Sparten-Standardkost.
für doofies wie mich: also „sleep no more“ zulegen, gell? 🙂
palezIch muss zugeben, es fällt mir nicht leicht, über Hildur Guðnadóttir – Erupting Light etwas zu schreiben. Das Stück ist kurz und verhältnismäßig minimalistisch und zeigt mit seinem durchgehenden Cellomotiv eher ein eingefangenes Stimmungsbild, als eine kohärente Geschichte zu erzählen.
ist auf albumlänge nicht groß anders. das album besteht aus momentaufnahmen, die einen aneinander gereiht aber ziemlich in der musik versenken lassen.
palezTolle Sache, [„bersarin quartett“] wirkt auf Albumlänge bestimmt hervorragend.
in der tat! wobei gesagt werden sollte, dass nicht jeder song derartig verlassen wirkt – „die welt steht still“ ist sowas wie der absolute nullpunkt des albums. in seiner gänze kommt aber gerade dadurch „und die welt steht still“ ganz besonders gut. hier aber mal ein beispiel für einen etwas unminimalistischeren song:
http://www.youtube.com/watch?v=nFNZAmS-3xQ
palezDas ist [bei firekites] in etwa die Stimme, die ich hören möchte, wenn ich an einem warmen, wolkenlosen Frühlingssonntag in einer kleinen Waldhütte aufwache und mir halbmotiviert die Augen reibe, während die Frau, der diese Stimme gehört, im Zimmer nebenan gerade Kaffee macht.
…wobei dazu gesagt werden sollte, dass bei firekites auch eine männliche stimme mit am bord ist. macht aber nichts, denn „the bowery“ ist trotzdem (oder gerade deswegen) absolut zum verlieben. lockere, einfache und eingängige songs mit einem gewissen hang zur verträumtheit die es schaffen, einen (oder halt mich) mal richtig zu berühren. wie gesagt: absolut zu empfehlen! hatte das album von meiner ex und war echt überrascht was für ein juwehl sie mir damit geschenkt hat. nach all dem was in dieser beziehung schief gelaufen ist ist es schön dieses album noch mitgenommen haben zu können.. aber ich glaube ich drifte hier zu sehr in persönliche assoziationen mit der platte ab, hehe. aber vielleicht wirst du ja auch mal viel persönliches mit der platte verbinden können. was ich sagen will ist: sie hat auf jeden fall das potenzial dazu 🙂
ich glaube ich sollte auch mal schlafen. gerade meine letzten sätze sind ja mal wirr ohne ende, hehe
*Ilo Post-It, auf dem „‚Sleep No More‘ besorgen!“ steht, auf die Stirn kleb*
Der andere Sng von Bersarin Quartett klingt auch nett. 🙂
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trying to leave [COLOR=#808080]a mark more permanent than myself[/COLOR]So, mit den folgenden Reh-Wüüs habe ich unser kleines Battle zumindest meinerseits beendet und quasi „gewonnen“, fairerweise muss ich dazu aber auch anmerken, dass mein Sampler ja 42 mal so lang war wie deiner…deiner hatte allerdings einen Song mehr. Schade bloß, dass die obligatorische Anzahl von irgendwelchen Sachen am Ende eines Kommentars hier teilweise nicht mehr so hoch sein wird wie vorher, was mir aber wahrscheinlich mehr Leid tut als dir.
Wenn ich alle Songs in einem Rutsch bewertet hätte, hätte ich dir den auffallenden Kontrast zwischen Firekites und Young Widows an den Kopf geworfen (ja, gut, das hatten wir eigentlich schon geklärt), da zwischen den beiden Review-Päckchen allerdings eine mehrtägige Pause liegt, habe ich schon wieder keinen Aufhänger. Die Band irgendwie auch nicht, denn der Einstieg gerät mit ein paar Gitarren-Fingerübungen und einem Anfang von vorne ebenso planlos wie mein Geschreibsel. Nach schnell überwundener Verwirrung legt „Delay Your Pressure“ aber mal ordentlich los; geboten wird irgendwie sowas Ähnliches wie Hardcore, schwarzgestrichen und von der Sorte, der man nicht unbedingt in einer dunklen Seitengasse begegnen möchte. Auf der Suche nach Referenzen kommt man dabei allerdings recht schnell im Albini-beherrschten Noise Rock der späten 80er und frühen 90er an, vor allem der Gitarrensound und sein gelegentliches stählernes Aufleuchten und Funkensprühen an Stellen, an denen man es nicht erwartet, ist zum Teil schon eine Respektserweisung an Big Black. Allgemein finde ich den Sound irgendwie völlig faszinierend, da er gleichzeitig unbearbeitet und nach Garage und nach ausrangierter Maschinenhalle klingt. Der Drummer spielt starrköpfig, nimmt ab ca. der Hälfte das Tempo raus und verschleppt den Song in seltsame Gefilde. Die Hardcore-Kante kommt vor allem durch den stiernackigen Bellgesang zwischen Page Hamilton und Henry Rollins, der mir hier nicht so ganz in den Kram passt. Vermutlich fände ich die Musik ein bisschen besser, wenn sich die Sängerin von Murmansk (oder der Sänger von Ten Kens, auf die ich noch zu sprechen kommen werde) am Mikro verausgaben würde. Tolles Klangbild, noch nicht völlig greifbar für mich, aber definitiv nicht reizlos. Siebeneinhalb von zehn rostigen Stahlröhren.
Mit Blackfilm – Midnight to 4 AM hätte der Sampler Anschluss an Bersarin Quartet finden können, hätte er ein Konzept gehabt, denn die Atmosphäre der beiden Stücke ist durchaus ähnlich. Das Album von Blackfilm hat offenbar sogar ein Konzept, aber damit habe ich mich noch nicht befasst. Das Stück setzt ein mit Knistern, Rauschen, Störgeräuschen, sich langsam öffnenden Augen. Sie sehen eine leere, verschneite Straße, bis in ihre hintersten Winkel erhellt von der grellen Vormittagssonne. Im Grunde passiert zunächst nichts, die verhallten Beats und das eisig tröpfelnde Geklimper geben keinen Rhythmus vor und an die Frauenstimme kann man sich nicht klammern, es ist das unstete, gedrungene Bewusstsein, das die Szenerie mit (paranoischem) Leben füllt. Bilder entstehen und vergehen, Bewegungen und vertraute Gesichter, einer Fata Morgana oder einem Polarlicht ähnlich…aber wo sollen die auf einmal herkommen in Norddeutschland bei minus 8°. Recht unsanft und plötzlich spürt man nach ca. 1:40 Minuten wieder den Boden unter den Füßen. Eine bedrängend tragische Streichermelodie dominiert kurzzeitig das Geschehen, die schwebenden Beatspielereien werden zum harten und unnachgiebigen Asphalt. Die Straße ist bei weitem nicht so friedlich und leer, wie man sie sich vorgestellt hat, man findet sich wieder inmitten von grimmigen Passanten mit austauschbaren Gesichtern, die sich gleichmäßig zähflüssig in eine Richtung schieben. Einige drängeln, schubsen und quetschen sich zwischen den anderen hindurch, man bekommt Kopfschmerzen und Schwindelanfälle. Zwischendurch scheint die ganze Straße wieder leer zu werden, man fällt wieder in dieses Luftschloss aus Trugbildern und vagen Ahnungen, bis einem die Realität wieder ihre Unausweichlichkeit ins Gedächtnis ruft. Zum Schluss übernehmen wieder der Nebel vor dem Bewusstsein und das stetige sich Entfernen von allem wieder die Oberhand.
Ein bisschen hat mich „Midnight to 4 AM“ an Burial erinnert, nicht zuletzt wegen des gesampleten Frauengesangs (und weil ich mich in dem Bereich kaum auskenne und deshalb auf keine vielleicht treffenderen Vergleichsmöglichkeiten Zugriff habe). Blackfilm gehen dabei deutlich aufdringlicher und eindeutiger vor als Burial, was hier aber keinesfalls so negativ gemeint ist, wie es sich vielleicht liest. Ich kann mittlerweile auch feststellen, dass man sowohl die vermittelte Atmosphäre als auch die zu ihrer Erzeugung verwendeten Mittel so oder so ähnlich durchaus schon mal gehört hat, wenn Ambient für einen kein völlig fremdes Terrain ist, wie sie aber verwendet werden, ist sehr gut und effektiv und ungefähr genau das, wonach ich aktuell unterbewusst wohl suche. Achteinhalb von zehn lebensgefährlich großen Eiszapfen an Laternenmästen.Ich hätte mich dabei durchaus gerne noch weiter der winterlichen Unbehaglichkeit von Blackfilm ausgesetzt, mit Kings of Convenience und „Freedom and It’s Owner“ geht es aber erst einmal an den Karibikstrand. So etwas kann lustig sein, wenn man dazu tanzen kann, die Band bietet allerdings eher die Sonnenuntergangs- und Lagerfeuer-Balladenvariante. Jetzt wird es schwierig, mir dazu noch irgendetwas einfallen zu lassen, denn im Grunde hast du damit einfach nur die falsche Person erwischt. Falscher könnte die Person eigentlich kaum sein. Ich könnte anmerken, dass der Gesang recht angenehm geraten ist, aber irgendwie hilft mir das nicht weiter. Kann verstehen, dass man nach mehreren Promos von maximal durchschnittlichen XYZ-Core-Alben auf dem Schreibtisch irgendetwas braucht, um wieder runterzukommen, aber ich persönlich habe bisher nie in meinem Leben das Bedürfnis nach Jack Johnson in der Indiedarling-Version gehabt (sorry, das klang jetzt bestimmt ahnungslos und unverschämt). Die Form von Zufriedenheit und guter Laune, die hier vermittelt wird, kann ich persönlich emotional nicht wirklich nachvollziehen. Nee. Das ist nichts für Muttis Tochter. Diplomatische vier von zehn Cocktailpappschirmchen.
Ich habe das Allschools-Review von dem Epilog & Misanthrop-Album, von dem „Paradies“ ist, gelesen und freue mich nun dementsprechend darauf, mich wieder im Seelendreck suhlen zu können. Gemessen an meinen Erwartungen war ich vom musikalischen Unterbau zunächst leicht enttäuscht, denn dieser weist in seiner entspannten Lockerheit leichte Ähnlichkeiten zu irgendeinem Fanta 4- oder Thomas D-Song auf, dessen Name mir gerade nicht einfällt. Bevor du mit verfaultem Gemüse nach mir wirfst, komme ich lieber gleich zum Text bzw. seinem Vortrag, denn dieser ist bei genauerer Betrachtung doch ziemlich bemerkenswert. Erst einmal ist es eine irgendwie völlig Rap-untypische Stimme (müsste man vielleicht mal Necrofiend vorspielen, wenn er wieder irgendwas von „Ghettogesang“ faselt), zweitens schmiegt sich diese so eng und natürlich an den Beat, dass es mir erst nach mehreren Durchläufen aufgefallen ist, dass man da auf Reime verzichtet. Große Leistung. Mit gleichbleibendem lakonischen Zynismus vorgetragen, zieht der Text einen Bogen von Aufbruchsstimmung zu Ernüchterung, hübsche aphorismenmäßige Passagen zum Zitieren sind auch viele dabei. War cool, könnte mit der Zeit sogar noch mehr wachsen. Siebeneinhalb von zehn Löchern durch die verkrustete Monotonie.
Jetzt bin ich mittlerweile ein bisschen zu müde für Jaga Jazzists „Day“, aber wie doof wäre es auch, aufzuhören, wenn einem nur noch drei Songs zum Bewerten bleiben. Mit seinem hellwachen, leicht verspielten Uptempo-Beat vermittelt das Stück auch wieder nicht ganz die Stimmung, der ich mir gerne aussetzen würde, aber was soll’s. Um diesen sich ständig verändernden und zu seiner alten Form zurückkehrenden Beat herum werden allerlei Ideen vorgeschlagen, verwirklicht und wieder verworfen, das geht von Klimperlounge über helles Café-Jazz-Saxophon zu irgendetwas anderem, ein gewisses Grundmotiv ist aber immer herauszuhören. Och, naja. Ich kann mit der leichtfüßigen Unverbundenheit des Stücks zumindest aktuell eigentlich nicht allzuviel anfangen, durch seine innere Harmonie und Logik kann ich es allerdings auch in meinem mäßig motivierten Zustand zumindest recht nett finden. Sechseinhalb von zehn Latte macchiatos-to-go.
Es ist verdammtnochmal neun Uhr (zumindest zu dem Zeitpunkt, an dem ich diesen Kommentar schrieb, haha), aber ich könnte mit dem Kopf voran auf die Tastatur fallen und einschlafen. Glücklicherweise wirkt Ten Kens – Grassmaster in dieser Situation wie ein über dem eigegen Kopf ausgekippter Eimer mit eiskaltem Wasser um drei Uhr morgens. Beginnend mit einer Bassline, die einem ein „Komm bloß nicht zu nahe!“ ans Herz zu legen scheint, geht der Song wieder über in klassischen Krawall-Noiserock, was Ten Kens dabei aber zum Beispiel Young Widows voraus haben, ist ihre Ambivalenz. Nach kaum dreißig Sekunden legt sich das Chaos, um eine klangliche Mulde für einen Part zu schaffen, den ich mir vor allem durch den tiefen und irgendwie erdlosgelösten Gesang ganz gut in einem 80er-New Wave-Song vorstellen könnte. Danach (also nach einem instrumentalen Wutasubruch) befeuet das nervöse Drumming mit der wieder sehr suspekten Bassline eine vielleicht nicht ganz unbegründete Paranoia – schließlich könnte jetzt wieder ein Ausraster folgen. Einen großen Anteil daran, dass das Ganze zu keiner Sekunde stumpf und immer gefährlich unberechenbar klingt, trägt der variable Gesang. Die Cleanstimme des Sängers ist besorgniserregend harmlos und klingt nach einem apathisch-süßen Brandstifterlächeln, der Schreigesang angenehm unprofessionell. Normalerweise ist Rockbandgeschrei deutlich stimmloser und klingt weniger authentisch nach Tobsuchtsanfall, hier klingt der Typ aber echt, als hätte er sich auf eine Reißzwecke gesetzt. Angenehm zu hören, dass man blinde Wut und gute Laune so widerspruchslos vereinen kann. Achteinhalb von zehn angezündeten, nur scheinbar achtlos in Richtung eines Benzintanks geworfenen Streichhölzern.
Da ich im Black Metal-Bereich dieses Jahr nur so halbaufmerksam zugehört habe und meine Lieblingsveröffentlichungen eine Split von Fell Voices und Ash Borer (sowie von ersteren noch eine Tour-CD-R, die letztendlich recht deutlich hinter Album und Demo zurückbleibt) und die jeweils nur Spurenelemente von BM enthaltenden Veröffentlichungen von A Forest of Stars, Lantlôs und Todtgelichter sind, war ich umso gespannter auf die mir bisher nur vom Namen und Genrezuordnung her bekannten Woe. Leider kann mich die Band mit „A Treatise o Control“ nicht wirklich davon überzeugen, bei „Quietly Undamatically“ (aber schöner Albumtitel immerhin) etwas verpasst zu haben. Was ich allerdings wirklich super finde, ist der Drumsound. Der klingt so richtig schön greifbar und naturbelassen nach Holz und Leder und sollte zumindest in dieser Sparte eigentlich immer so klingen. Fell Voices und Nachtmystium (aber nur auf „Instinct: Decay“) zeigen, dass sowas viel mehr Flair hat als Triggerquatsch und Drumcomputer. Der Drummer hat anscheinend Talent und bemüht sich ansich auch hörbar darum, Abwechslung und Dynamik reinzubringen, hangelt sich aber an einem mäßig spannenden Midtempo-Grundrhythmus entlang (passiert bei Fell Voices zum Beispiel selten bis nie), woran auch die vielen hübschen Verzierungen nicht wirklich etwas ändern können. Zur „Restmusik“ fällt mir gerade vor allem ein, dass der Bandkern einen Hardcore-Hintergrund haben und mit Black Metal normalerweise nichts am Hut haben soll, was ich angesichts der Musik gewissermaßen gut nachvollziehen kann. Das soll natürlich nicht gegen die Band ausgespielt werden (wie blöd wäre das denn auch…im Übrigen sieht es bei Fell Voices ganz ähnlich aus mit dem Hintergrund), aber mir kommt es so vor, als wäre die größte musikalische Ambition von Woe der Purismus, ein Purismus, der anderen Bands als selbstverständliche Ausgangslage dient (zum Beispiel Fell Voices…jaja, ich hör ja schon auf). Das arttypische Kreischen, die Atmosphäre, die man zu vermitteln versucht, auch die Gitarrenmelodien, die mich auf den Gedanken bringen, dass es im Black Metal ähnlich wie im Jazz so etwas wie eine begrenzte Auswal an harmonischen/melodischen Standards zum Interpretieren geben muss, sind um eine gewisse Authentizität bemüht, erreichen diese gewissermaßen auch, verpassen es aber, darüber hinauszugehen. Zudem kommt es mir so vor, als habe die Band regelrecht Angst vor Pathos und großen Gesten. Das Karge und Schroffe, das die Musik dadurch an sich hat, kann man mögen, muss man aber nicht – ich stelle nur fest, dass sich damit wieder der Spuch „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ bestätigt.
Das Drumming klingt vor allem aufgrund des Sounds durchaus aufregend, der Eindruck vom Rest ist mit einem Lisa Simpson-„meh“ wohl am besten umschrieben. Nett gemeinte sechs von zehn toten Ästen zur Proberaumdekoration.Aber sonst war’s gut. Hat mir viele tolle Sachen nähergebracht, danke dafür! 🙂
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trying to leave [COLOR=#808080]a mark more permanent than myself[/COLOR]meine sachen kommen auch noch die tage, versprochen! hab nur derzeit viel anderes zeug noch zu hören. denke aber dass diese woche noch die letzten fünf bewertungen kommen!
palez Schade bloß, dass die obligatorische Anzahl von irgendwelchen Sachen am Ende eines Kommentars hier teilweise nicht mehr so hoch sein wird wie vorher, was mir aber wahrscheinlich mehr Leid tut als dir.
was für „irgendwelche sachen“? 🙂
palezWenn ich alle Songs in einem Rutsch bewertet hätte, hätte ich dir den auffallenden Kontrast zwischen Firekites und Young Widows an den Kopf geworfen (ja, gut, das hatten wir eigentlich schon geklärt), da zwischen den beiden Review-Päckchen allerdings eine mehrtägige Pause liegt, habe ich schon wieder keinen Aufhänger. Die Band irgendwie auch nicht, denn der Einstieg gerät mit ein paar Gitarren-Fingerübungen und einem Anfang von vorne ebenso planlos wie mein Geschreibsel. Nach schnell überwundener Verwirrung legt „Delay Your Pressure“ aber mal ordentlich los; geboten wird irgendwie sowas Ähnliches wie Hardcore, schwarzgestrichen und von der Sorte, der man nicht unbedingt in einer dunklen Seitengasse begegnen möchte. Auf der Suche nach Referenzen kommt man dabei allerdings recht schnell im Albini-beherrschten Noise Rock der späten 80er und frühen 90er an, vor allem der Gitarrensound und sein gelegentliches stählernes Aufleuchten und Funkensprühen an Stellen, an denen man es nicht erwartet, ist zum Teil schon eine Respektserweisung an Big Black. Allgemein finde ich den Sound irgendwie völlig faszinierend, da er gleichzeitig unbearbeitet und nach Garage und nach ausrangierter Maschinenhalle klingt. Der Drummer spielt starrköpfig, nimmt ab ca. der Hälfte das Tempo raus und verschleppt den Song in seltsame Gefilde. Die Hardcore-Kante kommt vor allem durch den stiernackigen Bellgesang zwischen Page Hamilton und Henry Rollins, der mir hier nicht so ganz in den Kram passt. Vermutlich fände ich die Musik ein bisschen besser, wenn sich die Sängerin von Murmansk (oder der Sänger von Ten Kens, auf die ich noch zu sprechen kommen werde) am Mikro verausgaben würde. Tolles Klangbild, noch nicht völlig greifbar für mich, aber definitiv nicht reizlos. Siebeneinhalb von zehn rostigen Stahlröhren.
vielleicht gefällt dir der rest platte dann etwas mehr, da nicht unbedingt immer diese art des gesangs bedient wird. grundsätzlich gefällt mir an der platte (wie dir) der stark noisige unterton und generell die gitarren, aber auch die extreme hitdichte des albums. eigentlich ist jeder song da nen hit, hehe
palezIch hätte mich dabei durchaus gerne noch weiter der winterlichen Unbehaglichkeit von Blackfilm ausgesetzt, mit Kings of Convenience und „Freedom and It’s Owner“ geht es aber erst einmal an den Karibikstrand. So etwas kann lustig sein, wenn man dazu tanzen kann, die Band bietet allerdings eher die Sonnenuntergangs- und Lagerfeuer-Balladenvariante. Jetzt wird es schwierig, mir dazu noch irgendetwas einfallen zu lassen, denn im Grunde hast du damit einfach nur die falsche Person erwischt. Falscher könnte die Person eigentlich kaum sein. Ich könnte anmerken, dass der Gesang recht angenehm geraten ist, aber irgendwie hilft mir das nicht weiter. Kann verstehen, dass man nach mehreren Promos von maximal durchschnittlichen XYZ-Core-Alben auf dem Schreibtisch irgendetwas braucht, um wieder runterzukommen, aber ich persönlich habe bisher nie in meinem Leben das Bedürfnis nach Jack Johnson in der Indiedarling-Version gehabt (sorry, das klang jetzt bestimmt ahnungslos und unverschämt). Die Form von Zufriedenheit und guter Laune, die hier vermittelt wird, kann ich persönlich emotional nicht wirklich nachvollziehen. Nee. Das ist nichts für Muttis Tochter. Diplomatische vier von zehn Cocktailpappschirmchen.
schade dass ich dir damit derzeit auf den falschen fuß trete! ich bin ja ebenfalls nicht so der happy-music- und jack-johnson-hörer, aber kings of convenience sind für mich so eine gewisse oase im sumpf all der entweder zu depressiven oder zu langweiligen platten (wobei nichts gegen depressive platten gesagt werden soll – düster ist ja wie bei dir auch eher mein faible!). und halt all der xz-core-alben, die man bei allschools so vorgesetzt bekommt 😉 die dazugehörige platte ist für mich einfach nur ein traum und ein schieres sammelsurium an unbeschreiblich schöner und angenehm leichter nummern, und sowohl gesang als auch gitarrenspiel ziehen mich total in ihren bann. das ganze ist übrigens ein sideproject des, ich glaube the whitest boy alive sängers, wobei mir da persönlich bisher kings of convenience weitaus eher zusagen.
palezIch habe das Allschools-Review von dem Epilog & Misanthrop-Album, von dem „Paradies“ ist, gelesen und freue mich nun dementsprechend darauf, mich wieder im Seelendreck suhlen zu können. Gemessen an meinen Erwartungen war ich vom musikalischen Unterbau zunächst leicht enttäuscht, denn dieser weist in seiner entspannten Lockerheit leichte Ähnlichkeiten zu irgendeinem Fanta 4- oder Thomas D-Song auf, dessen Name mir gerade nicht einfällt.
ist auch der eingängige song der platte. der rest ist etwas strukturloser!
palez
Es ist verdammtnochmal neun Uhr (zumindest zu dem Zeitpunkt, an dem ich diesen Kommentar schrieb, haha), aber ich könnte mit dem Kopf voran auf die Tastatur fallen und einschlafen. Glücklicherweise wirkt Ten Kens – Grassmaster in dieser Situation wie ein über dem eigegen Kopf ausgekippter Eimer mit eiskaltem Wasser um drei Uhr morgens. Beginnend mit einer Bassline, die einem ein „Komm bloß nicht zu nahe!“ ans Herz zu legen scheint, geht der Song wieder über in klassischen Krawall-Noiserock, was Ten Kens dabei aber zum Beispiel Young Widows voraus haben, ist ihre Ambivalenz. Nach kaum dreißig Sekunden legt sich das Chaos, um eine klangliche Mulde für einen Part zu schaffen, den ich mir vor allem durch den tiefen und irgendwie erdlosgelösten Gesang ganz gut in einem 80er-New Wave-Song vorstellen könnte. Danach (also nach einem instrumentalen Wutasubruch) befeuet das nervöse Drumming mit der wieder sehr suspekten Bassline eine vielleicht nicht ganz unbegründete Paranoia – schließlich könnte jetzt wieder ein Ausraster folgen. Einen großen Anteil daran, dass das Ganze zu keiner Sekunde stumpf und immer gefährlich unberechenbar klingt, trägt der variable Gesang. Die Cleanstimme des Sängers ist besorgniserregend harmlos und klingt nach einem apathisch-süßen Brandstifterlächeln, der Schreigesang angenehm unprofessionell. Normalerweise ist Rockbandgeschrei deutlich stimmloser und klingt weniger authentisch nach Tobsuchtsanfall, hier klingt der Typ aber echt, als hätte er sich auf eine Reiszwecke gesetzt. Angenehm zu hören, dass man blinde Wut und gute Laune so widerspruchslos vereinen kann. Achteinhalb von zehn angezündeten, nur scheinbar achtlos in Richtung eines Benzintanks geworfenen Streichhölzern.du beschreibst sehr gut die faszination welche ich selber mit der band verbinde. ist übrigens in meinen jahrescharts auf dem ehrwürdigen zweiten platz, wobei ich mir manchmal auch nicht sicher bin ob vielleicht sogar der erste platz angebracht wäre. ganz so laut wie bei „grassmaster“ werden ten kens zwar nicht ganz so oft, doch die platte hat was ganz eigenes, faszinierendes. ein gefühl, das einen total einnimmt, das wie du sagst völlig authentisch wirkt und einen dadurch (und – nebenbei gesagt – durch die absolut fantastischen gitarren, den mitnehmenden, übrigens manchmal auch weiblichen gesang sowie all den kleinen, unauffälligen referenzen im sound) ganz tief in einen irgendwo berührt. und das klingt hoffentlich nicht so zweideutig, wie es sich gerade für mich liest, haha
palez
Da ich im Black Metal-Bereich dieses Jahr nur so halbaufmerksam zugehört habe und meine Lieblingsveröffentlichungen eine Split von Fell Voices und Ash Borer (sowie von ersteren noch eine Tour-CD-R, die letztendlich recht deutlich hinter Album und Demo zurückbleibt) und die jeweils nur Spurenelemente von BM enthaltenden Veröffentlichungen von A Forest of Stars, Lantlôs und Todtgelichter sind, war ich umso gespannter auf die mir bisher nur vom Namen und Genrezuordnung her bekannten Woe. Leider kann mich die Band mit „A Treatise o Control“ nicht wirklich davon überzeugen, bei „Quietly Undamatically“ (aber schöner Albumtitel immerhin) etwas verpasst zu haben. Was ich allerdings wirklich super finde, ist der Drumsound. Der klingt so richtig schön greifbar und naturbelassen nach Holz und Leder und sollte zumindest in dieser Sparte eigentlich immer so klingen. Fell Voices und Nachtmystium (aber nur auf „Instinct: Decay“) zeigen, dass sowas viel mehr Flair hat als Triggerquatsch und Drumcomputer. Der Drummer hat anscheinend Talent und bemüht sich ansich auch hörbar darum, Abwechslung und Dynamik reinzubringen, hangelt sich aber an einem mäßig spannenden Midtempo-Grundrhythmus entlang (passiert bei Fell Voices zum Beispiel selten bis nie), woran auch die vielen hübschen Verzierungen nicht wirklich etwas ändern können. Zur „Restmusik“ fällt mir gerade vor allem ein, dass der Bandkern einen Hardcore-Hintergrund haben und mit Black Metal normalerweise nichts am Hut haben soll, was ich angesichts der Musik gewissermaßen gut nachvollziehen kann. Das soll natürlich nicht gegen die Band ausgespielt werden (wie blöd wäre das denn auch…im Übrigen sieht es bei Fell Voices ganz ähnlich aus mit dem Hintergrund), aber mir kommt es so vor, als wäre die größte musikalische Ambition von Woe der Purismus, ein Purismus, der anderen Bands als selbstverständliche Ausgangslage dient (zum Beispiel Fell Voices…jaja, ich hör ja schon auf). Das arttypische Kreischen, die Atmosphäre, die man zu vermitteln versucht, auch die Gitarrenmelodien, die mich auf den Gedanken bringen, dass es im Black Metal ähnlich wie im Jazz so etwas wie eine begrenzte Auswal an harmonischen/melodischen Standards zum Interpretieren geben muss, sind um eine gewisse Authentizität bemüht, erreichen diese gewissermaßen auch, verpassen es aber, darüber hinauszugehen. Zudem kommt es mir so vor, als habe die Band regelrecht Angst vor Pathos und großen Gesten. Das Karge und Schroffe, das die Musik dadurch an sich hat, kann man mögen, muss man aber nicht – ich stelle nur fest, dass sich damit wieder der Spuch „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ bestätigt.
Das Drumming klingt vor allem aufgrund des Sounds durchaus aufregend, der Eindruck vom Rest ist mit einem Lisa Simpson-„meh“ wohl am besten umschrieben. Nett gemeinte sechs von zehn toten Ästen zur Proberaumdekoration.vielleicht wirkt das stück etwas anders als es soll so ganz ohne den rest der platte, weil auf „quietly undrammaticly“ durchaus nicht mit pathetischen momenten gespaart wird. schade dass ich dich (wie so viele andere) nicht für die platte gewinnen konnte, ich jedenfalls bin immer noch von der wucht und der trotzdem damit vereinbarten atmosphäre sehr angetan!
Ilowas für „irgendwelche sachen“? 🙂
Rostige Stahlröhren, Cocktailpappschirmchen, ausgeschlagene Zähne, etc. Eine einfache x/10-Bewertung kommt mir nicht mehr in die Tüte. :haha:
Iloschade dass ich dir damit derzeit auf den falschen fuß trete! ich bin ja ebenfalls nicht so der happy-music- und jack-johnson-hörer, aber kings of convenience sind für mich so eine gewisse oase im sumpf all der entweder zu depressiven oder zu langweiligen platten (wobei nichts gegen depressive platten gesagt werden soll – düster ist ja wie bei dir auch eher mein faible!). und halt all der xz-core-alben, die man bei allschools so vorgesetzt bekommt 😉 die dazugehörige platte ist für mich einfach nur ein traum und ein schieres sammelsurium an unbeschreiblich schöner und angenehm leichter nummern, und sowohl gesang als auch gitarrenspiel ziehen mich total in ihren bann. das ganze ist übrigens ein sideproject des, ich glaube the whitest boy alive sängers, wobei mir da persönlich bisher kings of convenience weitaus eher zusagen.
„Derzeit“? Grundsätzlich! ^^‘
Ich habe eigentlich auch meine musikalischen gute Laune-Oasen, KOC spielen halt bloß nicht die Art von Happy Happy Joy Joy-Musik, die ich (manchmal zumindest) mag. Eigentlich schade, dass mich diese innere Barriere da so limitiert.Ilodu beschreibst sehr gut die faszination welche ich selber mit der band verbinde. ist übrigens in meinen jahrescharts auf dem ehrwürdigen zweiten platz, wobei ich mir manchmal auch nicht sicher bin ob vielleicht sogar der erste platz angebracht wäre. ganz so laut wie bei „grassmaster“ werden ten kens zwar nicht ganz so oft, doch die platte hat was ganz eigenes, faszinierendes. ein gefühl, das einen total einnimmt, das wie du sagst völlig authentisch wirkt und einen dadurch (und – nebenbei gesagt – durch die absolut fantastischen gitarren, den mitnehmenden, übrigens manchmal auch weiblichen gesang sowie all den kleinen, unauffälligen referenzen im sound) ganz tief in einen irgendwo berührt. und das klingt hoffentlich nicht so zweideutig, wie es sich gerade für mich liest, haha
Liest sich spannend, kommt auf die Liste. 🙂
Ilovielleicht wirkt das stück etwas anders als es soll so ganz ohne den rest der platte, weil auf „quietly undrammaticly“ durchaus nicht mit pathetischen momenten gespaart wird. schade dass ich dich (wie so viele andere) nicht für die platte gewinnen konnte, ich jedenfalls bin immer noch von der wucht und der trotzdem damit vereinbarten atmosphäre sehr angetan!
Vielleicht gebe ich der Band noch eine zweite Chance, Potential scheint ja durchaus vorhanden zu sein.
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trying to leave [COLOR=#808080]a mark more permanent than myself[/COLOR]bei woe ist es ja auch so dass ich bis jetzt nur die online-zines/magazine die platte hab lorbeeren verteilen sehen, während sowohl bei mir in den comments auf allschools als auch im forum nie wirklich was positives über die platte verloren wurde. da sich aber rezensenten gezwungenermaßen mit einer platte auseinander setzen müssen zeigt das ja eigentlich sehr gut, wo bei der sache der hund begraben ist: die platte braucht zeit. war bei mir übrigens nicht anders, nach dem ersten hören hatte ich eigentlich erst so eine 4/10 oder 5/10 bewertung im kopf. am ende wurde es dann aber eine 9/10, haha
Sorry sorry sorry dass das so lange gedauert hat! Aber Gran Turismo 5 und mehrere Songs mit einer Laufzeit von 20 Minuten haben es mir nicht gerade einfach gemacht, mal eben ein paar Sätze aus dem Ärmel zu zaubern. Jetzt aber:
Crippled Black Phoenix erwecken schon mal für mich insofern Interesse, als dass ich im Vorfeld lesen darf dass da unter anderem Mitglieder von Electric Wizard und Mogwai (was für eine Mischung!!) beteiligt sind. Ganz so wie die Hauptbands klingt das aber nicht, von Electric Wizard ist da jedenfalls nichts zu hören und höchstens Mogwai könnte man aufgrund des im Laufe des Songs immer stärker werdenden Post-Rock-Anstrich in Erwägung ziehen. Sie als Post-Rock abzustempeln wäre aber zu leicht, schließlich wären da noch diese recht rockigen Parts mit dazu gehörigem Gesang. Auffällig ist auch das recht dominante Klavier, welches öfter an der Seite der Gitarre durch den Song führt. Doch Hand aufs Herz: Nützt es, sich hier groß mit der stilistischen Frage zu beschäftigen? Fakt ist: Irgendwie ist das Post-Rock und irgendwie auch nicht, und Fakt ist dass das hier eine ganz bestimmte Atmosphäre hat für die andere Bands aus diesem Sektor töten würden. Gerade die intensiveren Parts haben es in sich – gerade in Sachen Drumming. Aber auch die ruhigeren, leitenden, zu meist wiederum instrumentalen Momente erfüllen durchaus ihren Zweck. Kann man sich definitiv anhören – und wächst mit jedem Hördurchgang.
Kiss It Goodbye kannte ich bis Dato immer nur vom Namen. Irgendwas aus der Hardcore-Ecke sollte es sein, der mir hier aufs Silbertablett gelegte Song „Sick Day“ erinnert mich jedoch viel mehr an Sludge der Marke Crowbar mit einer Art Phil Anselmo am Mikro. Die 8-minütige Nummer lebt vor allem von einem bestimmten Riff, wenngleich der Song im Laufe seiner Spielzeit diverse Wandlungen und Erweiterungen durchlebt. Schön ist dass die Aggression gerade von Seiten des Sängers absolut abzukaufen ist, dass ein gewisser Groove und dieses gewisse 90s-Feeling gegeben sind. Brachial und atmosphärisch wirkt das Ganze dann letztlich auf mich, obgleich ich das ganze Album gehört haben müsste, damit es wirklich bei mir Klick macht.
Was mir bei Weakling sofort positiv auffällt ist diese raue, wuchtige Produktion. Was mir danach auffällt ist die Tatsache, dass das ganze jetzt 20 Minuten dauern soll. Aber passt schon: Weakling machen ihre Sache gut, lassen einen in fast schon wärmenden Gitarrenwänden versinken und haben durchaus ihre Momente um wieder wach gerüttelt zu werden, sollte man im Zuge der langen Spielzeit doch einmal etwas unaufmerksam werden. Ich muss sagen dass ich mich mit Weakling dennoch etwas schwer getan habe, weil das Ganze trotz einiger dieser markanten Momente als Ganzes immer noch nicht hundertprozentig für mich greifbar ist, obwohl ich den Song jetzt sicher schon fünfmal gehört habe (und das bei der Spielzeit!). Dennoch: Irgendwas hat dieser Song; irgendwas Sogartiges, Fesselndes, Beklemmendes. Und deswegen kann es gut sein dass das nicht der letzte Song war, den ich von dieser Band gehört habe. Und scheiße, noch mal: Krass, wie sich das anfühlt, von diesem Song dann doch irgendwann in die Stille zurückgelassen zu werden. Gänsehaut.
Bei Fell Voices fühl ich mich nach einiger Zeit etwas an Altar Of Plagues erinnert. Der nächste Longtrack mit einer Spielzeit von 20 Minuten auf diesem Sampler wird nämlich ebenfalls getragen von atmosphärischen Tremolopicking-Melodien, Rückkopplungen, mal ruhigeren, mal wüsteren Parts (und das dazugehörige Kontrastspiel) und einer sich ab und an einschaltenden, recht Black-Metal-typischen Stimme. Im Grunde genommen könnte der Track auch genauso gut von Altar Of Plagues stammen. Ist aber nicht weiter schlimm, denn Altar Of Plagues sind großartig und dieser Song ist es ebenfalls. Warum? Weil die 20 Minuten mit viel Leben und Emotion vollgepackt sind, weil die Laut-Leise-Wechsel gekonnt manövriert werden und weil sich so viele spannende Momente im Laufe der Spielzeit entwickeln, wo vor allem das einen völlig in seinen Bann ziehende Drumming erwähnenswert ist.
Doch weg vom atmosphärischen Black Metal. Wobei: Weit weg geht’s dann doch irgendwie nicht, denn Lycia laden/lädt ebenfalls zum Abtauchen in zutiefst atmosphärischen und gerne auch mal etwas lauteren Klangwelten. Stilistisch geht die Tendenz jedoch eher in Richtung klangtechnisch etwas verspielteren, sphärischeren Drone, welcher mich persönlich leicht an die Großtaten von The Angelic Process denken lässt – nur, dass das Ganze hier gänzlich ohne Gesang auskommt. Das hat Tiefgang, bietet viele kleine, interessante Nuancen und damit Stoff zum Entdecken und zieht einen gerade unter Kopfhörern schnell in seinen Sog. Könnte man sich notieren.
Am Ende dürfen endlich Swans noch mal ran. Endlich, weil ich mich auf Swans eigentlich am meisten gefreut habe und dann etwas enttäuscht war zu sehen, dass es sich um den letzten Track des Samplers handelt. Aber macht natürlich auch mehr Sinn: Zum einen, weil das hypnotische, endlos um einen zischende und absolute intensive Hauptriff sowie generell diese ganze auf 20 Minuten ausgedehnte Power perfekt für einen Abschluss sind, zum anderen weil der völlig plötzlich kommende Schrei am Ende auch irgendwie was lustiges hat, hehe. Was bleibt ansonsten zu sagen? Das Ganze wirkt magisch, mystisch, irrational und faszinierend und schnell wird klar, warum ausgerechnet Swans einer deiner Lieblingsbands sind. Vielleicht sollte ich sie auch mal zu einer meiner Lieblingsbands machen – das war ja schon ewig fällig. Daher hier noch mal die Frage: Was würdest mir denn albumtechnisch so ans Herz legen? J
So, nach 6 Songs mit einer ungefähren Gesamtspielzeit von 95 Minuten (!!), welche ich mir dann auch noch mal unzählige Male angehört habe bin ich endlich durch. Doch was heißt endlich: Gerade diese 95 Minuten waren noch mal absolut spannend und auch davor gab’s eine Menge Perlen wie Jay Munly, Tarantella, Nico oder Tori Amos und sicherlich werde ich nach diesem „Battle“ einiges mitnehmen. Jetzt darfst du mich abschließend noch mal mit Albentipps behäufen und ich geh gleich mal meine dicken Kopfhörer aus der Reparatur abholen, damit ich das Ganze auch perfekt später genießen kann. J
IloKiss It Goodbye kannte ich bis Dato immer nur vom Namen. Irgendwas aus der Hardcore-Ecke sollte es sein, der mir hier aufs Silbertablett gelegte Song „Sick Day“ erinnert mich jedoch viel mehr an Sludge der Marke Crowbar mit einer Art Phil Anselmo am Mikro. Die 8-minütige Nummer lebt vor allem von einem bestimmten Riff, wenngleich der Song im Laufe seiner Spielzeit diverse Wandlungen und Erweiterungen durchlebt. Schön ist dass die Aggression gerade von Seiten des Sängers absolut abzukaufen ist, dass ein gewisser Groove und dieses gewisse 90s-Feeling gegeben sind. Brachial und atmosphärisch wirkt das Ganze dann letztlich auf mich, obgleich ich das ganze Album gehört haben müsste, damit es wirklich bei mir Klick macht.
Kann ich eigentlich alles nachvollziehen/unterschreiben. 🙂
IloWas mir bei Weakling sofort positiv auffällt ist diese raue, wuchtige Produktion. Was mir danach auffällt ist die Tatsache, dass das ganze jetzt 20 Minuten dauern soll. Aber passt schon: Weakling machen ihre Sache gut, lassen einen in fast schon wärmenden Gitarrenwänden versinken und haben durchaus ihre Momente um wieder wach gerüttelt zu werden, sollte man im Zuge der langen Spielzeit doch einmal etwas unaufmerksam werden. Ich muss sagen dass ich mich mit Weakling dennoch etwas schwer getan habe, weil das Ganze trotz einiger dieser markanten Momente als Ganzes immer noch nicht hundertprozentig für mich greifbar ist, obwohl ich den Song jetzt sicher schon fünfmal gehört habe (und das bei der Spielzeit!). Dennoch: Irgendwas hat dieser Song; irgendwas Sogartiges, Fesselndes, Beklemmendes. Und deswegen kann es gut sein dass das nicht der letzte Song war, den ich von dieser Band gehört habe. Und scheiße, noch mal: Krass, wie sich das anfühlt, von diesem Song dann doch irgendwann in die Stille zurückgelassen zu werden. Gänsehaut.
Auch hier kann ich das Geschriebene absolut nachvollziehen, vor allem auch das Markierte.
IloBei Fell Voices fühl ich mich nach einiger Zeit etwas an Altar Of Plagues erinnert. Der nächste Longtrack mit einer Spielzeit von 20 Minuten auf diesem Sampler wird nämlich ebenfalls getragen von atmosphärischen Tremolopicking-Melodien, Rückkopplungen, mal ruhigeren, mal wüsteren Parts (und das dazugehörige Kontrastspiel) und einer sich ab und an einschaltenden, recht Black-Metal-typischen Stimme. Im Grunde genommen könnte der Track auch genauso gut von Altar Of Plagues stammen. Ist aber nicht weiter schlimm, denn Altar Of Plagues sind großartig und dieser Song ist es ebenfalls. Warum? Weil die 20 Minuten mit viel Leben und Emotion vollgepackt sind, weil die Laut-Leise-Wechsel gekonnt manövriert werden und weil sich so viele spannende Momente im Laufe der Spielzeit entwickeln, wo vor allem das einen völlig in seinen Bann ziehende Drumming erwähnenswert ist.
Ich finde eigentlich nicht, dass da große Ähnlichkeiten mit Altar of Plagues bestehen, einerseits weil sie mehr Einflüsse aus anderen Genres zulassen, andererseits weil sie auch und vor allem aufgrund ihrer meist recht sauberen Produktion bodenständiger klingen als FV. Aber schön, dass dir gerade der Drummer so positiv aufgefallen ist, denn der ist meiner Meinung nach locker der beste in seinem Bereich.
IloDoch weg vom atmosphärischen Black Metal. Wobei: Weit weg geht’s dann doch irgendwie nicht, denn Lycia laden/lädt ebenfalls zum Abtauchen in zutiefst atmosphärischen und gerne auch mal etwas lauteren Klangwelten. Stilistisch geht die Tendenz jedoch eher in Richtung klangtechnisch etwas verspielteren, sphärischeren Drone, welcher mich persönlich leicht an die Großtaten von The Angelic Process denken lässt – nur, dass das Ganze hier gänzlich ohne Gesang auskommt. Das hat Tiefgang, bietet viele kleine, interessante Nuancen und damit Stoff zum Entdecken und zieht einen gerade unter Kopfhörern schnell in seinen Sog. Könnte man sich notieren.
Dito. Erstaunlich ist dabei der eigentliche Minimalismus der Musik und die Tatsache, dass das Stück 1994 veröffentlicht wurde. Der epischen Songaufbau und ebensolche Länge sind für Lycia nicht typisch, außerdem wird die Musik meist durch verhuschten Flüstergesang ergänzt. Das grundsätzliche Klangbild ist aber ähnlich (wenn auch die Dark Wave-Wurzeln deutlicher zu Tage treten), weswegen du dir zumindest „Live“ und „A Day In The Stark Corner“ anhören solltest.
IloAm Ende dürfen endlich Swans noch mal ran. Endlich, weil ich mich auf Swans eigentlich am meisten gefreut habe und dann etwas enttäuscht war zu sehen, dass es sich um den letzten Track des Samplers handelt. Aber macht natürlich auch mehr Sinn: Zum einen, weil das hypnotische, endlos um einen zischende und absolute intensive Hauptriff sowie generell diese ganze auf 20 Minuten ausgedehnte Power perfekt für einen Abschluss sind, zum anderen weil der völlig plötzlich kommende Schrei am Ende auch irgendwie was lustiges hat, hehe. Was bleibt ansonsten zu sagen? Das Ganze wirkt magisch, mystisch, irrational und faszinierend und schnell wird klar, warum ausgerechnet Swans einer deiner Lieblingsbands sind. Vielleicht sollte ich sie auch mal zu einer meiner Lieblingsbands machen – das war ja schon ewig fällig. Daher hier noch mal die Frage: Was würdest mir denn albumtechnisch so ans Herz legen?
Es fiel mir bis vor kurzem noch schwer, anderen Leuten Alben von Swans zu empfehlen. Aufgrund der stilistischen Diversität der Band habe ich mit meinen Tipps schon manch einen verschreckt :-X. Bei „Swans Are Dead“, von dem auch dieser Song ist, könnte ich es allerdings im Gegensatz zu allen anderen Veröffentlichungen der Band absolut nicht nachvollziehe, wenn es jemandem nicht gefällt. Über die volle Länge von zwei Stunden nimmt man teil an einer Reise in psychische Abgründe, in die Mitte des Nichts, hat das Gefühl, die Antwort auf große existentielle Fragestellungen zu bekommen, und kann der Band dabei zuhören, wie sie sich selbst zu Grabe trägt. Bestimmt in meiner Top 3 der besten Alben aller Zeiten. Und ich weine gar nicht mal so oft bei Musik, aber „Blood Promise“ hat mich dazu gebracht.
Freut mich, dass du mit meinem Sampler so viel anfangen konntest, Hören und Lesen hat mir Spaß gemacht. 🙂
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